Urmel fliegt ins All
länger ein Bauch-Kind sein. Ich will ein Neschnem-Kopf werden. Ich will etwas
Ordentliches lernen und studieren.»
«O Schande,
du willst lernen und arbeiten?»
«Du hast
richtig gehört!»
«Dann ist es
mit uns aus!» jammerte der Oberbauch. «Dann wird es bald überhaupt keine Bäuche
mehr geben!»
«Es wäre auch
nicht schade darum!» rief Neschnem-Kopf Otto. «Die Zeit ist längst reif dafür.
Also, sagen Sie ja, vor all diesen Zeugen!»
«Meinetwegen!
Wenn es gar nicht anders geht... Aber laßt wenigstens mich und meine Gattin in
Frieden als Bäuche alt werden!»
«Daran wird
sich wohl nichts ändern lassen.»
Jetzt
öffnete Neschnem-Kopf Otto endlich die Tür und stellte das Förderband auf
«Rücklauf». Einer nach dem anderen wurden sie mit dem Rücken voran
heraustransportiert, als erster Mixam, danach die all ihrer Kostbarkeiten
beraubte Arabrab, der die Haare wirr und feucht am winzig kleinen Kopf klebten.
Dann der Oberbauch Boban selbst, klitschnaß und rotgeschrubbt.
Kaum waren
sie unter freiem Himmel, fielen sie in Ohnmacht. Sie sanken in ihren
Schwebe-Rollsesseln zusammen. Als erster erwachte der Meisterkoch Mixam:
«Hiermit kündige ich. Ich will nicht länger Ihr Koch sein!»
«Auch
recht», antwortete der Oberbauch matt. «Dann essen wir eben nur noch
Fertiggerichte. Es ist sowieso ein unverantwortlicher Luxus, heute noch einen
Koch zu haben.»
«Ich muß
mich hinlegen, nach all der Aufregung!» sagte die Gattin Arabrab seufzend.
Dasselbe Bedürfnis empfand auch der Oberbauch.
Da niemand
etwas dagegen hatte, daß sie verschwanden, betätigten sie ihre Druckknöpfe und
entschwebten in den Sesseln durch die Schlafzimmerfenster des ersten Stockes.
Auch der
Meisterkoch Mixam wollte fort. Er hatte ein rabenschwarzes Gewissen. «Es tut
mir so leid», murmelte er und streckte Wutz die Hand hin. Sie übersah sie
hochnäsig. «Ich nehme es zur Kenntnis — öfföff. Aber ich wünsche Sie nicht
länger zu sehen, die Erinnerung ist zu gräßlich!»
Mixam
entfernte sich. Er begab sich in sein Kochappartement, um seine Sachen zu
packen. Wie er sagte, wollte er in einer weit entfernten Gegend
Universitätsprofessor für Fressologie werden.
Man nimmt mehrmals Abschied
Nun fühlten
sich alle schon viel wohler. «Wollen wir jetscht das greuliche Ding noch
tschertrümmern oder in die Luft sprengen?» fragte Wawa. Er schielte mit einem
Gesicht voller Sorgenfalten auf die offene Tür der automatischen Schlachtanlage.
Neschnem-Kopf Otto verriegelte sie fest und sagte, daß er das Monstrum vom
Museum abholen lassen würde. Und außerdem wollte er dafür sorgen, daß
Schreckensinstrumente dieser und ähnlicher Art aus früheren, unkultivierten
Zeiten nie mehr ausgeliehen werden dürften. Der Direktor würde wahrscheinlich
bald nur noch Nachtportier sein!
«Offenbar
sind Museumsdirektoren immer ganz unangenehme Kerle — öfföff», grunzte Wutz.
«Wie dieser
Zwengelmann, der ein — ein — nun, ich will mich nicht unfein ausdrücken, sonst
würde ich sagen, er ist ein Hornochse!» rief Tibatong. Jedesmal, wenn der Name
Zwengelmann fiel, trieb es ihm die Zornesröte ins Gesicht. «Aber trotzdem, es
gibt sicher auch nette Museumsdirektoren!»
«Na»,
quiekte das Urmel, «wenn du einen gefunden hast, kannst du es mir ja sagen.
Aber bitte frag ihn vorher, ob er mich auch bestimmt nicht ausgestopft
ausstellen will!»
Seltsamerweise
hatte gerade die Erwähnung Zwengelmanns in allen die Erinnerung an ihre Insel
Titiwu wachgerufen — und große Sehnsucht, dahin zurückzukehren.
Der
Professor teilte es Neschnem-Kopf Otto mit.
Der nickte.
«Das überrascht mich nicht, nach diesem schrecklichen Erlebnis!»
«Es tut mir
so leid, daß ihr wieder fortgeht!» Alol hatte kleine Tränen in den Augen. Sie
legte ihre Arme um Urmels Hals und schmiegte ihre Wangen daran.
Das Urmel
klapperte eitel mit den Wimpern. «Vielleicht kannst du alle deine neuen Freunde
einmal auf der Erde besuchen!» meinte Neschnem-Kopf Otto. «Aber zuvor mußt du
ein tüchtiges Kopf-Kind werden und sehr viel lernen!»
«O ja», rief
Ping Pinguin, «der Flug im Raumpfiff ist nicht so einfach. Aber wenn du mal zu
uns kommst, dann zeige ich dir etwas, was du noch nie gesehen hast!»
«Was denn?»
«Eine
Riesenmupfel, die man auf- und zumachen kann!»
«Es ist aber
meine Muschel!» rief Wawa empört.
«Und du
darfst in meiner Schlummertonne schlafen!» grunzte Wutz. Das war das größte
Liebeszeichen, das sie jemandem geben konnte.
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