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Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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uns
schminken — eben alles, was sooo wichtig ist, was aber das Publikum nicht
sieht!»
    «Ach du liebe Güte!» Tim
verkroch sich. «Das geht über meine Kräfte!»
    «Du mußt auch noch soufflieren,
wenn wir steckenbleiben», sagte Wutz unbeirrt.
    «Nein! Ich bin Publikum!»
    «Oh», rief sie, «das soll der
Professor sein. Wir wollen ihn mit der Aufführung an seinem Geburtstag
überraschen!»
    Der Professor, der die
Unterhaltung mitangehört hatte, während er auf dem Vorderdeck in seinem
Bordbuch Notizen machte, hob nun den Kopf. «Was für eine schöne Überraschung!
Schade, daß ich sie schon kenne!»
    «Das macht nichts! Öfföff! Die
Aufführung wird trotzdem eine Überraschung! Aufführungen sind stets
überraschend. Und in meinem Stück entdeckt man immer noch etwas Neues, auch
wenn man es schon auswendig kennt. Ich spiele euch jetzt den Anfang vor!» Wutz
begab sich hinter ein Faß, in dem das Trinkwasser aufgehoben wurde. «Jetzt bin
ich hinter der Bühne!» rief sie. «Stellt euch bitte eine große Stube vor,
öfföff, und in deren Mitte liegt das Opfer. Jetzt komme ich in die Stube, so,
öfföff, und rufe: ‹Ha! Welch’ verruchte Tat...›»
    «Bist du nun der Kommissar oder
das Ungeheuer?» fragte Ping Pinguin. «Du trägst weder wirre Haare noch einen
runden Hut!»
    «Ich bin der Kommissar! Das
Ungeheuer ist schon verschwunden. Natürlich suche ich es sofort, ich schaue
mich überall um und öffne das Fenster...» Wutz schritt an den Rand des Floßes
und drehte sich zum Meer, wo wohl ein Garten oder der Hof sein sollte. Sie tat
so, als ob sie ein Fenster öffne, und schrie kunstvoll: «Hi... quiek...
quiek... Hil... fe... Da... da...» Und dann platschte sie ins Wasser. «Sehr
überzeugend und echt!» murmelte der Professor.
    «Ein Seeungeheuer! Da...
da...!» gurgelte Wutz. Nach Luft schnappend tauchte sie wieder auf.
    Alle schauten aufs Meer. Nur
hundert Meter entfernt ragte ein ballähnlicher Kopf auf einem spindeldürren,
langen Hals aus dem Wasser. Er hatte abstehende Ohren, er grinste und schmatzte
genüßlich. Als er sah, daß er bemerkt worden war, verschwand er blitzschnell.
    Tot und still lag die See.
    Der Professor rief: «Helft
Wutz! Wirf den Anker aus, Tim, wir scheinen am Ziel zu sein.» Wutz wurde an
Deck gezogen. Sie tropfte und zitterte vor Schreck. Und dann entdeckte sie, daß
ihr Theaterstück mit ihr ins Wasser gefallen war. Einige Blätter schwammen weit
verstreut herum, wurden von Wellen überspült und versanken. «Mein Werk — mein
Werk, öfföff!» jammerte sie.
    «Ob nun die Seeungeheuer den
Professor zum Geburtstag mit der Aufführung überraschen?» fragte das Urmel.
    Und Tim brummte, während er den
Anker ins Meer gleiten ließ: «Hoffentlich zertrümmert der nicht das Dach eines
Seeungeheuerhauses!»



Ein Kundschafter wird gebraucht
     
    Da ankerte also TITIWU II
möglicherweise über den Behausungen gräßlicher Geschöpfe. Nichts jedoch ließ
darauf schließen. Die Tiefe deckte einen dichten Schleier über ihr Geheimnis.
    Der Professor wollte gleich
hinab. Galt es Neues zu entdecken, kannte er keine Furcht. Er kramte die
Pappschachtel, in der er die Tauchtabletten verwahrte, aus der Jackentasche, um
sich ein Kügelchen in den Mund zu stecken.
    «Halt!» rief Wutz.
    «Warum? Ich will mit den
Seeungeheuern sprechen.»
    «Wie denn?»
    Der Professor zauderte. «Nun —
ausnahmsweise glaube ich diesmal dem Zwengelmann, der mir schrieb, daß die
schiffbrüchigen Seeleute von ihnen Sätze in menschlicher Sprache gehört haben
wollen. Denn als wir sie aus der Höhle vertrieben, da habe ich
deutlich das Wort: ‹Hinaus!› verstanden.»
    «Und ‹pitsch — püh›» machte das
Urmel.
    «Trotschdem sollten wir einen
Kundschafter ausschicken, der sich gantsch unauffällig bei den Seeungeheuern
umsieht und uns über sie berichtet!» schlug Wawa vor. Seit seinem mutigen
Eintreten als ‹Verräter› bei König Pumponell hatte er Erfahrung im Umgang mit
Feinden. Alle stimmten ihm zu.
    Nur — wer sollte der
Kundschafter sein?
    «Das wäre die richtige Aufgabe
für Kommissar Wutz!» meinte das Urmel.
    «Oh, öfföff!» Wutz zitterte vor
Empörung. Konnte man wirklich ein wohlgerundetes und äußerst appetitliches
Hausschwein den Seeungeheuern direkt vor den ungeheuerlichen Rachen servieren,
gewissermaßen ‹frei Haus›, womöglich gebraten und gespickt?
    «Es müßte ein Tier sein, das
nicht auffällt, weil es im Meer nicht ungewöhnlich ist!» Der Professor
überlegte.

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