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Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Abfahrt eines Dampfers in den Häfen gespielt wird:
     
    Muß
ö dönn, muß ö dönn
    zum
Städtölö hönaus...
     
    Das Urmel schaukelte in der Hängematte.
Wutz schnaufte in der schwankenden Schlummertonne. Kurz vor der Abreise war ihr
der Anfang eines Kriminalspiels eingefallen: «Inspektor Wutz und die
Ungeheuer.» Die Blätter mit der ersten Szene lagen unter dem Kopfkissen. Bei
der nächsten Flaute wollte sie auf Deck eine Theaterprobe abhalten. Sie träumte
von Festspielen auf See. Das Floß TITIWU II sollte die Bühne sein, sie würden
von Land zu Land segeln und in den Hafenstädten ihre Stücke aufführen! — Was
für ein wundervoller, origineller Gedanke!
    Viele Tage und Stunden umgab
sie nichts als das blaue Meer. Die Wogen hoben und senkten das Floß
gleichmäßig. Ihre Fahrt war vom Wetter begünstigt. Der Wind trieb sie
gleichmäßig voran, der Professor steuerte das Floß nach dem Kompaß. In klaren
Nächten orientierte er sich an den Sternen.

    Täglich übte der Professor mit
Tim und den Tieren das Tauchen. Alle mußten sich an Deck versammeln, jeder
schluckte eine Tauchtablette, und etwas später stürzten sie sich ins Meer.
    Bald bewegten sie sich im
Wasser, als ob sie im mer schon darin gelebt hätten. Freilich blieben
sie in der Nähe des Floßes, und nie tauchten sie länger als eine Stunde. Der
Professor wollte sicher sein, daß sie niemals den Zeitpunkt verpaßten, wenn die
Wirkung der Tabletten nachließ.
    Auf dieser Fahrt entwickelte
der Professor neue Theorien darüber, wie schon in grauer Vorzeit Tierarten und
Menschenrassen auf einfachen Fahrzeugen über die Meere getrieben waren und sich
von Kontinent zu Kontinent ausgebreitet hatten. So schuf er die Grundlage für ein
aufsehenerregendes Buch, das ihn einige Jahre später reich machen sollte.
    Eines Nachts legte sich der
Wind plötzlich. Die Segel hingen schlaff herab, das Floß machte keine Fahrt
mehr. Als der Tag kam und die Sonne über den Himmel zog, hielten sie es vor
Hitze kaum aus.
    Sie holten die Segel ein und
spannten sie waagrecht über das Deck. Als Sonnensegel spendeten sie einen
sanften Schatten. Das war der rechte Moment für Wutz. Sie kramte die
beschriebenen Blätter unter ihrem Kopfkissen vor, nahm sie ins Maul und hüpfte
aus der Schlummertonne zum Floß hinüber.
    «Hört mal, öfföff!» rief sie,
nachdem sie ihr Werk vor sich niedergelegt hatte. «Ich habe ein Schauspiel
geschrieben, es heißt ‹Kommissar Wutz und die Ungeheuer›. Es handelt von einem
scheußlichen Verbrechen, das durch einen klugen Kommissar aufgedeckt wird.»
    «Ein Pfauspiel?» fragte Ping
Pinguin. «Wer soll denn das spielen?»
    «Ich, du und ich und Urmel und
ich und Wawa und ich und Schusch...»
    «Sagtest du wärkläch Schusch?»
Der Vogel ließ seinen Schnabel aus dem Ausguck hängen. «Wenn du wärkläch
Schusch gesagt hast, dann meinst du wohl, daß äch ein Stubenmädchen spälen
soll, das Staub wäscht? Nein, danke!»
    «Es heißt: Staub wischt! Öff!
Du hast recht, aber woher weißt du das? Hast du mein Stück schon gelesen?»
    «Nein, aber äch kenne däch!»
meinte Schusch und zog den Schnabel ins Nest zurück. Das Stück interessierte
ihn nicht. Dafür rief das Urmel: «Ich spiele den Kommissar!»
    «Nein, den spiele ich! Er heißt
ja Wutz! Du spielst das Ungeheuer!»
    «Au ja! Wen murkse ich ab, den
Kommissar?»
    «Nein, der Kommissar bringt
dich nach einer aufregenden Hetzjagd zur Strecke!»
    «Das spiele ich nicht!» brummte
das Urmel. «Ich will nicht gejagt werden.»
    «Gut, dann spielst du die
Köchin des Kommissars, ich spiele den Kommissar und das Ungeheuer!»
    «Wie denn?» fragte Wawa. «Dann
mußt du dich ja selber jagen und abmurksen...»
    «Ich schreibe eine Doppelrolle,
öfföff. Der Kommissar und der Verbrecher sind nie gleichzeitig auf der Bühne.
Als Ungeheuer trage ich eine lange, wirre Perücke, und als Kommissar habe ich
eine Melone auf, so einen runden schwarzen Hut, und wenn ich Regie führe, dann
trage ich gar nichts!»
    «Regie führst du auch?» Tim
Tintenklecks hockte faul auf seinen Brettern in der Höhe. «Tust du da nicht ein
bißchen zuviel des Guten?»
    «Aber nein! Ich kenne mein
Stück doch am besten! Ich habe es geschrieben und spiele die beiden Hauptrollen
— da kann einfach kein anderer Regie führen. Übrigens habe ich für dich keine
Rolle vorgesehen, es soll ein reines Tierschauspiel sein, öff, aber vielleicht
könntest du die Kulissen und die Bühne bauen und die Kostüme nähen und

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