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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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überstimmt und übergangen zu werden. Die Tatsache, dass man sie überhaupt nach ihrer Meinung gefragt hatte, reichte ihr völlig, um besänftigt zu sein.
    „ Nur drei Tage, Schatz. Ich verspreche es dir!“ flüsterte Sebastian, vergrub seine Nase in Violas dichtem Haar und sog ihren Geruch ein. Viola machte sich von ihm los.
    „ Einen. Auf mehr lasse ich mich nicht ein. Sonst fahre ich mit Lea alleine wieder zurück!“ erwiderte sie kühl.
    „ Zwei. Das Gelände ist riesig und ein Tag reicht nicht, um alles zu durchkämmen."
    „ Mach, was du willst. Ich bleibe einen Tag und dann bin ich weg."
    Sebastian lenkte ein.
    „ Gut. Der sollte reichen, um uns zumindest einen kleinen Überblick zu verschaffen.“
    Enza war zur Tür getreten und hatte sie einen Spalt breit geöffnet. Sie lauschte, das Trommeln des Regens war allgegenwärtig, und drehte sich zu den anderen um.
    „ Was machen wir, wenn der Regen aufhört?“
    Die anderen verstanden nicht sofort, worauf sie hinauswollte. Anstelle einer Erklärung deutete Enza auf das Bienenwachs und die Watte, die immer noch auf dem Tisch lagen, und dann auf ihre Ohren. Sebastian zeigte ihr einen Vogel.
    „ Das verbuchen wir einfach unter der Kategorie Schwachsinn."
    „ Aber Drago und Miles hatten das Zeug selbst in den Ohren, als wir ankamen", beharrte Enza.
    „ Warum in drei Gottes Namen sollte ich tun, was die beiden wollen. Sie haben es ja nicht mal begründet."
    „ Miles sagte aber etwas von "lebenswichtiger Maßnahme". Ich hatte den Eindruck, es war ihm sehr ernst damit", wandte Lea ein. „Obwohl ich es selber nicht verstehe. Was sollte denn passieren, wenn wir es nicht tun."
    „ Du meinst, was sollten wir denn hören ", korrigierte Enza sie.
    „ Vielleicht schleichen sie ja ums Camp, um uns zu beobachten", sagte Lea.
    „ Bei dem Regen hört man doch sowieso nichts", erwiderte Sebastian.
    „ Deswegen sagten sie ja auch - falls der Regen aufhört", erwiderte Enza genervt.
    „ Aber die Frage ist absolut berechtigt. Was sollte denn zu hören sein, wenn der Regen aufhört? Das Ganze ist total merkwürdig", sagte Thomas nachdenklich.
    „ Wie dem auch sei, ich jedenfalls werde den Teufel tun und mir die Ohren verstopfen. Was ihr macht, ist eure Sache."
    Und damit war die Diskussion für Sebastian beendet. Enza kramte ihren iPod aus ihrem Rucksack hervor und wedelte demonstrativ mit dessen Ohrhörern.
    „ Also ich hab hier meine eigenen Ohrstöpsel.“
    Thomas hatte seinen Blick nach innen gerichtet und fragte unvermittelt das Thema wechselnd:
    „ Wie teilen wir uns für die Nacht auf? Bleiben wir alle zusammen?“
    Enza sah nicht so aus, als gefiele ihr die Vorstellung, in einem Raum mit Sebastian zu nächtigen.
    „ Was? Nein, Viola und ich nehmen die Baracke ganz rechts.“
    Violas erster Impuls war es, zu widersprechen. Sie trennte sich ungern von den anderen. Andererseits konnte sie sich kaum vorstellen, wie sie ein Auge zumachen sollte, wenn Thomas und Sebastian neben ihr schliefen. Sie schaute kurz zu Thomas herüber, doch dessen Gesicht blieb undurchdringlich. Auch von Leas sehnsuchtsvollem Blick, der auf ihm ruhte, bekam er nicht das Geringste mit. Viola registrierte ihr Sehnen allerdings. Es gab ihr einen Stich. Daran, dass Thomas sich einer anderen Frau zuwenden könnte, hatte sie noch gar nicht gedacht. Wie seltsam. Dabei war es doch das Normalste der Welt. Und er hatte jedes Recht dazu. Die Gefühle, die diese Vorstellung in ihr auslösten, waren wuchtig, doch bevor sie sich so richtig in ihr breit machen konnten, schob sie jedweden Gedanken an Thomas’ Zukünftige beiseite. Damit konnte sie sich in ihrer jetzigen Verfassung nicht auseinandersetzen, ihre Glieder waren bereits taub vor Müdigkeit. Wenn sie nicht bald schlafen konnte, würde sie hysterisch werden.
    „ Dann nehmen wir die Hütte nebenan. Kommst du, Lea?" fragte Enza.
    Lea nickte.
    „ Thomas?" fragte Enza.
    Thomas schüttelte den Kopf. Viola beobachtete ihn aus den Augenwinkeln.
    „ Ich bleibe einfach hier - das geht schon."
    Viola atmete aus und bemerkte erst jetzt, dass sie die Luft angehalten hatte.
    Sie hatten es nun alle eilig, ins Bett zu kommen und ein paar Stunden zu schlafen. Viola hegte die Hoffnung, dass mit dem Aufgehen der Sonne am nächsten Morgen auch das ungute Gefühl verschwinden würde, das sie seit ihrer Ankunft hier nicht mehr losgelassen hatte.
    Ihre Hoffnung würde enttäuscht werden.
    Viola, Sebastian, Enza und Lea verteilten sich auf die beiden Baracken.

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