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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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Raum, dann hörte es sich an, als würden mehrere Frauenstimmen auf einmal reden, bis klar wurde, dass es sich um eine einzige weibliche Stimme handelte, deren Ton mal heiser und rau, dann wieder schrill und hoch klang. Auch die Lautstärke veränderte sich, wobei nicht klar war, ob dies an der Aufnahme selbst, oder an der Sprecherin lag. Alle vier lauschten gebannt der Stimme auf der Kassette.
    „ Ich kann nicht darüber sprechen, das würde zu viel Zeit kosten und Zeit ist etwas, das ich nicht mehr habe. Sie zerrinnt mir zwischen den Fingern. Ich muss meinem, meine ….“ An dieser Stelle ging die Stimme in ein undeutliches Flüstern über. „…ein Ende setzen. Noch ist es nicht zu spät. Ich weiß, dass du mich liebst und alles versuchen wirst, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ich liebe dich auch. Mehr als alles auf der Welt und darum bitte ich dich – tu es nicht! Bitte! Es gibt Dinge, die sollten im Verborgenen bleiben. Dinge, die so schrecklich sind, dass niemand sie je… “ Wieder ein verzerrtes Rauschen, dann erklang ein unmenschlicher Laut. „Denn ich bin in der Hölle, aus der es nur einen Ausweg gibt. Leb wohl, Enza! Du bist die Liebe meines Lebens und ich werde bis zum Schluss an dich denken. Ich…“
    Enza machte das Tonband aus. Sie wollte nicht, dass die anderen den intimen Bekenntnissen ihrer Liebhaberin lauschten.
    Betroffenheit und Verwirrung hatten sich im Raum ausgebreitet und waren fast greifbar. Selbst Sebastian hatte es die Sprache verschlagen. Enza nutzte die Stille, um sich zu sammeln. Als sie sprach, war ihre Stimme fest und losgelöst von jedweder persönlichen Betroffenheit.
    „ Sie muss hier irgendetwas erlebt haben, das so schlimm war, dass sie nur noch sterben wollte. Ich kannte sie. Sie hat das Leben geliebt. Selbstmord wäre für sie niemals eine Lösung gewesen. Etwas Unbegreifliches muss ihr zugestoßen sein. Um es kurz zu machen: Ich bin hier, weil ich rausfinden will, was mit ihr passiert ist. Vorher gehe ich hier nicht weg. Und unser Empfang sagt ja wohl alles. Irgendwas stimmt nicht mit Miles und diesem Bulgaren…“
    „ Das kannst du laut sagen!“ stimmte Sebastian ihr zu.
    „ Ach, auf einmal? Ich dachte, die beiden spielen uns nur Theater vor, um den ganzen Ruhm für sich zu beanspruchen?“ bemerkte Viola spitz.
    Sebastian zog entrüstet die Brauen hoch und wollte sich verteidigen, doch Thomas kam ihm zuvor.
    „ Du glaubst, dass Drago und Miles was damit zu tun haben?" fragte er an Enza gerichtet.
    „ Keine Ahnung, aber der Bulgare macht doch einen ziemlich üblen Eindruck. Dem traue ich so einiges zu..."
    Sie konnte ihren Satz nicht beenden, denn Viola fuhr plötzlich in die Höhe.
    „ Wo ist Lea eigentlich?“
    Die anderen sahen sich an. Stimmt. Wo war Lea? Sie hatten sie bei all der Aufregung völlig vergessen.
    „ Um Gottes Willen wo ist sie?“ Violas Stimmte schraubte sich vor Besorgnis in die Höhe.
    Enza sah zu Thomas herüber. Er schüttelte unmerklich den Kopf. Enza verzog verächtlich den Mund.
    „ Gestern Abend ist sie noch mal rüber zu Thomas, um sich was zu essen zu holen. Ich bin eingeschlafen und habe nicht mehr gehört, wann sie zurück gekommen ist. Oder ob überhaupt. Du musst sie also als Letzter gesehen haben, Thomas.“
    Thomas räusperte sich. Viola sah ihn scharf an, doch er mied ihren Blick.
    „ Ja, sie war da, hat ein paar Ravioli gegessen und ist dann wieder gegangen. Mehr weiß ich auch nicht.“
    „ Warum hast du sie nicht zur Baracke begleitet, anstatt sie alleine durch die Dunkelheit laufen zu lassen?“ fragte Enza barsch.
    Thomas wurde blass. Er machte eine hilflose Geste und wusste nicht, was er sagen sollte. Er spürte Violas prüfenden Blick, der sich direkt in sein Gehirn zu fressen schien. Mit jedem Satz, jeder Geste, die ihm in den Sinn kam, glaubte er sich zu verraten. Also verharrte er bewegungslos in seiner Position, bis er gewahr wurde, dass dies noch viel verräterischer war als alles andere.
    „ Das heißt, wir wissen nicht, seit wann sie weg ist?“ sagte Viola und ihre Stimme war tief und bar jeder Emotion.
    Sie weiß es - dachte Thomas und presste die Fingernägel gegen seine Handballen, um die Fassung zu bewahren.
    „ Vielleicht ist sie drüben und isst nur was zum Frühstück“, mutmaßte Sebastian.
    Thomas hielt es nicht mehr aus und schnellte in die Höhe. Er hatte das Gefühl, sein Magen würde von einer eisernen Hand zerquetscht.
    „ Scheiße! Drago ist da drin – und zwar allein!“ rief er

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