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Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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mehrere Stücke Holz ins Maul, so daß überhaupt nur noch der
kranke Zahn frei blieb. Naftaline redete mir sehr lieb zu, und der Zahnarzt
meinte, nun sei es gleich vorbei, und es täte gar nicht mehr weh.
    Irgendwie
habe ich es auch überstanden. Aber nach der Behandlung war ich patschnaß vor
Schweiß. Gleichzeitig fühlte ich mich jedoch so matt, daß es fast schon wieder
schön war. So befreit!
    Ich
glaube, durch dieses fürchterliche Erlebnis kam dann auch ein anderes Unglück
zustande.
    Ich
war noch viel zu durcheinander, um weiter zu drehen, und Rumo Regi hatte
schnell umdisponiert und mir einige arbeitsfreie Tage verschafft. Sie wollten
jetzt irgendwelche nicht so wichtigen Szenen mit Wawa und König Futsch in der
Höhle beim unterirdischen See erledigen, mit der künstlichen Krabbe, die an
unsichtbaren Fäden hing. Ich hatte dabei nichts zu tun, weil ich angeblich von
einem Tropfstein getroffen worden war und ohnmächtig in einer Ecke lag.
    Das
paßte irgendwie ganz gut mit meinem jetzigen Zustand zusammen.

Zwanzigstes
Kapitel

In dem das Urmel berichtet, wie es betrunken gemacht wird
und zuviel verrät
     
    Weil es nun
nicht mehr lange dauerte, bis der Film abgedreht war, meinte Rumo Regi, es wäre
gut, wenn ich in meiner freien Zeit etwas für die Poblitzität täte (das Urmel
meint Publicity). Deshalb erlaubte er drei Reportern, sich mit mir in der
Hotelbar zu unterhalten, mich zu fotografieren und eine nette Story über mich
zu schreiben.
    Es
waren gerade die drei jungen Kerle, die mir schon bei Zwengelmanns Ankunft auf
dem Flughafen hätten auffallen sollen, die ich aber leider nicht besonders
bemerkt hatte.
    Mein
Zahn pfiff nicht mehr, aber irgendwie hatte ich so ein schwebendes Gefühl nach
der Behandlung. Es waren drei sehr nette und höfliche junge Männer. Sie luden
mich ein und gaben
mir etwas zu trinken, was Wutz mir noch nie erlaubt hatte. Sie meinten, Alkohol
wäre genau das richtige nach dem überstandenen Schrecken und wegen der
Blutreinigung und Desinweckton (das Urmel meint Desinfektion). Ich merkte auch
gleich, daß mir dieses Zeug furchtbar gut bekam und mir in den Kopf hinaufstieg
und gleichzeitig meine Beine und meinen Schwanz ganz schwer machte. Ja, und
meine Zunge auch, aber das spürte ich nicht so genau.
    Also
dieses Getränk war irgendwie eine Art Zaubertrunk. Ich fühlte mich immer
fabelhafter und so, daß mir überhaupt keiner mehr etwas zu befehlen hatte und
daß ich niemandem mehr zu gehorchen brauchte, auch nicht dem Professor. Und
sogar der Schwur im Mondschein war vergessen. Die Jungens wurden immer netter
zu mir. Sie hingen sozusagen an meinem Maul und verschlangen jedes Wort, alles
was ich sagte. Sie nahmen alles auf Tonband auf, und einer hielt mir das
Meckerton (das Urmel meint Mikrofon) vor die Schnauze, und ein anderer schrieb
sich trotzdem alles auf, und der dritte fotografierte mich von allen Seiten.
    Es
ist ja klar, daß man sich bei soviel Nettigkeit und Interesse nicht lumpen
lassen kann, wegen der Poblitzität und überhaupt. Und ich erzählte ungeheuer viel,
und irgendwie kam ich auch auf Onkel Pitsch zu sprechen und die Stadt unter dem
Korallenriff. Da lachten sie so, als hätte ich den größten Witz aller Zeiten
gemacht, und sie meinten, ich hätte eine blühende Phantasie. Ich sagte aber, es
sei sowenig eine Phantasie, wie ich eine Phantasiegestalt wäre, sondern alles
sei die reine Wahrheit. Ich malte ihnen alles genau aus, ich beschrieb die
versenkten Schiffe und erzählte von der schmatzenden Straßenreinigung und von
dem wundervollen Licht, das von dem Kometen ausging, der auf dem Schornstein
des Polardampfers ruhte.
    Da
wurde erst einer von ihnen — der mit der Hornbrille — sehr nachdenklich und
meinte: »Kaum glaublich, daß du dir das alles ausdenken kannst.«
    Und
ich sagte, es sei gar nicht ausgedacht, sondern sie könnten ja selbst mit einem
Schiff hinfahren und sich alles ansehen.
    Da
antwortete ein anderer, der mit dem kleinen Bärtchen nämlich: »Das wollen wir
schon gerne tun, aber du mußt uns beschreiben, wo das Korallenriff liegt.«
    Ich
wußte es ja eigentlich auch nicht so richtig, aber so ungefähr. Und außerdem
gibt es nur wenige Stellen im Ozean, wo gerade diese Art von Korallenriffen
wächst. Ich erklärte es ihnen, so gut ich konnte, und plötzlich hatten sie gar
kein Interesse mehr an mir, und einer sagte — der mit der spitzen Nase — , ich
sei nun müde und müßte mich ausschlafen, weil die Zahnbehandlung mich so

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