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Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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sie fest von außen.
    Jetzt war das Urmel wieder
allein im dunklen Gefängnis und empfand sein Elend umso heftiger. Der Kummer
würgte ihm die Kehle. Wäre ich nur nie König geworden, dachte es, warum wollte
ich auch die anderen beherrschen? Nur wegen Wutz, natürlich, ich hatte es
einfach satt, mich immer von ihr erziehen zu lassen. Alles weiß sie besser. Da
wäre es doch so schön gewesen, ihr zu befehlen.
    »Aber dafür hättest du ja nicht
fremde Inseln zu erobern brauchen, um ihre Bewohner zu deinen Soldaten zu
machen«, sagte da unverhofft die wohl bekannte Stimme neben ihm. Der
Traumkobold stand auf einmal im feuchten Stroh.
    »Da bist du ja!«, quiekte das
Urmel. Neue Hoffnung belebte es. »Wo warst du so schrecklich lange?«
    »Ich war woanders beschäftigt.
Also kaum lässt man dich aus den Augen, bringst du dich in den schönsten
Schlamassel.«
    »Auch noch Vorwürfe, das habe
ich gern, wo du doch an allem schuld bist, eigentlich!«, begehrte das Urmel
auf. »Kannst du mich jetzt wenigstens hier herausholen?«
    »Das kann ich freilich!«
    »Gleich?«
    »Gleich!«
    »Und so, dass ich den
Inselschweinen zum Abschied noch einen Schreck einjage?«
    »Einen kleinen Schreck, ja,
wenn du deine Eroberungspläne aufgibst.«
    »Ich verspreche, zukünftig in
Titiwu zu bleiben«, beteuerte das Urmel.
    »Also gut.« Der Traumkobold
klatschte in seine Zauberhände — und gleich gingen die Gefängnismauern
auseinander wie graue Nebelwolken. Die Ketten fielen vom Urmel ab, als seien
sie nur Staubfasern gewesen.
    Offen vor ihm lag der
Marktplatz, umgeben von den übereinander gestapelten Tonnenhäusern. Herr Mö
überquerte ihn gerade — jetzt aber zitterte er am ganzen rosa Speck. Und viele
andere kleine Schweinchen sausten quiekend auseinander und wild kreuz und quer,
um in ihren Hütten und hinter den Hausecken Schutz zu suchen. Nur Herr Mö blieb
stehen, erstarrte, als habe er Wurzeln geschlagen, aber dafür bebte er noch
heftiger, wie ein Ballon, der festgebunden ist und von böigem Wind geschüttelt
wird. Und indem er das Urmel mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, stotterte
er pausenlos hintereinander weg immerzu möm-möm-möm-möm-möm — ganz, ganz
schnell. Seine Zähne klapperten aufeinander.
    Das Urmel aber breitete seine
grasgrünen Flügel aus und schwang sich in die Luft. Es strich über den Platz
und die Stadt hinweg, und es schien, als ob sein Rachen Flammen sprühte wie der
eines fliegenden Drachens. Doch war das gewiss nur Einbildung, eine Blendung
der Sonnenstrahlen.

     
    Schnell nahm das Urmel Kurs auf
Titiwu. Sicher folgte ihm der Traumkobold auf irgendeine Weise.
    Nun war inzwischen schon viel
mehr Zeit vergangen, als es selbst bemerkt hatte. In den Träumen geht es ja mit
Tagen und Stunden so verrückt zu, man weiß nie, wann etwas passiert.
    Jedenfalls, Seiner Majestät
Schiff »Victoria« war bereits wieder im Hafen eingelaufen. Die Passagiere
hatten es verlassen. Dann war es verschwunden, niemand sah, wohin, es war
verschwunden mit allen Kanonen und Segeln und den Pelikan-Matrosen.
    Wutz bemerkte es gleich nach
dem Aussteigen, und sie rüttelte Tim Tintenklecks und grunzte besorgt: »Tim,
wie um alles in der Welt sollen wir das Urmel befreien, wenn wir kein Schiff
mehr haben?«
    Babu, Schusch, Wawa und Ping
Pinguin zeigten ernste Mienen, in denen große Fragezeichen zu lesen waren.
    Tim meinte: »Ich weiß es auch
nicht. Aber vielleicht war alles nicht wahr, und wir finden das Urmel oben im
Blockhaus wieder, als sei nichts gewesen.«
    »Du meinst im Pfloss?«, fragte
Ping Pinguin.
    »Ich meine im Blockhaus«, sagte
Tim Tintenklecks, »denn wenn nichts gewesen ist, dann war auch kein Schloss.«
    »Das finde ich alles
tschiemlich verwirrend«, zischte Wawa.
    Von oben, wo das Schloss stand,
oder das Blockhaus, ertönte jetzt ein lautes Röhren.
    Da stürmten sie — jeder auf
seine Art — den Hang empor, um das Geräusch zu ergründen.
    Schusch, da er flog, langte als
Erster an. Er empfing die nachfolgenden Freunde auf der Schlosstreppe. Er
quarrte: »Seele-Fant spält Könäg.«
    »Sei mal still, öfföff«, bat
Wutz ganz außer Atem, »sonst kann ich nichts verstehen.«
    Da wurde das dunkle Grölen sehr
laut: »Ös war eun Könög ön Thulö, war treu bös an seun Grab...«
    »Hinein, öfföff!«, rief Wutz.
    Sie rannten die Treppe hinauf,
durch die langen Fluchten der Gemächer und kamen in den goldenen Saal. Da
rekelte sich Seele-Fant auf dem Thron unter dem Baldachin. Aufrecht, wenn

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