Uschi Zietsch
Reich.«
»Aber wir wollen nach Laïre«, erwiderte Fergon.
Der Höllenmahr grinste und entblößte grausame weiße Reißzähne.
»Dann müsst ihr eben gegen mich antreten«, forderte er sie auf. »Zu einem kurzen Kampf, und wenn ihr ihn verloren habt, werde ich euch in meinen Armen zerquetschen und euer Blut trinken.«
»Schlechte Aussichten.« Melwin schüttelte den Kopf. »Der ist uns absolut überlegen.«
Als wollte er Melwins Worte bestätigen, schleuderte der Mahr plötzlich seinen feurigen Stab nach ihnen, der wie ein Speer in glutheißer Bahn über sie hinwegschoss, ein großes Loch in die Felswand schlug und zu seinem Herrn zurückkehrte. Kelric versteckte sich hinter den beiden Männern und lugte vorsichtig unter Melwins Umhang hervor; der Wompet saß auf seinem Kopf und ringelte den Schwanz um Kelrics Hals.
»Nun kommt!«, rief der Höllenmahr.
»Wir haben noch nicht entschieden, gib uns mehr Zeit!«, bat Fergon.
Das Wesen lachte dröhnend. »Gut, Menschlein! Ich habe Zeit.«
Fergon und Melwin hielten wispernde Zwiesprache, von der Kelric trotz seiner Neugier nichts verstand; und Wogryn, der einen langen Hals bekam, wurde kurzerhand auf den Boden gesetzt. Kelric wagte vor Aufregung kaum mehr zu atmen, und auch der Mahr verhielt sich schweigend und reglos im sicheren Bewusstsein seiner grenzenlosen Überlegenheit.
Melwin riss plötzlich die Arme hoch und griff den Mahr mit einer Reihe von Zaubersprüchen, rauchenden Blitzen und Feuerbällen an, während Fergon gleichzeitig in starre Konzentration verfiel. Kelric fiel unter der Wucht der Magie um, die nun mit aller Macht aus den beiden Zauberern hervorbrach; auch der Mahr taumelte überrascht unter Melwins gewaltigem Ansturm; während das Leuchten im See grell und intensiv wurde. Die Oberfläche begann zu brodeln und zu kochen, und als das Höllenwesen Melwin zurückschleuderte und einen erstaunten Blick hinabwarf, schossen zwei lange funkensprühende Krakenarme empor, die den Körper des Mahrs fest umschlangen. Er stieß einen grellen Wutschrei aus, schwang sich in die Luft und begann das riesige unförmige Ungeheuer aus dem Wasser zu ziehen, das seinerseits mit mehr und mehr Fangarmen nach dem Gegner griff. Es entstand ein wütendes und wirbelndes Durcheinander voll Schwärze und Leuchten, mit gelben Funken und roten Flammen; die Halle erbebte unter den Kampfgeräuschen.
Die beiden Zauberer taumelten ein wenig, aber ihre Gesichter zeigten ein jungenhaftes Grinsen.
»Wenn zwei sich streiten, fliehen die dritten«, meinte Melwin.
»Das ist Ch'tot'lit«, erklärte Fergon ein wenig außer Atem. »Er lebt schon seit Urzeiten in dem See und schläft meist. Wir weckten ihn, denn nur ein Gigant kann gegen einen Titanen kämpfen. Und wir sollten uns jetzt davon machen.«
Hastig ergriffen sie die Flucht, ohne auf die Kämpfenden zu achten; der Ausgang der Schlacht wird daher immer ungeklärt bleiben, denn das Leuchten im See ist seither grün, und der Mahr ward nie mehr gesehen.
Melwin schleuderte ein Seil über den Abgrund, das er auf der anderen Seite mit einem einfachen Knotentrick befestigte; ebenso wie Fergon war er recht erschöpft von dem ausgeführten Doppelzauber, so dass er keine Überbeanspruchung seiner magischen Kräfte wagte, damit sie sich nicht gegen ihn wenden konnten. Mit Wogryn auf dem Bauch hangelte er sich geschickt über den Abgrund; das Tierchen fiepste leise und hielt die Augen fest geschlossen. Kelric brauchte lange, bis er genügend Mut gefaßt hatte; Fergon blieb dicht hinter ihm und griff immer wieder stützend ein, wenn seine Kräfte nachzulassen drohten; und sie kamen alle mit schmerzenden Armen, aber wohlbehalten auf der anderen Seite an. Sie warfen einen kurzen Blick zu den kämpfenden Riesen hinunter, ehe sie die Flucht fortsetzten. Nach einigen Stunden entschlossen sie sich zur Rast; Kelric kuschelte sich zwischen die beiden Männer, den Wompet in seiner Halsbeuge, und alle fielen in einen tiefen Schlaf.
Nach der Verzehrung des kläglichen Restes der Vorräte schlugen die Weggefährten einen rascheren Schritt an. Kelric, der sich ablenken wollte, ließ sich von den Zauberern über den bisher zurückgelegten Weg abfragen, den er dank der Gedächtnispille genauestens behalten hatte. Hin und wieder begegneten sie Fabelwesen, die jedoch alle Reißaus vor ihnen nahmen.
»Wo sind die, die damals die Zwerge töteten?«, fragte Kelric.
»In anderen Gebieten, sehr tief im Gebirge. Wir wissen nicht, wer sie sind und weshalb
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