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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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gesagt haben? Das alles ergibt doch nicht den geringsten Sinn."
    Viola umfasste Sebastians Handgelenk mit kalter Hand.
    „ Das weiß ich auch nicht. Aber eines weiß ich - ich will, dass wir uns heute Nacht die Ohren versiegeln. Kannst du das für mich tun?"
    Schließlich rang Sebastian in gespielter Verzweiflung die Hände.
    „ Also gut, versiegeln wir uns die Ohren.“
    „ Danke. Gehst du die Watte holen, oder soll ich?"
    Sebastian gebot ihr mit einer Geste Einhalt und ging zu seiner schwarzen Reisetasche, die er in eine Ecke gepfeffert hatte. Nachdem er eine Weile darin gekramt hatte, zog er einen kleinen Plastikbeutel gefüllt mit gelben Ohrenstopfen hervor. Viola sah ihn entgeistert an. Für einen Moment glaubte sie, er hätte gewusst, was sie hier heute erwartete. Doch das konnte unmöglich sein.
    „ Wieso hast du einen ganzen Beutel mit den Dingern dabei?"
    Sebastian wandte verlegen den Blick ab.
    „ Naja, du schnarchst manchmal ganz schön laut und ich kann dabei nicht schlafen, also..."
    Viola war schlagartig gerührt. Sebastians Verlegenheit war echt. Er hatte ihr verschwiegen, dass sie schnarcht, um sie nicht zu verletzen. Stattdessen hatte er heimlich Ohrstöpsel besorgt, um weiterhin neben ihr schlafen zu können. Vielleicht hätte sie nie davon erfahren, wenn sie nicht hierhergekommen wären. Sie lächelte, ging zu ihm, küsste ihn zärtlich auf die Wange und fischte dann zwei Ohrstöpsel aus dem Tütchen. „Danke."
    Sebastian war nicht sicher, ob sie sich dafür bedankte, dass er so taktvoll gewesen war oder dafür, dass er sich bereit erklärt hatte, sich die Ohren zu verstopfen, aber das war ihm schlussendlich auch egal. Er hatte ihr eine Freude gemacht und das war alles, was zählte.
     

    Enzas und Leas Baracke bot ein ganz ähnliches Bild wie die von Sebastian und Viola. Der Boden völlig verschmutzt, Metallbetten an den Wänden, teilweise übereinander gestapelt und mit mehr oder weniger beschädigten Matratzen bestückt. Mehrere Petroleumlampen standen auf dem Boden, daneben lag ein achtlos dorthin geworfenes Küchenmesser und in einer Ecke des Raumes stand eine schrankkoffergroße Truhe aus olivgrünem Plastik.
    An einer der Wände hing eine Art Schwarzes Brett vor dem Enza und Lea standen und die Fotos und Zeitungsausschnitte, betrachteten, die Enza mit einer Petroleumlampe beleuchtete. Eines der Bilder zeigte einen Mann um die fünfzig mit einer speckigen Kordhose und abgewetzten Lederjacke. Er hatte lichter werdendes braunes Haar, trug eine Brille, ganz ähnlich der von Lea und einen auffälligen, braun-roten Schnäuzer, der ihm einen freundlichen Ausdruck verlieh, während seine Augen jedoch ernst dreinblickten.
    „ Das ist Professor Harris“, erklärte Lea.
    Auf den ersten Blick fand Enza ihn wirklich sympathisch, ganz so, wie ihn alle beschrieben hatten, aber da war ein Ausdruck in seinen Augen, der ihr nicht gefiel. Eine undefinierbare Kühle und Distanz, wobei Enza nicht sagen konnte, ob dies am Foto lag oder zu Harris' Wesenszügen gehörte. Auf dem nächsten Foto standen Harris und Drago vor einer Felswand und lachten. Drago war glatt rasiert, sein dichtes schwarzes Haar glänzte und aus seinen Augen schien der Schalk zu blitzen. Es war ein unbeschwertes Bild voller Leichtigkeit. Nicht zu vergleichen mit dem Drago, den Enza vor kurzem erst kennengelernt hatte - düster und nur noch ein Schatten seiner Selbst.
    Am oberen rechten Rand hing ein weiteres Foto. Darauf abgebildet war eine schöne Frau in ihren Dreißigern. Ihr braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, aus dem sich mehrere Strähnen gelöst hatten und sie umflatterten. Sie trug Shorts und ein ärmelloses T-Shirt, die enthüllten, wie makellos ihre braungebrannte Haut war. Die Frau konzentrierte sich darauf, ein gefundenes Artefakt mit einem Pinsel zu säubern, dabei blitzte ihr Diamantring in der Sonne.
    „ Das ist sie! Das ist Nicole Skutta, die Assistentin, von der ich dir erzählt habe.“
    Enza wandte sich abrupt ab und wies auf die arg gebeutelten Bettgestelle im Raum.
    „ Dann wollen wir uns mal die besten raussuchen“, sagte sie und hockte sich vor sie hin, um sie zu inspizieren.
    Lea tat es ihr nach.
    Als die beiden Frauen je eine Matratze ausgesucht hatten, legten sie sie auf die gebrechlich wirkenden Bettgestelle und schoben sie in entgegengesetzte Richtungen an die Wand. Sie schmissen ihre Schlafsäcke darauf und falteten ihre mitgebrachten Badehandtücher, die als Kissenersatz herhalten

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