Urmels toller Traum
»Bist du nun König von
Titiwu oder der Kaiser der Welt?«
»Ach, wäre Kaiser der Welt noch
mehr?«, fragte Seine Majestät Urmel-König eifrig.
»Übertreib es nur nicht«,
meinte König Futsch, der die Wünsche des Urmels etwas dämpfte.
Siebzehntes
Kapitel
In
dem das Urmel träumt,
wie
ein unerwarteter Besucher eintrifft
und
die Braut Schwierigkeiten macht
Diese angeregte Unterhaltung
wurde von einem heftigen Geräusch unterbrochen. In ihrem Rücken ertönte ein
sehr lautes »Möm«. Es klang wie ein wütendes Räuspern.
»Wutz, grunze nicht«, sagte
Urmel-König.
»Ich habe nicht gegrunzt,
öfföff.«
»Ich habe mir erlaubt,
einzutreten«, raunzte Herr Mö. Er schob die kalte Pfeife von dem rechten in den
linken Mundwinkel. »Da mich niemand im Hafen empfangen hat, eine Abordnung mit
Fahnen und Musikkapelle meine ich, musste ich mich alleine heraufbemühen, möm.«
»Oh, du geschabte Rübe«,
seufzte Wutz. Ihre Wangen röteten sich zart. »Ich hatte vergessen, dass Sie
eingeladen waren: zu viel Trubel auf einmal!«
»Hätte ich geahnt, dass ich
ungelegen komme, wäre ich nicht erschienen, möm«, brummte Herr Mö und rückte
seine braune Schirmmütze nach oben. Das mochte als höfliche Begrüßung
auffassen, wer wollte.
»Aber Sie kommen ganz und gar
nicht ungelegen, öfföff.« Seine Majestät Urmel-König fing an, sich von seinem
Erstaunen über das Erscheinen seines früheren Kerkermeisters zu erholen. Er
blickte Wutz durchdringend an. Dann fragte er sie: »Ich kann mich nicht
erinnern, Herrn Mös Namen auf der Liste der Hochzeitsgäste gelesen zu haben.
Hast du ihm vielleicht die Einladung geschickt, Wutz?«
Sie schaute zu Boden. Nun
schämte sie sich. Dann kam ihr eine Erleuchtung, sie bewegte sich auf
Zehenspitzen zu Urmel-König und raunte ihm ins Fledermausohr: »Das war eine
Diplomatie. Dies ist die beste Gelegenheit, ihn mit dir zu versöhnen! Das
Mö-Volk ist so zahlreich und wir sind so wenige, du verstehst doch.«
»Guten Tag, ich reise wieder
ab, möm«, grunzte Herr Mö. Er wandte sich zum Gehen, er merkte schon, dass
etwas nicht so war, wie es sein sollte.
Wutz stupste Seine Majestät
Urmel-König. Da flüsterte er Wutz zu: »Jetzt dämmert es mir, du hast ihn für
dich eingeladen.« Und dann ließ er sich herab, Herrn Mö zuzurufen: »Bitte
bleiben Sie, ich freue mich, dass Sie hier sind!«
»Soso, möm!«
»Bedenken Sie auch, dass es
eine köstliche Fest-Speisefolge geben wird.«
»Nun ja, nun ja, möm — man
macht ja nicht gern eine so lange Seefahrt umsonst, möm!«
Herr Mö ließ sich also nicht
länger bitten, wenn sein Gesicht auch grämlich blieb und er weiterhin auf dem
Stiel seiner kalten Pfeife herumkaute. Wutz stellte ihm die anderen Gäste vor,
den Professor, Direktor Doktor Zwengelmann, König Futsch oder Pumponell nebst
Gattin Naftaline.
Sie alle drückten Herrn Mö mit
dem Ausdruck höchsten Erfreutseins die Pfote, und Herr Mö ließ sich jeweils
herab, »möm« zu grunzen, was man nun entweder für die Nennung seines Namens
oder für sonst eine unbestimmte Äußerung halten mochte.
König Futsch nahm seine
Naftaline beiseite und wisperte: »Ob das hier vielleicht eine Doppelhochzeit
wird? Ich wette, unsere Wutz ist verliebt.«
»Dann ist es aber eine
unglückliche Liebe«, seufzte Naftaline. Herr Mö blickte wirklich nicht gerade
zärtlich bewegt aus seinen kleinen Augen.
Direktor Doktor Zwengelmann
bemühte sich, Herrn Mö in ein interessantes Gespräch über das Leben der
Schweine, ihre Kultur, Sitten und Gebräuche zu ziehen; Wutz befürchtete, Herr
Mö könnte sich durch irgendeine Äußerung Zwengelmanns, der für seine
Unbelehrbarkeit und seinen Spott bekannt war, beleidigt fühlen, und daher bat
sie die Gäste auf ihre Zimmer.
»Ihr wollt euch doch bestimmt
frisch machen und euch ein wenig ausruhen vor den Feierlichkeiten, öfföff«,
meinte sie.
Das wollten tatsächlich alle,
und so geleitete sie sie durch die Flure und die verschnörkelte Treppe hinauf
in das erste Stockwerk des Schlosses, wo sich die Gästezimmer befanden, jedes
mit Blick in den Hof.
Und in jedem stand ein
Blumenstrauß auf dem Tisch und eine Karte mit der Aufschrift: »Herzlich
willkommen!«
Hier konnte man sich schon wohl
fühlen. Und man tat es auch. Sogar Herrn Mös Grunzen klang etwas weniger
unwirsch. Allein gelassen, setzte er sogar die Mütze ab.
Doch nahm er die kalte Pfeife
nicht aus dem Mund, sondern legte sich mit ihr rücklings aufs Bett,
verschränkte die
Weitere Kostenlose Bücher