Urmel fliegt ins All
Nicht einmal dem Professor hatte
sie bisher ein so großzügiges Angebot gemacht.
Wutz und
Urmel bekamen besonders große Flugdüsen ausgeliehen. Jeder zwei, denn Wutz
traute den komischen Röhren nicht so ganz, die da auf ihrem Rücken
festgeschnallt wurden.
Dann nahmen
sie Abschied von dem kleinen Bauch-Mädchen Alol, das bald ein Kopf-Mädchen sein
würde. Neschnem-Kopf Otto versprach, ihre Studien persönlich zu betreuen.
Winzig stand
sie im Park und winkte noch immer zu ihnen empor, als sie schon längst über die
Küste des Lettim-Meeres dahinbrausten!
Alle anderen
waren ja nun schon erfahrene Düsenflieger, aber Wutz und Urmel mußten sich erst
daran gewöhnen.
Wutz
streckte die Schnauze voraus und alle vier Füße von sich. Ihre Ohren und ihr
Schwänzchen flatterten.
«Daß so was
Fettes sich in die Luft erheben kann!» Ping Pinguin kicherte. Und stolz auf
seine Flugkünste, schlug er die tollsten Kapriolen vor ihrer Nase.
«Hau ab!»
grunzte sie. «Ich garantiere für nichts!»
«Gleich gibt
es einen Tschusammenstoß!» meinte Wawa besorgt.
«Was kann
man anderes erwarten, wenn Laien flägen!» sagte Schusch.
Am
vergnügtesten war das Urmel. Es flog mit dem Professor und Tim Tintenklecks in
einer Formation. Aufgeregt flatterte es mit den kleinen Flügeln auf seinem
Rücken, als ob das irgendeinen Sinn gehabt hätte. «Ich fühle deutlich, daß ich
ein Fliegetier bin! Alle meine Vorfahren waren Fliegetiere. Ich könnte ganz
alleine fliegen, wenn ich wollte.»
«Interessant!»
murmelte Tibatong. Er war vollauf damit beschäftigt, seine Jacke festzuhalten,
deren Schöße im Wind wehten. «Schade, daß uns niemand fotografiert!» rief er.
«Ich würde zu gern Direktor Doktor Zwengelmann diese Aufnahme als
Ansichtspostkarte schicken — und sehen, was er für ein Gesicht macht, wenn er
sie bekommt.»
«Lieber
nicht. Du hast mit deinem Briefeschreiben schon genug Unheil angerichtet —
öfföff. Übrigens kitzeln mich diese Düsen ganz entsetzlich am Hinterteil!»
«Ein bißchen
Massage pfadet dir gar nichts!» Das Urmel streckte sich ganz lang aus, von der
Nase bis zur Schwanzspitze. Es schoß dahin wie ein Torpedo, mit der Eleganz
eines Haifisches oder eines Delphins. Es war — wie der Professor erstaunt
bemerkte — ein ganz neues Urmel.
«Freunde»,
krähte Ping Pinguin, «es ist so pfön zu fliegen, laßt uns ein Lied singen!»
«Aber kein
trauräges!»
«Nein, ein
ganz lustiges, vielleicht: Pflaf, Kindchen, pflaf...»
«Ach, warum
nicht gleich: А — В — Tsche, die Katze lief im Schnee...?»
Jedoch,
bevor sie sich einigen konnten, überflogen sie bereits das Ufer der Insel
Leregnu, sie sahen den Raketenstartplatz unter sich, die Mauer des Forschungsgeländes,
den Allfruchtbaumpark und ihr schwebendes Haus. Sie landeten und fuhren mit der
Rolltreppe empor, um des Professors Sachen zusammenzupacken, das heißt, Wutz
wollte es tun.
Aber Annim,
die vielgliedrige, zweiköpfige Haushälterin, hatte bereits alles erledigt und
reichte ihr den kleinen Reisekorb. Das ärgerte Wutz mächtig. Sie raunte dem
Professor zu: «Was fällt dieser Person ein, in deinen Sachen herumzuschnüffeln?
Das gefällt mir nicht! Auch daß hier alles so perfekt ist, so ordentlich und sauber!
Überall blitzt und blinkt es, und wenn man etwas tun will, surrt schon ein
Apparat los. Ausgesprochen unnütz fühle ich mich. Wie sollte ich wohl hier
einen richtigen Hausputz machen?»
«Ja, ja»,
Professor Habakuk Tibatong nickte, «merk dir das ruhig, Wutz, so ein bißchen
Unordnung hat auch ihren Reiz!»
Wutz sah ihn
zweifelnd an. «So habe ich es eigentlich nicht gemeint — öfföff .«
Neschnem-Kopf
Otto hatte inzwischen das Raumschiff Terra I zum Start vorbereitet.
Aber ehe sie
einstiegen, machte er Ping Pinguin noch eine große Freude. Am Fuße der
Aluminiumtreppe stand etwas, auf das er mit einem Schrei des Entzückens
zuwatschelte. «Eine Riesenmupfel! Eine Riesenmupfel!»
«Ein
Geschenk für dich, aus Kunststoff geschäumt.»
«Ein Gepfenk!
Eine gepfäumte Mupfel!» Ping Pinguin war überwältigt.
Die
Riesenmuschel, die leicht wie eine Feder war, wurde im Raumschiff verstaut.
«Ach, und
was kriege ich nun?» fragte das Urmel betrübt.
Neschnem-Kopf
Otto lächelte. «Ich konnte dir keinen Urmelkameraden züchten. Aber ich werde
den ganzen weiten Weltraum danach absuchen. Vielleicht finde ich einen!» Damit
waren aber Neschnem-Kopf Ottos Überraschungen noch nicht zu Ende. Dem Professor
schenkte er einen
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