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Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Hälse, lang und sehr beweglich, und erinnerten an dicke Schlangen.
    «Uh — buh!» brummte Seele-Fant,
selbst er konnte sich eines Schauders nicht erwehren, der ihm die dicke Haut
zusammenzog. Aber er war nicht feige. Er stürzte sich in die Flut. Schnell
glitt er zur Insel und robbte auf den Sand. «Pöng Pönguön — Wawa!»
    «Ach», antwortete es kläglich
aus der geschäumten Muschel, «ich habe gerade so pfön gepflafen!»
    Wawa klappte sein Dach auf und
rief: «Keiner von uns hat Lust, jetscht mit dir tschu singen!»
    «Dö Sööungöheuör sönd da!»
    Da sausten Wawa und Ping
Pinguin den Hang hinauf.
    Das gab einen Aufruhr!
    «Ans Meer!» schrie Tim
Tintenklecks.
    «Hilfe, Hilfe!» quiekte Wutz
und zog den Vorhang der Schlummertonne zu.
    Der Professor aber rief: «Nicht
ans Meer! Zur Höhle!»
    Gerade stieg der Mond schmal
über dem Horizont auf.
    Wutz faßte Mut — allein wollte
sie auch nicht zurückbleiben. Habakuk Tibatong hob einen morschen, armdicken
Ast vom Boden auf und setzte ihn in Brand. Im Licht dieser Fackel drang er in
die Höhle ein.
    Das Innere war von einem Getöse
aus pfeifenden und schlürfenden Lauten erfüllt. Die Flamme erleuchtete die
bizarre Decke. Licht und Schatten spielten durcheinander. Schlagartig
verstummten die Geräusche.
    Der Professor reckte den Arm
mit der lodernden Fackel hoch — eine Herde grün-gelb schimmernder Tiere starrte
ihn mit tellergroßen Augen an. Sie peitschten das Wasser mit langen Schweifen.
Der unterirdische See verwandelte sich in tobende Gischt. Die Tropfen erzeugten
einen feinen Sprühnebel. Hoch aufgerichtet, die Scheren drohend vorgereckt, saß
die Krabbe auf dem Felsen. Jetzt aber erscholl noch einmal ein Schmatzen. Es
klang so ähnlich wie: «Hinaus! Pitsch Pfüh!»
    Und wie auf Befehl tauchten die
Seeungeheuer unter.
    Da verlor Habakuk Tibatong die
Nerven. Ein Feuerstrahl fuhr durch die Höhle, das Wasser zischte, und sie
standen im Dunkeln. Der Professor hatte den brennenden Ast in den See
geschleudert.
    Vor Schreck standen alle wie
erstarrt. Nur die Zähne von Wutz klapperten aufeinander. Der See beruhigte
sich. Die Seeungeheuer waren durch den Tunnel geflohen.
    Tiefes Schweigen. Niemand gab
einen Laut von sich. Und alles war stockfinster.
    Tim Tintenklecks entzündete ein
Streichholz. Er steckte den Kerzenstummel an. Jetzt endlich rührte sich die
Krabbe. Der Professor behauptete, sie habe mit zitternden Scheren gesagt:
«Danke! Ihr habt mir das Leben gerettet!»
    «Sie pflottert noch vor Angst!»
meinte Ping Pinguin.
    «Geht in eure Betten, Muscheln,
Schlummertonnen, auf eure Baumhäuser oder Matratzen!» bat der Professor. «Ich
will mich noch ein wenig mit ihr unterhalten. Wir müssen ihr helfen!»
    Der Professor gab der Krabbe zu
verstehen, daß sie die Höhle verlassen müsse. Sie kroch vor den Eingang. Dort
schichtete der Professor trockenes Holz auf und zündete ein Lagerfeuer an.
Lange gestikulierten sie miteinander.
    Wawa und Ping Pinguin hatten
den anderen vorgeschlagen, zum Strand hinunterzugehen, um das Ereignis mit
Seele-Fant zu besprechen. Niemand blieb jetzt gern allein. Beim Rauschen des
Meeres, dessen Wellen so sanft und eintönig plauderten wie immer, saßen sie
alle um Seele-Fant herum. Und je länger sie redeten, desto entsetzlicher,
größer und fürchterlicher wurden die Seeungeheuer.
    Aber schließlich stieg die
Sonne über den Horizont. Und am hellen Tag erschien ihnen alles nur noch wie
ein böser Traum. Das Urmel war recht müde und ließ den Kopf hängen, es
blinkerte mit den Augen und quiekte: «Ob ihr’s mir nun glaubt oder nicht, sie
sahen mir ungeheuer ungeheuerlich ähnlich, es sind bestimmt Unterwasser-Urmel!»
    «So pfeußlich finde ich dich
gar nicht!» sagte Ping Pinguin. Sie lachten. Und mit ihrem Lachen löste sich
der Spuk der Nacht langsam auf wie der Nebelschleier über dem Meer.



Tim Tintenklecks hat sehr viel zu tun
     
    Der Professor dachte nach. Er
grübelte. Er überlegte. Und wie immer kam er zu einem Entschluß.
    Er bat Schusch, alle
Inselbewohner ins Blockhaus zu rufen. «Auch Seele-Fant?» fragte Schusch. Er
konnte sich nicht vorstellen, wie der Koloß wohl den Berg hinaufkäme.
    Deshalb berichtigte sich der
Professor. «Also, wir treffen uns am Strand, vielleicht in Wutz’
Arbeitshäuschen...»
    Schusch flog davon, wobei er
leise krächzte: «Hähä! Äch freue mäch schon auf das Gesächt von Wutz, wenn wär
alle zu ähr kommen!» Wutz saß an jenem Vormittag wieder in ihrer Bude

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