Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
an.
    Wer hätte das gedacht?
    Die Fische übrigens nahmen dann
meistens Reißaus!



Sie folgen einer unheimlichen Einladung
     
    Den Farbenreichtum und die
Vielfalt der Fische, die ihnen begegneten, kann man nicht in wenigen Sätzen
beschreiben. Hatten sie in der Nähe der Wasseroberfläche noch Seglerfische
gesehen, die sich in die Luft hinaus wagten, so trafen sie nun auf mächtige,
gespenstisch aussehende Rochen, schiefmäulige Plattfische, Knurrhähne mit
riesigen Brustflossen, auf dicke rotgefärbte, von Stacheln starrende
Drachenköpfe oder Meersäue. Dickbäuchige Himmelsgucker, das Maul nach oben
geöffnet, zogen an ihnen vorbei, bunt-perlmuttfarbige Vipernfische, ein Schwarm
leuchtendroter, bärtiger Meerbarben und schließlich der goldene Petersfisch. Je
tiefer sie tauchten, desto dunkler wurde es. Die Farben erschienen fast nur
noch als Schattierungen von Silber, Blau, Braunrot oder Schwarz. Als seien sie
aus dem Sonnentag in die Mondnacht gekommen.
    In die Abgründe, wo nur noch
purpurschwarze Finsternis herrschte, brauchten sie nicht vorzu stoßen, denn
bald steuerte Ping Pinguin auf ein Korallenriff zu, das sich wie ein riesiges,
zerklüftetes Gebirge über dem Meeresgrund erhob. Es hatte Zacken und hohe Türme
wie von Hunderten nebeneinanderstehender Kathedralen. Kein Kirchenbaumeister
konnte Kühneres erdenken! Zwischen den Spitzen tummelten sich Fische aller Art.
Sie schwebten über Hügel und tiefe Einschnitte, die rötlich und dunkelbraun
dräuten. Alles war überwuchert und eingebettet in die dunkelgrüne Flut.
    Ping Pinguin ließ sich auf
einem Buckel nieder und sagte: «Wir sind da, unter uns ist die Stadt! Das Tor
kann nicht mehr weit sein!»
    «Unter uns? Unter diesem
Gebirge? Wie Zwerge wohnen? Aber da muß es doch ganz pottschwarz sein! öfföff!»
Wutz wunderte sich.
    «Eben nicht! Du wirst staunen!»
rief Ping Pinguin.
    «Professor, wie kann das sein?»
    «Nun, ich weiß es auch nicht!
Aber ich ahne etwas: Seht euch nur um! Es gibt hier Pflanzen und Fische, die
Licht ausstrahlen. Dort ist eine Leuchtqualle. Hier kriecht eine Tintenschnecke,
und das sind Manteltiere. Seht ihr, wie sie schimmern? Es gibt auch Krebse, die
leuchten, und wenn wir Glück haben, treffen wir den Gigantactis, einen Fisch,
der an seiner langen Schnauze eine Art Laterne trägt. Es gibt auch leuchtende
Bakterien, die den Gegenständen, an denen sie wuchern, einen geheimnisvollen
Glanz verleihen. Schaut dort unten den Seestern — und da drüben zieht ein
Stomias vorbei...»
    «Er sieht aus wie ein D-Zug in
der Nacht, mit vielen hellen Fenstern, öff!»
    «Sehr richtig!»
    «Leuchtende Fische und Krebse?
Vielleicht leuchte ich auch, öff? — Trotzdem, wo ist das Urmel?»
    «Wir werden es suchen!»
    Ping Pinguin bewegte die
Flügelstummel, erhob sich, paddelte mit den Füßen und führte sie an einen
Abhang, der steil zum Meeresgrund abfiel. Sie folgten ihm am Seil und schwammen
zum Fuß des bizarren Korallengebirges. Ganz unten öffnete sich ein großer
schwarzer Schlund wie die Einfahrt in einen Tunnel.
    Jetzt wurde Wutz doch ein wenig
ängstlich. Auch Wawa bemerkte: «Da hineintschuschwimmen ist aber tschiemlich
mutig!»
    «Ich bin pfon
hineingepfwommen!» sagte Ping Pinguin.
    «Ja, du bist ja auch ein
Wassertier, öff!» meinte Wutz, «aber für mich ist alles doch sehr
ungewöhnlich!»
    «Denk an das Urmel!» riet der
Professor. «Ich finde, das Tor sieht aus wie ein Kirchenportal!»
    Noch einmal wurde ihr Mut auf
eine harte Probe gestellt. Vor dem Schlund bewegte sich etwas, was sie für
einen bewachsenen Stein gehalten hatten. Es war aber ein Bewohner der Stadt —
vielleicht ihr Torhüter — , und zum erstenmal sahen sie eins der merkwürdigen
Wesen in seiner ganzen Gestalt. Es läßt sich am ehesten als eine Schildkröte
ohne Panzer beschreiben, durch die eine Schlange hindurchgekrochen ist. Sein
Schwanz und sein Hals waren gleich lang, und in der Mitte hatte es einen ovalen,
dicken Körper mit vier Armen oder Beinen.
    Der Torhüter riß seine Augen
auf, verzog sein schwammiges Maul zu einem Grinsen und forderte sie mit einer
Verbeugung auf, einzutreten, vielmehr, hineinzuschwimmen!
    «Leb wohl, geliebtes Titiwu —
ich sehe dich nie mehr wieder», seufzte Wutz, als der Professor dieser
Einladung folgte.



Wir lernen eine ganz besondere Stadt kennen
     
    Jetzt, als sie wie schwerelos
durch die dunkle Öffnung schwebten und in den offenen Raum eindrangen, klärte
sich das Geheimnis, warum es unter dem

Weitere Kostenlose Bücher