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Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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unsere nächtliche Unterhaltung
unter dem Zedernbaum und sagte: »Jetzt hat es den Verstand verloren.«
    Rumo
Regi war besorgt um meine Gesundheit, aber ich glaube, er fürchtete nur für den
Film.
    Endlich
nahm mich meine liebe Naftaline in den Arm, und Rumo Regi hatte nichts dagegen.
Auch König Futsch nicht, er schlug vor, mich zum Zahnarzt zu bringen. Wutz
grunzte: »Das kommt nur von der Bonbonlutscherei. Auf Titiwu haben wir immer
nur gesundes Obst und vernünftige Dinge gegessen, aber kaum ist man in der
Schiffilination (das Urmel meint Zivilisation), kriegt man auch gleich diese
Schiffilinationskrankheiten.«
    Sie
hatte aber gar keinen Grund, sich über mich aufzuregen, denn beim Essen war sie
ja mindestens so unvernünftig wie ich. Und außerdem hatte sie ihre Gesichtspackung
noch nicht abgewischt. Und zwischen den Ohren, wo sie die drei Härchen hatte,
da hingen auch drei Lockenwickel.
    Also
König Futsch verfrachtete mich in ein Taxi, und Naftaline legte die ganze Zeit
ihren Arm um mich, und Wutz saß vorne beim Fahrer und hielt ununterbrochen
gelehrte Vorträge über die Schädlichkeit von Bonbons. Ich hörte nur das Pfeifen
in meinem Zahn und sonst gar nichts.
    Irgendwie
bin ich dann auch in die Packschiß (das Urmel meint Praxis) dieses Zahnarztes
gekommen. Im Wartezimmer saßen ein paar Leute, aber weil ich ein so dringender
Fall war und eine so bedeutende Persönlichkeit, wurde ich durch ein Nebenzimmer
gleich zur Behandlung gebracht. Wutz hat mir später erklärt, das sei eben der
Vorteil, wenn man Privatpatient wäre und nicht auf Krankenschein behandelt
würde. Aber an so was Ungerechtes mag ich nicht glauben.
    Als
er mich sah, wurde der Zahnarzt bleich und seine Nase trat ganz scharf hervor.
Er hatte mich zwar schon auf Bildern gesehen und wußte, daß ich auf der Insel
war, aber das war doch nicht so gefährlich, wie mir in meinem nilpferdähnlichen
Maul herumzubohren. Meine Schnauze ist ja auch wirklich nicht die kleinste,
wenn ich sie ganz aufreiße.
    Der
Zahnarzt stammelte: »Das ist wohl eher ein Fall für den Tierarzt.« Aber da kam
er bei Wutz schlecht an, die das für beleidigend hielt und ihm sagte, alle
denkenden Geschöpfe wären gleich, und da gäbe es gar keinen Unterschied.
    Der
Zahnarzt verlangte dann, daß ich auf dem Stuhl festgeschnallt würde, damit ich
mich nicht bewegen könne. Und er klemmte mir ein Stück Holz zwischen Ober- und
Unterkiefer, damit ich das Maul nicht zumachen konnte, wenn er seinen Kopf
hineinsteckte. Ich mußte furchtbar lange so warten, wobei mir die Spucke im
Mund zusammenlief und ich nicht wußte, wohin damit. Dann machte der Zahnarzt
erst schnell eine Fotografie von mir, zur ewigen Erinnerung, wie er sagte, und
ich sollte ihm später, wenn die Vergrößerung fertig wäre, meinen Autokamm (das
Urmel meint Autogramm) geben. Ich fand das doch recht rücksichtslos, wegen
meiner Spucke im Maul, denn er brauchte sehr lange, bis er scharf eingestellt
hatte.
    Und
es war gar kein Spaß, so lange mit einer Maulsperre dazusitzen. Freilich wäre
ich gern noch länger so dagesessen, wenn ich geahnt hätte, was nachher kam.
Nachher kroch der Zahnarzt in seinem weißen Kittel fast bis zum Bauch in meinen
Rachen hinein, und er hatte einen winzigen elektrischen Bohrer in der Hand,
eine Surrbiene oder so was Ähnliches (das Urmel meint Turbine), und mit diesem
Ding bohrte er in meinen Zahn ein größeres Loch, als vorher schon drin war.
Ganz klar, daß ich das falsch fand, denn er sollte das Loch ja zumachen. Alles
Gepfeife und Geziehe vorher war der reine Spaß gewesen gegen das, was jetzt
passierte. Ich bäumte mich auf in seinem Stuhl, und Naftaline und König Futsch
konnten mich kaum festhalten, obwohl ich so fest angebunden war.

    Aber
sie hatten übersehen, meinen kräftigen Schwanz festzubinden. Das Holz, das mir
der Zahnarzt ins Maul gesteckt hatte, war irgendwie zu dünn oder morsch, es
krachte, und der Zahnarzt klebte irgendwo hinten an seiner Zimmerwand, so
blitzartig war er aus meinem Maul geschnellt — zu seinem Glück.
    Und
jetzt rieb er sich die Schulter und das Schienbein, und Naftaline flehte mich
an: »Sei brav!«
    Da
konnte ich endlich meine Spucke runterschlucken. Aber der Zahnarzt sagte, daß
er die Behandlung nicht fortsetzen würde. Er hat sie dann aber doch
fortgesetzt, nachdem der König lange mit ihm unter vier Augen gesprochen hatte,
und ich mehrmals etwas von »besonderem Humor« und von »großem Ruhm« hörte.
    Diesmal
stopften sie mir

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