Urmel aus dem Eis
noch als letzter Ausweg. Zunächst eilten Tibatong und Tim Tintenklecks hinunter an den Strand. Sie schlitterten mehr, als daß sie gingen. Zeitweilig segelten sie mit ausgebreiteten Armen, um nicht hinzufallen. Die Jacke des Professors flatterte wie eine Fahne im Sturmwind hinter ihm her.
Vergeblich! Sie hätten genausogut zu Hause bleiben können. Dabei hatte sich der Professor so eine schöne, gelehrte und moralische Rede ausgedacht, vom Paradies, vom Sündenfall und von Kain und Abel...
Sie waren noch gar nicht unten, da war der König schon wieder oben! Oben in der Luft nämlich, mit seinem Hubschrauber. Er war sofort hineingeklettert und aufgestiegen, um das Urmel aus der Luft zu verfolgen.
Sami richtete in der früheren Urmel-Babystube das Jagdlager her: Heia Safari! Die Hängematte machte er zum königlichen Bett; dann spannte er den Sonnenschirm auf und verteilte die Kleider auf Bügeln in den Ästen.
Als ihn Tim Tintenklecks anredete und ihn bat, ihnen zu helfen, zuckte er nur die Achseln. „Nichts zu machen, Seine Majestät ist jetzt wütend, da läßt er nicht mit sich reden. Und das kann Tage dauern. Ein König ist es nun einmal von Kind auf gewöhnt, alles zu bekommen, was er will. Er hat sowieso schlechte Laune, weil man ihm die Krone weggenommen hat. Jetzt will er eben das Urmeltier haben...“
Es hatte wohl keinen Sinn, auf die Rückkehr des Königs zu warten. Für sie unerreichbar, kreiste er über der Insel. Bedrückt traten Tibatong und Tim den Rückweg an.
Wutz und Ping Pinguin waren ebenfalls fortgegangen.
Vorhin, als sich alle getrennt hatten, wollte Wutz gleich davonstürmen. Aber Ping Pinguin hielt sie zurück: „Nicht so pfnell! Erst nachdenken!“ rief er.
„Nachdenken?“ Wutz schnaufte empört. „Mit Nachdenken vergeht der Tag, und es kommt die Nacht, und der König findet das Urmel, und alles Nachdenken ist vergeblich gewesen.“
„Wo würdest du hingehen, wenn du dich verstecken müßtest?“
„Ich muß mich ja nicht verstecken!“
„Ich meine ja nur, wenn!“
„Wozu soll ich darüber nachdenken, wenn ich mich nicht verstecken muß — öff?“ Wutz vermochte Ping Pinguins Überlegungen nicht zu folgen.
Ping Pinguin setzte sie ihr auseinander: „Weil das Urmel vielleicht genau dasselbe denken würde wie du, und dann brauchten wir jetzt nur dahin zu gehen, wo du hingehen würdest — und hätten das Urmel pfon gefunden!“
„Ach — wirklich?“ grunzte Wutz erfreut. „Wo würde ich denn hingehen — öff?“
„Das will ich ja gerade von dir wissen.“ Ping Pinguin wurde ungeduldig. „Ich jedenfalls wüßte, wo ich hingehen würde...“
„Dann sag es doch!“
„In Wawas Mupfel! Ich ginge dorthin und machte die Pfalen über mir zu, und niemand könnte mich finden!“ Wutz schaute ihn an wie eine himmlische Erscheinung. „Jaja, öfföff! Das Urmel ist bestimmt in der Muschel!“
Über ihnen donnerte der Hubschrauber.
Eilig trabte Wutz voraus. Ping Pinguin watschelte hinter ihr her, so schnell ihn seine Schwimmfüße trugen. Er war so stolz, das Urmel allein durch Nachdenken gefunden zu haben! Und er freute sich, daß Wutz nun nie mehr auf seine Mupfel schimpfen konnte, und hätte er sie auch mit sämtlichen weißen Hemden der Welt ausgepolstert, und er war froh, Wawa wiederzusehen, der ganz sicher neben dem Urmel in der Muschel saß und ihm seine besinnliche Geschichte von der Sonne und dem Mond erzählte, die über ihn dahinzogen.
Aber als sie hinter den großen Felsen am Kiesstrand vorder verschlossenen Muschel standen, hörten sie nichts. „Sie fürchten sich, weil sie nicht wissen, daß wir, ich und du, es sind!“ flüsterte Ping Pinguin zuversichtlich. „Wir sind es, Wutz und Ping Pinguin!“ krähte er laut. „Macht auf!“
Wutz blickte auf die Muschel und danach auf ihren wohlgerundeten Bauch und brummte: „Sag mal — glaubst du — öff —, daß ich in diese Muschel hineinpasse?“
„Ich war schon drin!“ Ping Pinguin klopfte sich mit den Flügelstummeln auf die Federbrust. „Aber du... du bist bestimmt zu dick!“
„Eben! Wie soll dann erst das Urmel darin Platz haben?“ seufzte Wutz.
Ping Pinguin zwinkerte verlegen mit den kugelrunden Augen. „Das haben wir nun von deiner Nachdenkerei! Nur kostbare Zeit verloren!“ Wutz war empört.
Genauso erfolglos blieb Schusch. Er kreiste immer wieder über der Insel, entweder direkt über den Baumwipfeln oder hoch unter den Wolken — umsonst! Von dem Urmel war nicht die kleinste
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