Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
Tintenklecks warf den Anker
aus, sprang über Bord und vertäute das Schiff an großen Steinen. Dann schob er
drei Bretter vom Schiff aufs Land. »Die ganze Besatzung hat Ausgang«, rief er,
die Hand an die Stirn gelegt.
    »Aber nur
zum Holzsammeln«, entschied der Professor.
    Umsonst, das
Urmel war schon nicht mehr an Bord. Es schlurfte aufgeregt schnuppernd übers
Geröll — immer der Nase nach. »Hier gibt es bestimmt seltene Tiere«, verkündete
es. In seiner Schutzkleidung wirkte es wie ein unförmig ausgepolsterter Sack.

    »Wetten, daß
die seltsamen Tiere nur eingebildete Urmel sind?« krähte Ping Pinguin. Er stand
neben dem kleinen Seehund am Schiffsgeländer und breitete einen seiner
Stummelflügel fürsorglich über dessen Kopf. Das Kerlchen schaute so geborgen
darunter hervor wie ein Küken unter den Fittichen der Glucke.
    »Vielleicht
wohnen hier doch Trolle, Kobolde oder Bananen, öfföff«, quiekte Wutz. Besorgt
schaute sie zu den Hügeln auf. Ihr war, als habe sie ein Geräusch gehört.
    »Was für
Bananen?« fragte der Professor verblüfft.
    »Naja,
öfföff, diese Zauberer, die mit den Geistern sprechen. Du suchst doch so einen
Unhold!«
    »Ach, du
meinst einen Schamanen! Nein, die wohnen noch viel weiter nördlich, und Trolle
und Kobolde gibt es nur in deiner Phantasie.«
    »Sie kommen
in allen nordischen Märchen vor, öfföff. Und wer sagt denn, daß alles, was wir
erleben, kein Märchen ist?«
    »Sorg lieber
dafür, daß dein Liebling nicht davonläuft und einem Troll in die Hände fällt!«
brummte der Professor. Und Wutz sah mit Schrecken, wie weit sich das Urmel
schon entfernt hatte. Sie trabte hinter ihm her, glücklicherweise brauchte sie
noch keine Schutzkleidung zu tragen, in ihrer angefutterten Speckschicht fühlte
sie sich noch recht behaglich.

    Sie
schnappte das Urmel am Schwanz und schleppte es an Bord zurück.
    »Uiii — Wutz
zerreißt mir den Anzug«, quiekte das Urmel. Und Wawa öffnete langsam sein
Muscheldach, lugte durch den Schlitz und zischte: »Wärst du tschu Hause
geblieben, wärst du nicht getschogen worden.«
    Nun rief der
Professor ungeduldig: »Holz sammeln!«
    »Holtsch? Wo
gibt es denn hier Holtsch?«
    »Ach, wenn
du dich einmal aus deinem Faulbett erheben würdest, sähest du es schon herumliegen,
öfföff, los jetzt, raus mit dir! Arbeiten!«
    Wawa
erschrak. Wutz war so streng. Er schob sich aus seinem geheizten Häuschen. Er
plumpste auf die Planken. Dort machte er »Tschhh —« und blieb liegen. Unter ihm
war eine Eisschicht.
    Der
Professor eilte erschrocken herbei. »Ich sagte euch doch, daß Wawa ein
Kaltblütler ist und bei so tiefen Temperaturen erstarrt. Dafür kann er nichts.«
Behutsam hob er ihn hoch, legte ihn in die Muschel und klappte das Dach zu.
    Und Ping
Pinguin sagte empört zu Wutz: »Wenn du pfon in deinem Fett kochst, kannst du
doch trotzdem daran denken, daß nicht alle so... so... speckig sind!«
    Wutz
antwortete nicht. Sie reckte Haupt und Ringelschwanz und begab sich zum
Professor und zu Tim Tintenklecks, die schon Holz zusammentrugen. Tims Axthiebe
hallten weithin. Babu trabte im wiegenden Bärengang, beladen mit Ästen, an
Bord. Urmel packte mit der Schnauze zu, und Wutz war bald ebenfalls so eifrig
dabei, ihr günstig erscheinende Größen auszusuchen, daß Ping Pinguin ihr
zurief: »Du sollst die Stämme einsammeln, nicht anknabbern. Oder verwechselst
du sie etwa mit Riesenspargel?«
    Hätte Wutz
nicht gerade den Mund so notwendig gebraucht, wäre es Ping Pinguin vielleicht
schlecht ergangen. Aber sie vergaßen die kleine Kabbelei sofort. Denn Ping Pinguin
schaute gerade zufällig in die Höhe. Und dann machte er den Schnabel auf, um zu
schreien. Es kam aber nur ein Piepser raus. Er deutete mit der Flügelspitze
hinauf.
    Da plumpste
Wutz auf ihr Hinterteil und ließ alles fallen, was sie zwischen den Zähnen
hatte: »Der Berggeist, öfföff«, japste sie.



Das Urmel schlägt Ping Pinguin vor einen Großvater als Kind anzunehmen
     
    Sie blickten
nun alle auf den Hügel, über den der Wind wehte. Tim Tintenklecks murmelte: »Es
sieht wirklich aus wie ein Urgespenst.« Und das Urmel stotterte: »Ein Ur... ein
Ur... mel mit Ur... mel-Bart!«
    Es schien
so, als sei der Hügelkuppe ein struppiger, dichtbehaarter Kopf gewachsen, eine
Beule aus Moos und Gestrüpp, mächtig und düster. Lange Zotteln flatterten.
    »Ist das
vielleicht dein Schafahne?« fragte Wutz den Professor leise. »Oder ist es ein
Nordpol-Rübezahl? Sieh nur, wie

Weitere Kostenlose Bücher