Urod - Die Quelle (German Edition)
blauen Augen leuchteten und das dicke blonde Haar glänzte. Sie war niedlich. Wenn auch nicht Thomas’ Typ. Wenn auch nicht Viola.
An ihrer Nervosität erkannte Thomas, dass sie gewillt war, aufs Ganze zu gehen, aber nicht wusste, wie sie es anstellen sollte.
Eine plötzliche Erregung erfasste ihn. Da war Lea. Bereit, alles zu tun, was er wollte. Und das war das Problem. Was genau wollte er eigentlich? Eine schnelle Nummer mit ihr? Wieso nicht? Er hatte jedes Recht dazu. Wer weiß, was Sebastian gerade mit Viola anstellte. Bei dem Gedanken daran wurde ihm schlecht. Er verdrängte seine Fantasien, konzentrierte sich ganz auf Lea und ließ sich auf ihr Spiel ein.
„ Und was hast du vor, wenn du mit der Uni fertig bist?“
Erfreut, dass er endlich auch mal die Initiative ergriff, überschlug Lea sich fast mit der Antwort.
„ Ich weiß noch nicht so genau. Dachte, ich bewerbe mich mal in verschiedenen Museen. Irgendwie habe ich es versäumt, während des Studiums die richtigen Kontakte zu knüpfen. Es ging aber auch alles so schnell. Schwups und man steht schon kurz vorm Examen. Also echt!“
Ihre Wangen leuchteten rosa und sie blickte verlegen zu Boden, als Thomas ihr in die Augen sah. Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort, ließ sie eine Weile schmoren und bemerkte verwundert, dass es ihm gefiel, eine solche Macht über sie zu besitzen. Er hatte die Kontrolle. Das machte ihn stark. Eine Stärke, die er seit geraumer Zeit nicht mehr gefühlt hatte. Im Gegenteil. Er war in seiner Liebe zu Viola immer der Unterlegene gewesen. Es erregte ihn, jetzt die Zügel in der Hand zu halten. Er konnte die Situation in jede beliebige Richtung lenken. Es lag allein an ihm. Kurz bevor ihre Anspannung unerträglich wurde, erlöste er sie.
„ Ach, was. Irgendwas geht immer. Man muss es nur versuchen. Das ist der Schlüssel. Die meisten geben einfach zu früh auf.“
Hoffnung glimmte in ihren Augen auf. Wie er das wohl meinte? Ob er über ihre Avancen sprach?
Thomas verkniff sich ein selbstgefälliges Grinsen. Es war so einfach. Sie war so leichte Beute, dass er fast schon wieder abgebrochen hätte. Doch der Gedanke an Viola und Sebastian trieb ihn weiter an. Sie wollte ihn, also würde sie ihn kriegen. Aber auf seine Art.
„ Du hast gut reden, deine Noten sind sensationell. Jeder würde dich einstellen. Ich liege eher im hinteren Mittelfeld. Da ist es nicht so einfach.“
„ Du könntest aber eine viel bessere Figur abgeben, wenn du ein bisschen..."
„ Wenn ich ein bisschen was?"
„ Nichts. Schon gut. Weißt du was?! Scheiß auf die Noten! Mach dir über sowas keine Gedanken. Das ist nicht wichtig."
„ Ja. Ja, du hast sicher recht."
Sie begann sich sicherer zu fühlen. Er wechselte abrupt das Thema.
„ Hast du eigentlich einen Freund?“
Sofort schoss ihr wieder das Blut in den Kopf.
„ Nein, ähm, im Moment jedenfalls nicht.“
„ Was heißt im Moment?“
Lea räusperte sich mehrmals. Die Richtung des Gespräches behagte ihr nicht, das war deutlich zu spüren. Jetzt war Thomas wirklich neugierig. Was hatte sie zu verbergen?
„ Meine letzter Freund… Meine letzte Beziehung liegt schon was länger zurück. Ich rede nicht so gerne darüber.“
Sie drehte sich um und inspizierte den Raum. Thomas war angefixt. So einfach wollte er sie nicht davonkommen lassen. Er mimte den Verständnisvollen.
„ Hat er dich sehr verletzt?“
„ Nein, das war es nicht. Nicht direkt jedenfalls. Es war mehr… Ach, vergiss es. So interessant ist das alles nicht gewesen.“
Es interessierte ihn brennend. Doch ihm war klar, dass er das auf keinen Fall zeigen durfte. Sie musste das Gefühl haben, dass ihm allein ihr Wohlergehen am Herzen lag. Nur dann würde sie ihm so weit vertrauen, dass sie auspackte.
„ Ich weiß sehr gut, wie sich so was anfühlt. Wenn du also jemanden zum Reden brauchst, ich bin hier. Aber wenn nicht, verstehe ich das“, sagte er.
Lea war hin und her gerissen. Einerseits wollte sie nicht gerade mit Thomas über ihren Ex-Freund sprechen, andererseits hatte sie Angst, dass ihr Gespräch zu Ende sein würde, wenn sie nicht redete. Und er schien ihr aufrichtig zuhören zu wollen. Vielleicht war ja genau das der richtige Weg, um mit ihm vertraut zu werden. Ihn von Viola abzulenken. Und dann, wer weiß, was die Nacht noch bringen würde.
„ Mein damaliger Freund, sein Name war Marcel, hatte da so einen Spleen. Er…“
Es fiel ihr schwer darüber zu sprechen. Thomas wartete ab. Er drängte sie nicht,
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