Urod - Die Quelle (German Edition)
Gesicht dem ihren.
„ Nur meine Karriere und dich.“
Sie roch seinen scharfen Atem, der ihr die Tränen in die Augen trieb und schob ihn mit beiden Händen von sich weg.
„ Dieses Gift brennt dir bestimmt die Eingeweide weg.“
Er lachte und nahm noch einen Schluck aus der Flasche. Sein Blick wanderte zum Fenster, durch das er die neben liegende Baracke sehen konnte, in der ebenfalls noch Licht brannte. Leas Silhouette war zu erkennen, die augenscheinlich mit ihrem riesigen Rucksack hantierte, umständlich und ungelenk wie es ihre Art war. Sebastian kniff amüsiert die Augen zusammen.
„ Ist dir aufgefallen, dass unser Rotkäppchen“, er zeigte mit der Schnapsflasche zum Fenster, „in Thomas verknallt ist?“
Viola blickte nur ganz kurz zum Fenster und drehte sich dann auf die Seite, Desinteresse vortäuschend.
„ Kann schon sein. Warum? Neidisch?“
Sebastian blies die Backen auf.
„ Wegen der da? Ich bitte dich. Zwischen euch beiden liegen Welten.“
Wider Willen musste Viola schmunzeln. Sebastians Kompliment schmeichelte ihr. Und wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass es sie auch beruhigte. Aber nicht etwa in Bezug auf ihren Verlobten, sondern in Bezug auf Thomas.
„ Außerdem mache ich mir langsam Sorgen um Thomas. Es ist nicht gut für einen Mann so lange keusch zu sein. In letzter Zeit hat er schon denselben verdrucksten Blick wie die Typen, die sich in der Damenwäsche-Abteilung herumtreiben.“
Viola wurde rot. Sie war froh, Sebastian immer noch den Rücken zuzuwenden. Das Thema machte sie nervös und sie wusste nie so recht, wie sie darauf reagieren sollte. Jede Antwort schien ihr verräterisch zu sein, also ergriff sie die Flucht nach vorne. Sie richtete sich im Bett auf.
„ Fällt dir überhaupt auf, wie beleidigend deine Scherze manchmal sind?“
Sebastian hatte sein Handy gezückt und prüfte zum wiederholten Male, ob er Empfang hatte, doch es tat sich rein gar nichts. Er sah auf.
„ Was ist los mit dir?“ fragte er sanft.
Viola bezog sofort eine Verteidigungsposition.
„ Wieso, was soll denn los sein?“
„ Keine Ahnung. In letzter Zeit fühlst du dich ständig angegriffen. Reagierst übersensibel. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast meinen, du hast was zu verbergen.“
Viola erstarrte.
„ Sei ehrlich – kriegst du kalte Füße?“
Viola wusste sich nicht anders zu helfen, als zu lachen. In ihren Ohren klang dieses Lachen verdächtig und falsch.
„ Ich habe in der Tat kalte Füße.“
Sie zog den Reißverschluss ihres und seines Schlafsacks auf und rieb ihre Füße an seinen warmen Unterschenkeln. Sebastian zog seine Beine überrascht von der Eiseskälte zurück.
„ Die fühlen sich ja an wie abgestorben.“
Er lachte und sie wusste, dass er nicht länger misstrauisch war. Er wollte einfach nichts argwöhnen, wollte gar nicht hören, dass sie vielleicht Zweifel an ihrer Verlobung hatte. Eine solche Option existierte für jemanden wie Sebastian schlicht nicht. Sein Liebe zu ihr war Begründung und Erklärung genug für alles.
Langsam presste er seine Waden wieder an ihre Füße und rieb mit den Handflächen darüber, damit ihr Blut in Wallung kam. Viola genoss die Berührung und lehnte sich mit geschlossenen Augen in ihr Kissen zurück, um sich dem herannahenden Schlaf hinzugeben. Nach einer Weile wanderten Sebastians Hände allerdings ihre Schenkel hinauf und ihr war klar, dass er noch nicht zum Schlafen bereit war. Sie unterdrückte ein Seufzen und fragte sich, ob sie mit ihm schlafen sollte, um letzte Zweifel zu vertreiben, oder ob das heute nicht nötig war. Um das zu entscheiden, fühlte sie ein bisschen in sich hinein. Stellte sich den Akt an sich vor und wartete darauf, ob die Erregung kam, die sie dafür brauchen würde. Doch es tat sich nichts. Sie war einfach viel zu müde. Eine Müdigkeit, die nicht nur von dem langen Tag, der gleißenden Sonne, dem kalten Regen, dem Schlamm und der seltsamen Situation herrührte, sondern auch von dem Versteckspiel, das sie nun schon so lange betrieb. Zu lange.
Sebastian hatte sich zu ihren Brüsten vorgetastet, die er zärtlich liebkoste. Auch wenn man ihm das nicht zutraute, er war ein sehr einfühlsamer Liebhaber. Er behandelte sie wie eine zerbrechliche Porzellantasse. Manchmal war das sehr schön, aber manchmal mochte sie es einfach, wenn man sie ein bisschen fester packte. Mehr Leidenschaft ins Spiel brachte. Thomas hatte das sofort verstanden.
Sie hatte gehofft, einfach passiv liegen zu
Weitere Kostenlose Bücher