Urmels toller Traum
Jahren abgeschafft.«
Er schob die kalte Pfeife im Mund herum und machte eine Bewegung mit der
Vorderpfote, die halsabschneiderisch aussah.
»So ähnlich, wie es König Futpf
gegangen ist, nur ohne Halsabpfneiden«, flüsterte Ping Pinguin.
Urmel-König entschloss sich,
Herrn Mös kleine Unfreundlichkeit zu überhören. Es drängten sich gar zu viele
Schweinchen ringsum, man war regelrecht von ihnen eingekeilt und er selbst
befand sich mit den Seinen in einer beängstigenden Minderheit.
Die Pelikan-Matrosen an Bord
und an den Kanonen konnten da auch nicht helfen, denn wenn sie losgeballert
hätten, wäre auch Urmel-König unter den Opfern gewesen.
»Herr Mö hat uns eingeladen,
die Stadt zu besichtigen«, beeilte sich Botschafterin Wutz einzuwerfen, um nur
ja keine gefährliche Spannung aufkommen zu lassen.
Herr Mö nickte und entblößte
dabei seine Vorderzähne. Trotzdem behielt er die Pfeife im Maul.
»Nun gut«, entschied
Urmel-König.
Herr Mö winkte seinen Bürgern.
»In die Häuser, Leute«, riet er, »nur die Herren des Stadtrats sollen mich
begleiten.«
Erregtes Quieken und Grunzen
ertönte ringsum. Einige Schweinchen trollten sich davon, andere aber schlossen
sich lieber der Besichtigung an. Es war nicht leicht zu erkennen, wer nun zum
Stadtrat gehörte. Es mochten wohl jene fünf schwergewichtigen Gestalten sein,
die mit ernster Miene Urmel-Königs Gefolge umgaben.
Die anderen folgten in kleinem
Abstand.
Zehntes
Kapitel
In
dem das Urmel träumt
dass
es schon eine Eroberung macht,
sich
aber leider irrt
So drängte sich eine
ansehnliche Herde durch die engen Gassen. Wutz war hell entzückt von der Schweinestadt.
Und warum Wutz so begeistert war, erkannte Ping Pinguin sehr richtig, als er
Wawa zuflüsterte: »Mir wird himmelangst! Eine Pflummertonne über der anderen.«
Genauso oder doch wenigstens so
ähnlich sah es auch aus. Die Häuserzeilen waren aus eng aneinander liegenden
und übereinander gestapelten Fässern gebildet, rechts und links, und die Straße
dazwischen war nicht eben breit. Manche der Gebäude waren sechs Tonnen hoch,
manche bestanden nur aus dem Erdgeschoss, die meisten aber hatten zwei oder drei
Stockwerke. Zu den oberen Wohnungen führten Treppen in der Art von
Hühnerleitern empor, Bretter, die mit Querleisten versehen waren. Diese konnten
die Schweinebewohner am leichtesten erklimmen.
Die Straßen ähnelten sehr dem
Lagerplatz einer Fassfabrik, wo zwischen den Stapeln schmale Durchgänge zum An-
und Abtransport freigelassen worden waren. Nur sah es natürlich viel wohnlicher
aus. Vor allem weil die Eingänge Türen hatten, sich neben den Türen Fenster zur
Gasse öffneten, bunte Vorhänge wehten, Blumenkästen leuchteten und
Namensschilder unter Klingelzügen aufgemalt waren.
Botschafterin Wutz war völlig
aus dem Häuschen vor Wonne, vergaß jede Würde, quiekte beseligt, hob die
Schnauze hierhin und dorthin, wollte am liebsten überall hineinkriechen, hinaufklettern
und nachgucken, was gerade in den Kochtöpfen schmorte.
Urmel-König musste sie mehrmals
mit einem strengen Blick und einem drohenden Laut zur Ordnung rufen.
Als sie so eine Zeit lang durch
die Gassen gewandert waren und nicht nur Ping Pinguin müde Watschelfüße
bekommen hatte, als sie an Schulen, Werkstätten, Läden vorbeigekommen waren und
auch einen Blick auf die großen Kohlfelder geworfen hatten, die sich vor der
Stadt erstreckten, kamen sie endlich auf den Marktplatz. Hier blieb Urmel-König
stehen.
Sie befanden sich gerade vor
der großen Rathaustonne. Hoch über ihr wehte die Staatsfahne mit dem Salatkopf.
Urmel-König sagte, dass er eine Ansprache zu halten wünsche.
»Mit oder ohne Musik?«, fragte
Herr Mö und runzelte die Stirn.
»Von einem Podest aus.«
Ein Fass wurde herangerollt,
aufgerichtet und das Urmel kletterte hinauf. Erwartungsvoll schauten tausend
Augen zu ihm empor, nicht nur die seiner Begleiter aus Titiwu, sondern auch die
all der kleinen Schweinchen, die den Platz bis auf den letzten Zentimeter
füllten.
Das Urmel rückte sich die Krone
zurecht, ließ seine Blicke hoheitsvoll in die Runde schweifen und öffnete die
Nilpferdschnauze.
»Anwesende!«, rief es. »Ich
habe mich zu euch bemüht, um hier eine Königin zu finden. Aber es kann mir
wahrhaftig nicht zugemutet werden, ein Schwein heimzuführen.«
»Hört, hört«, ertönte es hier
und dort, und Herr Mö schob die Pfeife von dem rechten in den linken
Schnauzenwinkel. Wutz schaute verlegen zu Boden.
Das Urmel
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