Uschi Zietsch
Mittel begrenzt sind. Meine Mittel jedoch sind unbegrenzt. Und ich kann dir einen Preis bezahlen, den kein Mensch wert ist: Ich biete dir die Unsterblichkeit.«
Kelric schwieg und starrte ins Feuer. Die Unsterblichkeit, ewige Jugend war etwas, was sich jeder Sterbliche insgeheim wünschte, eine ungeheure Verlockung, der man sich nicht entziehen konnte. Lange Zeit dachte er nach, dann erinnerte er sich an eine alte Geschichte.
»War es das, was du Aranwir botest, damit er unsere Brüder umbringt? Hat er dafür das lange Leben erhalten?«
Der Gott gab keine Antwort.
»Also«, fuhr Kelric fort, »er ist der größte aller Zauberer, größer noch als Melwin, dem ich an Zauberkraft höchstens ebenbürtig bin, und trotzdem bist du immer noch nicht der Sieger.«
Oloïn ließ die Augen umherschweifen, ehe er sich wieder Kelric zuwendete. »Du hast nicht gegen ihn gekämpft«, stellte er fest. »Warum nicht?«
»Oh, ich werde mich hüten. Der Lordmeister Marbon bat mich einst auf Knien; ich war seine einzige und große Hoffnung. Aber dafür fühle ich mich noch nicht reif genug. Aranwir ist stärker als ich, auch wenn er nicht Gedanken lesen kann. Aber er hat die Erfahrung von dreitausend Jahren, und da kann ich nicht mithalten. Er kann mich überlisten, ohne dass ich es merke.«
»Schön«, sagte Oloïn ruhig. »Ich möchte, dass du gegen ihn kämpfst. Aranwir verfolgt nur seine eigenen Ziele, er war mir niemals hörig.«
Kelric lachte. »O nein, das glaube ich dir nicht! Er erlag wahrscheinlich deiner Versuchung, konnte sich jedoch freikämpfen von dir und ein eigenes Reich aufbauen; ist es nicht so? Er hat dich überlistet, wie soll ich da gegen ihn bestehen?«
Der Gott schwieg vor Zorn.
Kelric lachte wieder. »Er hat dich hereingelegt und dafür willst du mich hereinlegen. Ich werde dein weltlicher Handlanger, und sollte ich das Glück haben, gute Dienste zu leisten und zu überleben, wirst du mich nach getaner Arbeit vernichten, bevor ich meine Seele von dir lösen kann. Du kannst mir nicht trauen, aber ich habe ebenso wenig Grund, dir zu vertrauen. Und gegen Aranwir werde ich niemals ziehen, ich habe keinen Grund dazu. Ich bin nicht der Rächer von Laïre. Du jedoch bist für mich der Inbegriff des Bösen, du willst nur Herrschaft und Sklaverei. Aber mein Volk ist frei, und ich werde dafür kämpfen. Deine Angebote sind nicht gut genug für mich. «
»Ist das dein letztes Wort?«
»Nein. Ich will, dass du mich endlich in Ruhe lässt. Schick meinetwegen deine hässlichen Geschöpfe gegen mich, ich werde sie alle auf magische Weise vernichten, denn auch ich habe ein oder zwei Listen auf meinen Reisen gelernt, und deine Angehörigen sind dumm und gewalttätig, nicht feinsinnig. Aber du selbst hältst dich ab sofort fern von mir. Dieser Kampf wird auf meine Weise geführt. Ich habe dich herausgefordert und bestimme die Regeln. Du weißt sehr wohl, dass sich kein Gott in das Geschehen seiner Welt einmischen darf.«
»Du vergisst, dass Lerranee keine meiner Schöpfungen trägt, nur meine Angehörigen«, erwiderte Oloïn gelassen.
»Ich habe nicht vergessen, dass du als Bittsteller mit deinen Völkern gekommen bist. Nur deswegen kannst du dich überhaupt gefahrlos hier unten aufhalten, ohne vernichtet zu werden. Das erhebt dich aber nicht über mich. Wir werden also weiterkämpfen, wenn es dich danach verlangt, aber noch bist du nicht der Sieger, Oloïn.«
Der Gott erhob sich langsam zu seiner mächtigen Größe. »Noch nicht«, grollte er. »Aber bald, mein armes Kind. Deine Unwissenheit hilft meinen Plänen genauso. Es dauert nicht mehr lange, und Lerranee ist mein, und dann werde ich dich in eine Folterkammer bringen, die ich nur für dich baue. Du wirst büßen, Kelric, in jahrtausendelanger Pein Qualen erdulden dafür, dass du es wagtest, mir die Stirn zu bieten.«
Er verschwand in einem wirbelnden Sturm, der den Zauberer umwarf und sein Feuer löschte. Er blieb zitternd und zähneklappernd am Boden liegen; für einen langen Augenblick fühlte er nichts als Kälte und Entsetzen in sich; doch als er am anderen Morgen von strahlendem Sonnenschein geweckt wurde, erschien ihm die Begegnung mit dem Gott nur noch wie ein böser Traum, und er setzte munter seinen Abstieg fort. Er wurde nicht mehr verfolgt.
13.
Schloss Emhold
Im Riesental war der Frühling mit seiner ganzen Macht ausgebrochen. Überall blühten leuchtendfarbige Blumen, die Vögel lärmten fröhlich im Gezweig, in den Wäldern hörte man das
Weitere Kostenlose Bücher