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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Barockbrüstung.
Immer wieder verschwand das Urmel irgendwo, immer wieder bekam Schusch es zu
Gesicht, wenn es aus dem bunten Wirbel auftauchte, wenn irgendwo der grüne Kopf
mit der Nilpferdschnauze und der vorwitzigen roten Zunge zu sehen war.
    Das
Urmel schien sich glänzend zu amüsieren. Vor und zurück bog es sich, trippelte
hin und her. Es hielt eine zierliche Tempeltänzerin an der Hand. Ihr
schwankender Kopfputz glitzerte im Licht der zahllosen Lämpchen. Grün, rot und
blau leuchteten diese zwischen den Ästen.
    Und
von den Hauswänden wurden die heißen Rhythmen zurückgeworfen, vervielfältigten
sich in Hall und Widerhall. Niemand schien sich vor dem Urmel zu fürchten oder
sich über es zu wundern. Ganz anders war es hier als irgendwo bisher auf dem
Flug. »Schusch, Schusch... juhu... juhu...«, jubelte das Urmel seinem Freund
zu, während es eine elegante Verbeugung ausführte.
    Die
kleine Tempeltänzerin strahlte. Und daneben spreizte sich ein Pfauenrad auf dem
Kopf eines schwarzen Mannes. Ballon Verkäufer hielten Trauben der bunten,
schwebenden Kugeln in den Händen.
    »Du
schöne Maske, was bist du?« fragte die kleine Tempeltänzerin.
    »Ich
bin das Urmel«, sagte das Urmel. Und sonderbar, es erfolgte kein
Schreckensschrei, kein ungläubiges Kichern. »Urmel«, lachte die Tempeltänzerin,
»warum nicht Urmel? Du bist eine tolle Maske, du gefällst mir.« Und sie gab dem
Urmel einen Kuß auf die Backe. Es war ja nichts dabei, es war ja nur ein
Maskenkopf.
    »Du
gefällst mir auch«, antwortete das Urmel und gab den Kuß zurück.
    Da
lachte die kleine Tempeltänzerin noch mehr: »Ich wußte gar nicht, daß man mit
einer Pappmaske so naß küssen kann.«
    »Es
ist keine Pappmaske«, sagte das Urmel.
    »Natürlich
nicht, liebe Maske, es ist dein richtiges Gesicht«, rief sie und freute sich
noch mehr.

Zwanzigstes
Kapitel

In dem das Urmel prämiert werden soll und von einer Schweinemaske
verscheucht wird
     
    Die wilde,
tobende Menge wälzte sich wie ein wirbelnder Fluß, der nur eine Richtung hat,
durch die Straßenschlucht.
    Immer
wieder mußte Schusch das Urmel suchen, immer wieder schien es unterzugehen in
dem unglaublichen Getümmel aus bunten Kopftüchern, glänzenden Ohrringen,
angeklebten Schnurrbärten. Aber immer kam es empor. Und weil er bald
herausgefunden hatte, daß die Narren in Teufelsmasken, in Frauenkleidern, die
Ritter und Schwertkämpfer alle ein Ziel hatten, einen riesengroßen Platz, als
er also wußte, er würde das Urmel dort wiederfinden, bekümmerte es ihn bald
nicht mehr, wenn er es nicht mehr sah. Da machte er sich selbständig, um auch
über andere Straßen und Gassen zu fliegen. Und überall fand er das gleiche
Gewühl, sah er Indianerhäuptlinge und Händler mit Knarren, Tamburinen und
Fächern.
    Er
flog einen Kreis und gelangte über eine breite Straße. Auch hier tobte der Lärm
dumpfer Trommeln, wurde der Kehrreim der Schlagerlieder von allen mitgesungen.
Auch diese Harlekine strebten zum Hauptplatz, der sich langsam füllte. Nur
kamen sie aus der entgegengesetzten Himmelsrichtung. Alle Straßen endeten hier
sternenför-mig.
    Aber
da, unter Kavalieren und roten Teufeln mit Schreckgesichtern, entdeckte Schusch
eine ganz besondere Maske: ein fröhlich hüpfendes, tänzelndes Schwein! Es
tänzelte so gekonnt im wilden Samba-Takt, als habe es sein ganzes Leben nichts
anderes getan, sogar seine nackten Schultern zuckten. Ja, es war fast ganz
nackt, dieses Schwein, nur eine bunte Decke hatte es um die Hüfte gewickelt,
und auf dem Kopf wackelte der mächtige Federschmuck eines Indianerhäuptlings.
    »Äch
glaube, äch werde bländ«, rief Schusch. Er suchte Halt auf einem
Balkongeländer. Da sah er, wie das Schwein seinem Partner ein Kußhändchen
zuwarf. Und der Partner, kostümiert wie ein Wüstenscheich, strahlte übers ganze
rundliche Gesicht mit dem großen Schnurrbart. Schusch erkannte ihn sofort. Und
damit wich auch jeder Zweifel über die Persönlichkeit der Schweinemaske. Und
jeder Zweifel, was er machen sollte, der wich auch: »Äch muß sofort dem Urmel
sagen, daß Wutz und Könäg Futsch här sänd. Wenn äch es ähm nächt gleich sage,
laufen sä säch geradewegs än dä Arme.«
    Nun
jagte er wieder zurück, fand auch die alte Straße, doch hatte sich der Trupp
mit dem Urmel und der kleinen Tempeltänzerin längst weiterbewegt, schon waren
sie alle auf dem Platz. Und auf der anderen Seite waren König Futsch und seine
temperamentvolle Partnerin Wutz auch nicht

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