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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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verzweifelter gegen den bleiernen Schlaf ankämpfte, der ihm die Lider zudrückte und seinen Körper vor Kälte zittern ließ, musste seinen ganzen Willen aufbringen, um nicht den Kopf zu heben in die Sonnenaugen zu blicken. Lange Zeit kauerte der riesige Wolf neben ihm und beobachtete ihn wie das Feuer, ohne sich zu bewegen oder einen Laut von sich zu geben; er war so unheimlich und die Ausstrahlung so stark, dass Kelric es kaum mehr ertragen konnte. Schließlich stand der Wolf auf und ging um Kelric herum, der die scharfe vitale Ausdünstung eines wilden Tieres roch, darüber hinaus aber auch die göttliche Macht spürte. Der Wolf suchte seinen Blick, doch der Zauberer legte den Kopf auf die angezogenen Knie und reagierte nicht, als die weiße Schnauze ihn mehrmals anstupste. Dann spürte er, dass der Riesenwolf verschwunden war, und er hob rasch den Kopf.

    Neben ihm, an der Stelle des Wolfes, saß nun ein Mann, gut zwei Köpfe größer als Kelric und doppelt so breit in den Schultern; er trug schwarze Kleidung, auch die Haut war schwarz, und die Augen waren brennende gelbe Sonnen.
    »Du bist der erste«, dröhnte tief wie ein Donner die Stimme des Gottes Oloïn durch die stille Bergnacht. »Noch nie widerstand ein Wesen mir so lange Zeit. Du regtest dich nicht, sprachst nicht, sahst mich nicht an.«
    »Ich sehe dich jetzt an«, erwiderte Kelric ruhig, dann verharrte er überrascht. »Keine weiße Stelle!«, rief er.
    »Sie sollte dich in meine Gewalt bringen«, fauchte Oloïn. »Aber du dachtest nicht daran.«
    »Ich hatte keine Zeit«, gestand Kelric, während er nach Holz griff und nachlegte. »Ich hatte zu viel Angst um das Feuer.«
    »Du hattest Glück«, sagte der Gott, »unverschämtes Glück. Nun gut, du hast mich gerufen, und ich bin hier. Sprich denn!«
    »Was willst du von mir, dass du mich verfolgst?«, fragte Kelric geradeheraus.
    »Ich will dich zu meinem Diener«, antwortete Oloïn. »Du hast mir einen guten Kampf geliefert.«
    »Warum nur mich allein und nicht auch Melwin?«
    »Melwin?«, schnaubte Oloïn. »Melwins Wissen ist zu groß. Er gehört einem anderen. Ich reagierte zu spät. Aber du bist ohnehin der bessere Diener.«
    Seltsam , dachte Kelric. »Selbst wenn es Melwin nicht gäbe, würde ich nie dein Diener werden. Mein Herr ist Elwin. Du hast mir nichts zu bieten.«
    »O doch. Ich kann dir das wiedergeben, was ich dir stahl.«
    Kelric spürte einen dumpfen Schmerz in den Lenden; er glaubte das scharfe Messer wieder an den Hoden zu spüren.
    »Dazu ist es zu spät. Es verlockt mich nicht mehr«, lehnte er ab.
    Der Gott entblößte in einem Lächeln ein schneeweißes Wolfsgebiss. Die weiße Stelle! , dachte Kelric hastig und triumphierend. Wölfe haben gelbe Zähne! Es wird mir später nutzen ...
    »Du lügst, Kelric«, sprach der Gott. »Du wünschst dir nichts sehnlicher als deine Männlichkeit, denn die Erinnerung an warme weiche Frauenhaut mit den damit verbundenen Gefühlen ist nur zu süß, nicht wahr? Vor einem Abendessen umarmtest du einst als Jüngling hastig ein Dienstmädchen, hast sie berührt und geküsst, ihren verlockenden Duft eingeatmet, ehe sie dich ohrfeigte und dem Lordmeister alles erzählte.«
    »Er war verständnisvoll«, sinnierte Kelric träumerisch vor sich hin. »Ich war nicht der Einzige, was verständlich ist, wenn man gerade zum Manne wird und jedes Stück weiblicher Haut, oder auch nur ein flüchtiges Zwinkern, lockende Sinnlichkeit und Begehren verheißt.« Er lächelte in sich hinein. »Die Mädchen durften uns danach nicht mehr begegnen. Ich bin dem Lordmeister heute dankbar dafür. Melwin trägt schwerer an der Bürde als ich, wenn er es auch nie zugeben würde. Und im übrigen ist es dennoch nichts weiter als eine Erinnerung. Fühlen kann ich nicht mehr.«
    »Weil du es verdrängst, doch du träumst davon, mach dir nichts vor! Komm zu mir!«, fuhr Oloïn fort. »Ich gebe dir alles, was du willst, wenn du mir nur treu dienst und das verhasste Menschenvolk ausrotten hilfst.«
    »Weshalb sollte ich dir glauben? Ich bin selbst ein Mensch.«
    »Das ist zu ertragen, denn du bist ein Zauberer. Ich kann dich nicht zwingen, das weißt du. Aber Kelric, sei nicht dumm! Verlasse dieses armselige Zaubererdasein, das dich nur unglücklich macht. Du bist der beste Diener, den ich mir vorstellen kann. Und höre: Mit deiner Zusage wirst du nicht nur ein Mann, sondern auch unsterblich. Hör gut zu, Kelric, was du erhalten kannst! Manchmal sind Dienste unbezahlbar, wenn die

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