Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
Vom Netzwerk:
einem hochgelegenen Hort herab schwang sich eine riesige geflügelte Kreatur mit einem plumpen geschuppten Echsenleib, deren langer dünner Schwanz mit Dornen gespickt war. Sie besaß starke Hinterbeine und mächtige vordere Greifklauen und einen abscheulichen weiblichen Menschenkopf; mit einem zweiten Schrei ließ sie sich vom Wind höher tragen, um dann im geeigneten Angriffswinkel herabzustoßen.
    »Ein Drachenweib«, stellte Fergon in unerschütterlicher Ruhe fest. »Eine Schwester der Harpyien. Sie fressen alles, was sich bewegt. Sie sind nicht klug, ihr Geist voller Hass, ihre Stimmen speien Tod. Sie sind im Grunde arme, einsame, ausgestoßene Geschöpfe, die durch ein grausames Schicksal zu diesem Aussehen verdammt wurden.« Zu Melwin gewandt, fragte er: »Sollen wir ... «
    Jener schüttelte den Kopf. »Lohnt nicht. Da hinten beginnt schon der Eingang in die Nebelhöhlen. Es besteht kein zwingender Grund, unsere Kräfte zu verbrauchen.«
    Das Drachenweib stieß einen boshaften, triumphierenden Schrei aus, als es die Gefährten fliehen sah, und kam direkt über ihnen herab; ihre Hautflügel erzeugten ein Flattern und Knattern, das schmerzhaft in den Ohren knallte. Kelric stieß einen entsetzten Schrei aus und warf sich hinter der nächsten Felsen. Aua! , beschwerte sich der Wompet. Nicht so grob! Die ist doch noch weit weg!
    Er duckte sich jedoch, als die wütende Kreatur mit einem fauchenden Kreischen dicht über seinen Kopf hinwegschoss; und Kelric wurde übel, als er in das hasserfüllte, abstoßende und runzlige Gesicht einer Frau blickte, deren fauliger Atem ihm ins Gesicht schlug, und er zuckte unter dem wilden Blick der lodernden gelben Augen zusammen.
    Das Drachenweib ließ sich mit dem Aufwind hinauftragen, beschrieb einen Bogen und stieß wieder herab. Melwin riss Kelric hoch über seine Schulter und rannte mit ihm weiter; nahe bei einem engen dunklen Höhleneingang duckte er sich neben Fergon in eine Nische. Kelric saß zitternd zwischen den beiden Zauberern, die recht unberührt die vergeblichen Angriffe des Drachenweibs beobachteten.
    »Warum tötet Ihr sie nicht?«, rief der Junge.
    »Weshalb denn?«, stellte Melwin die Gegenfrage. »Dazu besteht kein Grund, auch nicht, zu zaubern. Das tut man nur in höchster Not, und das sind wir bestimmt nicht. Diese Kreatur ist viel zu schwer und zu plump, um uns erwischen zu können.«
    Fergon fuhr fort: »Und auch wenn wir lange Messer haben, töten wir Zauberer nicht.«
    »Aber – aber die Pferde?«
    »Es war eine Erlösung aus ihrer Not. Ich konnte ihnen anders nicht helfen.«
    Melwin drängte: »Los, weiter! In die Höhle!«
    Zum dritten Mal hasteten sie los und warfen sich nacheinander in den Höhleneingang, während draußen das Drachenweib wuterfüllt schrie und kreischte.
    »Geschafft!«, seufzte Kelric erleichtert.
    Wogryn löste die bohrenden Krallen aus seiner Schulter, hüpfte auf den Erdboden und spazierte zufrieden keckernd umher, bis er sich gähnend streckte, sich setzte und sich ausgiebig zu kratzen und zu putzen begann.
    »Was sagt er?«, erkundigte sich Fergon.
    »Er meint, wenn er gewusst hätte, was auf ihn zukommt, wäre er niemals so verrückt gewesen mitzukommen, und schon gar nicht mit Zauberern, die nie zaubern«, berichtete Kelric.
    Melwin schmunzelte. »Ein Zauberer ist ein weiser Mann, der viele friedliche Wege der Verteidigung kennt. Die Magie als überlegene Macht auszuspielen, ist töricht. Oder seid ihr beiden Kinder der Meinung, dass wir nicht mit heiler Haut hier angekommen sind? Also! Man muss immer Kräfte sparen, weil man nie weiß, was alles geschehen kann.«
    Schulmeister! Alles muss er besser wissen! , maulte Wogryn. Immer diese Belehrungen, die auch noch stimmen! Wenn ich ihn nicht so gern hätte, könnte ich ihn überhaupt nicht leiden!
    Kelric begriff die zwingende Logik dieser Worte nicht so recht und warf dem Wompet daher einen verständnislosen Blick zu, während Fergon erklärte: »In Urzeiten lebten hier einmal zwergenhafte Geschöpfe, die in Zehntausenden von Jahren das Gebirge durchhöhlten und ein gewaltiges Reich schufen. Es ist noch keinem von uns gelungen, das Nebelgebirge zu übersteigen, denn dort leben viele böse Geschöpfe; abgesehen davon wäre man auch fast das halbe Leben damit beschäftigt. Die Zwerge waren fremd wie wir und wurden innerhalb eines Jahrtausends völlig ausgerottet. Aber sie hinterließen uns ihr Reich als Erbe, und wir kennen inzwischen viele recht sichere Gänge ins Laïre Tal,

Weitere Kostenlose Bücher