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Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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sagte: »Du sollst
Gelegenheit bekommen, dich zu bewähren. Ich ernenne dich hiermit zu meiner
Gesandten.«
    »Fein, öfföff«, grunzte Wutz.
»Zur Gesandten oder Botschafterin. Das hört sich schon besser an als nur so
Wutz. Ich bin also Diplomatin?«
    »Ja«, sagte Tim Tintenklecks,
der sich wie alle anderen über das Geländer lehnte, um die Bevölkerung kleiner
Schweine zu betrachten, »wenn du willst, male ich dir ein großes CD auf den
Popo, Wutz. Das haben die richtigen Botschafter alle neben ihrer Autonummer. Es
ist Französisch und bedeutet Diplomatisches Korps, wird aber Kor gesprochen.«
    »Als ob ich das nicht wüsste,
öfföff. Trotzdem verzichte ich auf die Bemalung.«
    »Pfade«, sagte Ping Pinguin.
Und Babu erklärte, er habe im zoologischen Garten auch Pferde gesehen, die
Buchstaben auf ihren Hintervierteln gehabt hätten und trotzdem sicher keine
Botschafter gewesen seien.
    Tim Tintenklecks fertigte Wutz
rasch aus einem Holzstab und seinem ziemlich weißen, von Wutz erst kürzlich
gewaschenen Taschentuch eine kleine Fahne. Die sollte sie schwenken, zum
Zeichen, dass sie in friedlicher Absicht käme. Allerdings schienen
Urwapingschus Schweinebewohner ohnehin kaum feindlich gesinnt zu sein.
    Trotzdem rotteten sie sich
dichter zusammen, als die Brücke zum Aussteigen vom Schiffsdeck auf die
Kaimauer geschoben wurde. Und Wutz überschritt sie, einer ungewissen Zukunft
entgegen, indem sie eifrig die weiße Flagge schwenkte.
    Die kleinen Schweine umringten
sie und sofort war sie zwischen ihren rosa Rücken, Popos und Köpfen
verschwunden. Nur die weiße Fahne hielt sie unentwegt empor. So ging sie nie
ganz verloren.
    Der weiße Wimpel wanderte aber
immer weiter vom Schiff fort, ein Zeichen dafür, dass Urmel-Königs
Botschafterin weiter und weiter abgedrängt wurde. Es konnte also niemand an
Bord der sicher hochinteressanten Verhandlung folgen. Man hörte nur Gegrunze
und Gequieke.
    Es wurde lange hin und her
gegrunzt und gequiekt, aber endlich schien doch ein Ergebnis erzielt worden zu
sein, denn die weiße Fahne der Botschafterin wanderte nun wieder langsam über
die Schweinerücken zurück zum Schiff, bis Wutz endlich selber an Bord kommen
konnte. Niemand folgte ihr, und sie senkte die Fahne wieder, weil diese jetzt
nicht mehr gebraucht wurde.
    »Nun?«, fragte Urmel-König
gespannt.
    »Ja, nun«, antwortete Wutz.
»Man hat mich zuerst gründlich ausgefragt.«
    »Wonach?«
    »Ich habe erklärt, warum wir
hierher gekommen sind, öfföff. Es ist nun leider so, wie du befürchtet hast,
Majestät, es gibt hier zwar viele Schweinedamen, aber keine Prinzessin, öfföff.
Herr Mö hat es mir ausdrücklich bestätigt.«
    »Wer ist Herr Mö?«
    »Das Oberschwein. So etwas wie
der Bürgermeister, glaube ich. Und er hat gesagt, dass er uns alle herzlich
einlädt, auszusteigen und die Stadt zu besichtigen.«
    »Na gut«, sagte Urmel-König.
»Nachdem wir nun schon einmal hier sind, wollen wir nichts versäumen. Sitzt
meine Krone gerade? Und fällt der Mantel eindrucksvoll über meine Schulter?
Babu und Schusch, ihr tragt meine Schleppe!«
    Schusch nahm das auf dem Boden
schleifende Ende in den Schnabel und meinte: »Das äst so ähnläch wä Wutz’
Scheuerlappen, wenn äch dä Ecken auswäschen soll.«
    Und Babu brummte, indem er mit
beiden Pratzen zupackte: »Einmal kurrrz gerrruckt und unserrr König steht nackt
da!« Er ruckte aber nicht.
    Mit seinem ganzen Gefolge, zu
dem auch Tim Tintenklecks, Wawa und Ping Pinguin gehörten, betrat nun
Urmel-König hoheitsvoll den Boden der Insel Urwapingschu.
    Unten war ein freier Platz
gebildet worden, indem die Schweinchen im Halbkreis zurückgetreten waren. Eine
etwas größere, kräftigere Gestalt trat daraus hervor und erwartete die Gäste.
    »Dies ist Herr Mö«, stellte
Wutz vor. Sie lächelte Herrn Mö überaus freundlich an. Herr Mö lächelte zurück.
Er trug auf dem Borstenschädel eine braune Schirmmütze und im Maul eine
erloschene Pfeife, die er öfter vom rechten in den linken Winkel verschob. Und
umgekehrt.

    Herr Mö sagte, indem er eine
kleine Verbeugung andeutete, die keineswegs untertänig wirkte: »Es ist mir eine
Ehre, möm, Majestät bei uns zu begrüßen.«
    »Ich will es mal glauben«,
antwortete Urmel-König sehr von oben herab. »Es sah aber zuerst überhaupt nicht
so aus.«
    »Wir wussten ja nicht, mit wem
wir es zu tun hatten, möm«, machte Herr Mö. »An und für sich sind Könige bei
uns nicht sehr beliebt. Wir haben den letzten vor einigen

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