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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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tiefste Schlünde hinabzog. Kelric merkte nichts mehr davon, dass er seinen Geist verlor; er vergaß auf der Stelle seinen Namen, seine Herkunft; alle Erinnerungen blieben hinter ihm zurück. Willenlos ließ er sich treiben, ohne Gefühl oder Verlangen; er konnte nur noch sehen.
    Er erwachte erst, als er Melwins Geist fand und einen Teil der Dinge erschauen musste, die der Zauberer erkannt hatte.
    In höchster Not und Todesangst begann er zu schreien, schrill und gellend, in Verzweiflung kämpfte er gegen die vereinzelten undeutlichen Bilder an, die ihn bedrängten und bestürmten in der grausamen Absicht, ihn zu einem kichernden idiotischen Etwas zu machen. Sein Kampf war völlig instinktiv, ohne echtes Bewusstsein und Denken; heftig zerrte und rüttelte er an dem anderen Geist, der so hart und unnachgiebig war wie ein Stein, aber er spürte, dass er die einzige Rettung darstellte, und an sie klammerte er sich wie ein Ertrinkender an den Strohhalm.
    Kelric schrie noch, als er schon Arme um sich fühlte; auch die Stimme brauchte lange, bis sie in seinen Verstand drang.
    »Kelric, Kelric«, hörte er jemanden leise sprechen. »Beruhige dich doch! O Kelric, warum hast du das denn getan? Warum hast du das getan, mein Kleiner, warum musstest du die Bilder sehen?«
    Kelric hob langsam den Kopf, der auf Melwins Brust gelegen war, starrte zuerst auf die Tränenspuren darauf und dann in Melwins Gesicht, das ein wenig schmerzverzerrt wirkte, aber keine Spuren des Wahnsinns mehr trug.
    »Melwin!«, schrie er und brach erneut in Tränen aus. »Ach, Melwin, ich musste es tun, und ich habe es doch geschafft!«
    Der junge Zauberer hielt ihn fest umarmt, damit er sich wieder beruhigen konnte.
    Fergon sprach leise hinter ihm: »Ihr beide kostet mich zehn Jahre meines Lebens. Kelric, warum hast du denn nicht bis morgen gewartet? Wir hätten es gemeinsam versucht und schneller Erfolg gehabt. Du hast Wogryn beinahe umgebracht, denn er hat seine Kräfte völlig aufgebraucht, um mich führen zu können. Wir hätten beinahe euch beide verloren. «
    »Schon gut, Fergon«, murmelte Melwin, während er sich aufrichtete. »Diesmal bin wirklich ich schuld, weil ich so unbedacht handelte. Kelric hat nach seiner Ansicht völlig richtig gehandelt, und das dürfen wir ihm nicht vorhalten. Ich wünschte nur, er hätte nichts gesehen. Wir werden beide das Mittel brauchen, Herr Fergon. Das Grauen können wir zwar nie vergessen, aber tief hinabdrängen; und die schrecklichen Bilder werden verbannt.«
    Fergon sah dem jungen Mann lange in die Augen. »Kelric wird es ertragen können. Er sah nicht genug«, flüsterte er. »Aber du?«
    Über Melwins Gesicht huschte ein leichter, göttlich wirkender warmer Schimmer, sein unnachahmliches Lächeln.
    »Mein alter Freund und Lehrer«, sagte er sanft. »Ich habe immer alles ertragen. Mein Geist war gefangen in den Strömen des Chaos, und du hast habt mich daraus befreit. Der Rest ist leicht. «
    Fergon wandte den Kopf ab, denn er konnte den Blick der klaren, ruhigen und so wissenden Augen nicht ertragen.

    Obwohl Kelric ein Bergbewohner war, zeigte er sich erstaunt über die hohen zerklüfteten grauen Steinformationen des Nebelgebirges, deren Gipfel im ewigen Dunst verborgen blieben. Vereinzelte Nebelfetzen zogen in allen Schichten bis fast zum Erdboden wie Wolken umher und verschleierten die deutliche Sicht. Hin und wieder blitzte und leuchtete es in den wallenden Schleiern auf, wenn ein verborgener Zauber aus einer Nische hervorbrach. Oft hörte man das misstönende Geschrei von finsteren Vögeln ohne Namen, deren pupillenlose rotglühende Augen hier und da hervorleuchteten.
    »Schauderhaft«, stellte Kelric fest und schüttelte sich. »Was ist Lerranee nur für eine Welt?« Das Erlebnis von Hungerland lag weit hinter ihm. Fergons Zaubertrank hatte gut gewirkt, und keiner hatte mehr davon gesprochen. Kelric war wieder recht munter und unternehmungslustig und stritt sich gern mit dem jungen Wompet, der weiterhin gern den Besserwisser gab.
    Fergon antwortete: »Lerranee ist nur der Splitter einer großen Sternwolke. Sie war nie für Menschen bestimmt, und noch immer ist viel Hass in ihr.«
    Er verstummte, als ein grausiger Schrei die tödliche Stille zerriss. Melwin packte Fergons Arm und deutete nach oben. Kelric, der den Blicken der Männer folgen wollte, begann zu schimpfen, als ihm der Wornpet voller Schrecken die Pfoten über die Augen legte. Als er dann endlich sehen konnte, ächzte er unwillkürlich. Von

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