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Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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«Deshalb kommen weder Tim noch ich in Frage, ebensowenig Schusch
oder Wutz, denn die Seeungeheuer haben bestimmt noch keine Menschen, Vögel oder
Schweine bei sich gesehen. Auch ein Waran würde sie wohl stutzig machen...»
    «Ja! Sehr stutschig sogar!»
    «Dann bleibt nur Ping Pinguin
übrig!»
    «Ich bin königlicher Postbote,
aber kein Seeungeheuerauskundpfafter! Wir wollen Seele-Fant kommen lassen!»
    Ping Pinguin sträubte sich
vergeblich. Man redete ihm zu. Er sei der einzige und Beste, nur ihm könne man
eine so schwierige Aufgabe übertragen, nur er könne sie klug und umsichtig
lösen, nur er könne flink und wendig genug schwimmen — kurz und gut, er fühlte
sich von so viel Lob so geschmeichelt, daß er schließlich schnatterte: «Also
gut, ich mache es! Gib mir pfnell die Tablette, Professor!»
    Der Professor reichte sie ihm,
Ping Pinguin schluckte sie — dann hüpfte er mit den Füßen voran ins Wasser und
war gleich verschwunden.
    Wawa blickte bekümmert auf den
Fleck, der seinen Freund und Nachbarn eben verschlungen hatte. «Wenn er nicht
wiederkommt, krieche ich in meine Muschel, mache sie tschu und nie, nie wieder
auf!» zischte er. Das war ein Gelübde!
    Auch Schusch war nachdenklich.
«Ein unheimläches Element äst und bleibt däses Wasser, wenägstens für einen
Vogel. Äch habe eine Ädee, Professor, während Päng Pänguän da unten
herumkundschaftet, werde äch zur Änsel Tätäwu flägen.»
    «Willst du dich feige aus dem
Staub machen?» grunzte Wutz empört. «Na, von einem Vogel kann man wohl nichts
anderes erwarten!»
    «Wenn du dä Güte hättest, mäch
aussprechen zu lassen! Äch wäll Seele-Fant holen. Äch glaube, daß wär ähn
drängend brauchen werden. Er äst sehr groß und hat sächer keine Angst vor den
Seeungeheuern. Aber välleicht haben sä Angst vor ähm?»
    «Möglicherweise wäre es
wirklich gut, wenn Seele-Fant käme, öff!» gab Kommissar Wutz zu.
    Schusch wurde also gebeten,
nach Titiwu zu fliegen, und er tat es gern. Er patschte über das Floß, bis er
den richtigen Schwung hatte, dann schwang er sich in die Luft, rief: «Auf Wädersehen»
und war bald nur noch ein kleiner Punkt am Himmel.
    Nun vergingen bange Minuten,
Minuten, die sich endlos dehnten, aus denen Stunden wurden, Stunden, die
dahinschlichen, in denen sie kein Auge vom Meer ließen und hofften, daß Ping
Pinguin wohlgemut wieder erschiene.
    «Ich hätte doch selber
vorangehen sollen!» Der Professor machte sich zunehmend Sorgen.
    «Nein ich!» meinte Tim
Tintenklecks.
    «Und ich sehe mich schon in
meiner Muschel sitschen und trauern!» flüsterte Wawa. Silberne Tränen quollen
aus seinen Augen, so sehr betrübte ihn jetzt schon der Gedanke an seinen
zukünftigen Kummer.
    Jedoch als die Sonne nur noch
eine Handbreit über dem Horizont stand, tauchte Ping Pinguin wieder auf. Mit
einem unnachahmlichen Satz hüpfte er auf das Floß und rief: «Kundpfafter Ping
Pinguin meldet sich zurück!»
    «Gottlob!» sagte der Professor.
    «Erzähle!» drängelte das Urmel.



Urmel taucht wieder ins Meer
     
    «Ich bin pfon dabei!»
antwortete Ping Pinguin eifrig. «Setzt euch bequem, denn es wird eine lange
Gepfichte.»
    «Eine Geschichte mit vielen
Pfs?» fragte Wawa.
    «Aber keine mit vielen Tschs!»
    «Sag so viele Pfs oder Tschs
wie du willst, nur fang an!» quiekte das Urmel.
    Und Ping Pinguin begann. Es
wurde wirklich eine lange Geschichte. Denn er erzählte zahllose Einzelheiten —
sogar, daß er einmal an einen kleinen «Walfipf» gestoßen sei und
«Entpfuldigung» gesagt habe.
    Es war aber auch eine
Geschichte, die alle sehr nachdenklich machte und — verzauberte. Ja, das war
das Seltsame: Ping Pinguin hatte nichts Grausiges zu berichten, wie man es doch
eigentlich erwartet hatte. Er war keinem Seeungeheuer begegnet, und doch hatte
er viel, sehr viel von ihrer Stadt gesehen. Der Professor notierte
alles in sein Bordbuch. Er schrieb und schrieb. Wutz beneidete ihn, wie schnell
er es konnte. Die Sonne war längst untergegangen, da erzählte Ping Pinguin
immer noch. Tim zündete die Lampen am Hauptmast an. Sie saßen in ihrem
rötlichen und grünlichen Licht und lauschten. Manchmal fragten sie auch etwas.
Vor allem das Urmel unterbrach den Kundschafter immer wieder. Einmal behauptete
Ping Pinguin zum Beispiel, gehört zu haben, wie die Seeungeheuer in einem Haus
miteinander gemurmelt hätten...
    «Gemurmelt!» rief das Urmel.
«Ach nein, sie haben nicht gemurmelt, sie haben geurmelt, von mir, vom Urmel

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