Urmels großer Flug
verletzt, öfföff?« grunzte Wutz. Sie rollte mit großer
Behendigkeit von ihrem Sitz.
»Zurück,
zurück«, schrie ihr der König zu. Er fürchtete mit Recht für ihr Leben.
Allerdings vermochte sie ihn nicht zu hören.
Und
zu allem Überfluß begannen jetzt auch noch die Kirchenglocken dröhnend zu
läuten. Man schlug sie zu Ehren des heiligen Michael!
So
konnte Wutz auch das Urmel nicht verstehen, das ihr rasch »Ich bin nicht
verletzt, auf Wiedersehen« zurief, mit den Händchen winkte, die Stierhörner
endgültig losließ und sich, gefolgt von Schusch, in die Lüfte erhob. Die beiden
großen Vogelflugtiere umkreisten die Arena noch einmal, umkreisten die
Kirchtürme mit den schwingenden Glocken und flogen weiter, auf und davon.
»Hoffentlich
habe ich diesem Stier wenigstens das Leben gerettet«, rief das Urmel seinem
Freund Schusch zu. Beide verschwanden in den Wolken.
Der
Stier in der Arena hatte rasch bemerkt, daß er von dem ungewohnten Gewicht in
seinem Nacken befreit war. Gereizt, wie er nun einmal war, erblickte er eine
rosige Fleischkugel, die zunächst auf ihn zugerollt kam. Dann knallte ein
Schuß, aber der ging in die Luft. Die rosige Kugel sah den Stier mit gesenkten
Hörnern auf sich zupreschen — kein Urmel saß mehr auf seinem Rücken. Sie sprang
mit allen vieren in die Höhe, sie drehte sich schlagartig und äußerst geschickt
mitten im Sprang um ihre eigene Achse, sie ergriff das Hasenpanier.
»Öfföfföff!« japste sie, während sie mit der Geschwindigkeit eines überfetteten
Windhundes vor dem Stier einherstob.
Der
König lud durch und wollte noch einmal schießen. Jedoch fielen ihm nun die
Gehilfen des Toreros in die Arme, sie wußten ja nicht, was für ein kostbares
Schwein Wutz war, für sie war es einfach eine flüchtende Sau. Und die war es
nicht wert, gerettet zu werden. Für ein Schwein ließen sie ihren Kampfstier
nicht erschießen. Sie entwanden dem König das Gewehr. Sie hielten ihn fest. Sie
versuchten ihn hinter eine hölzerne Schutzmauer zu ziehen. Immerhin war er ein
Mensch und durfte keinen Schaden leiden.
»Aber..
aber... Wutz...«, stammelte der König. Er fühlte, wie unmöglich es war, den
Toreros und Picadores so rasch zu erklären, warum Wutz unbedingt gerettet
werden mußte. Auch mit sehr viel mehr Zeit hätten sie es ihm ja kaum geglaubt.
Um
so peinlicher spürte Wutz aber die Spitzen der Hörner an ihrem ängstlich
eingezogenen Hinterteil. Sie hörte dem Stier schnaufen, Sand sprühte von ihren
Klauen. Und sie wußte nicht, war sie nur gesprungen oder hatte sie der Stier
auch geschleudert, jedenfalls sauste sie durch die Luft und fand sich wieder
aufrecht sitzend auf dem Schoß einer vornehmen spanischen Dame im dritten Rang.
Die
spanische Dame war wie versteinert. Und außerdem betäubt von dem plötzlichen
Gewicht auf Schenkeln, Bauch und Brust.
»Öfföff«,
machte Wutz. »Bimbambom«, sangen die Kirchenglocken. Der Präsident winkte mit dem
weißen Tuch, da begann auch noch die Musikkapelle zu spielen, um das Publikum
zu beruhigen.
Der
Stier wurde aus der Arena getrieben. Mit ihm konnte heute kein Torero mehr
kämpferische Ehre einlegen. Man forderte König Futsch drohend auf, sich
schleunigst im Hubschrauber in die Luft zu erheben, die Arena freizumachen. Er
weigerte sich. »Mein Schwein!« rief er und deutete auf Wutz, puterrot im
Gesicht vor Aufregung und Scham.
Das
Schwein war inzwischen von kräftigen Männern gepackt worden. Die einen zerrten
die Beine nach rechts, die anderen nach links. Man wollte die Dame, die als
Schweine-Polstersessel mißbraucht wurde, von ihm befreien. Doch wurde die Last
durch dieses Ziehen nur noch unerträglicher.
Wutz
blickte hilfeflehend zu König Futsch. Aber was konnte der machen? Er wurde ja
selbst gegen seinen Willen festgehalten und zum Hubschrauber geschoben.
»Wutz,
Wutz!« rief er.
»Öfföff«,
quiekte sie. Sie hatte ihm doch so fest versprochen, auf keinen Fall zu
sprechen. Da gab es nur eines. Sie drehte ihre Schnauze nach links und
schnappte den Mann in den Arm. Ha! Das war nun eine tödliche Beleidigung für
einen feurigen Spanier, von einem Schwein gebissen zu werden, noch dazu in der
Stierkampfarena, wo heldenhafte Toreros ihr Leben im Kampf gegen urgewaltige Tiere
einsetzten.
»Ich
schlachte sie!« rief er und zückte das Messer.
»Hilfe!«
schrie sie in höchster Not. »Vergreift ihr euch an einer Dame? Öfföff! Ist das
ehrenhaft? Feige ist das, feige!«
»O
Dios!« Dem Spanier fiel das Messer
Weitere Kostenlose Bücher