Uschi Zietsch
Himmelsrichtungen führten Handelsstraßen zu ihr, die sich verzweigten und in verwinkelten engen Gässchen verliefen, durch die man gerade mit einem Pferdefuhrwerk hindurch passte. Aufgrund der wenigen Ausweichmöglichkeiten waren die meisten Straßen ständig mit Wagen und brüllenden Kutschern verstopft.
Der Troubadur wurde im Gasthaus mit lautem Hallo begrüßt; Kelric, der sich still im Hintergrund hielt, wurde mit aller Ehrerbietung aufgenommen. Er suchte sich einen ruhigen Platz in einer Ecke; und während er mit gutem Appetit das leckere Mahl verzehrte und einen herben Wein dazu trank, lauschte er Gromgens Gesang, der sämtliche Gäste in seinen Bann schlug und gekonnt nebenbei eine Menge aß und trank. Eine Weile später kam er lachend, das Gesicht vom Wein gerötet, zu dem Zauberer und fragte ihn, ob alles in Ordnung sei. Als Kelric nickte, verabschiedete er sich fröhlich, denn er hätte ein sehr liebes Mädchen kennen gelernt, und nun ja, er verstehe das sicher ... Kelric lächelte ihm zu und wünschte alles Gute.
Der Troubadur war kaum gegangen, als ein anderer Mann an den Tisch trat; er war klein und rundlich, mit dem groben Gesicht eines Bauern; mit rauer, leiser Stimme fragte er, ob er Platz nehmen dürfe.
Kelric, der sich gerade eine Pfeife mit frisch gekauften Tabak anzündete, nickte schweigend.
»Mein Name ist Qwyla«, sagte der Mann, während er sich niederließ. »Lord Kelric, ich komme als Übermittler meines Königs. Er hätte einen Auftrag für Euch.«
Kelric forschte kurz in Qwylas Gedanken. »Sprechen Sie!«, forderte er ihn auf.
Der Mann bewegte sich unruhig und nervös und fragte schließlich zögernd: »Ihr könnt Gedanken lesen, nicht wahr?«
Kelric winkte ab. »Sie werden mir alles sagen. Ihre Gedanken gehören Ihnen.«
Qwyla wollte den Worten glauben und wirkte erleichtert; er winkte nach dem Wirt und bestellte Wein für beide, bevor er begann: »Ich weiß nicht, ob Ihr davon hörtet, dass vor nicht allzu langer Zeit Laïmor und Loïree Krieg führten.«
Kelric erwiderte gleichmütig: »Es ist weniger bekannt, wann sie Frieden schließen, denn das ist selten. «
»Ja, mein Lord. Aber nun soll dieser Zwist endgültig beigelegt werden.« Qwyla schüttete den starken Wein wie Wasser in sich hinein; seine Nase rötete sich rasch, seine derbe Zunge wurde freier. Kelric beobachtete ihn stumm; in den wasserblauen blutunterlaufenen Augen des Mannes erkannte er einen verborgenen Hang zum Alkoholismus.
»Sicher habt Ihr schon von des Königs jüngstem Zuckerpüppchen gehört«, sprach er langsam weiter.
Kelric schüttelte den Kopf. Qwyla starrte ihn an.
»Alle Welt spricht von ihr!«, sagte er empört. »Sie wird erst achtzehn und ist schon das herrlichste Weib! Jeder begehrt sie. «
»Ach so«, meinte Kelric. »Sie sprechen von Prinzessin Gorwyna, des Königs edler Tochter.«
Qwyla schnappte ein paarmal nach Luft, ehe er schnaubte: »Ihr macht Euch über mich lustig!«
»Ich hätte in diesem Fall wenig zu lachen«, entgegnete Kelric, lehnte sich zurück und musterte den Gesandten so durchbohrend, dass dieser den Wein immer hastiger trank. »Der König hat seltsame Vertraute«, sagte er schließlich. »Sie erscheinen mir als Vermittler wenig geeignet.«
Qwyla wurde blass und setzte zu einer heftigen Erwiderung an, überlegte es sich jedoch rechtzeitig und sagte zähneknirschend: »Ja, da habt Ihr gewiss recht, Herr. Aber des Königs Ratgeber sind zur Beschwichtigung in Laïmor, und ich erbot mich, zu Euch zu gehen.«
»Hm.« Kelric lächelte ganz fein. »Der König ist mir sympathisch. Er hat eine seltsame Art von Humor, die mir gefällt.«
Owvla starrte ihn verständnislos an, erinnerte sich dann wohl seines Auftrages und fuhr fort: »König Lorwan von Laïmor hat einen Sohn, Prinz Lyrwe. Er ist vierundzwanzig und verliebte sich allein durch Gromgen Vogelsangs Lieder, der, nebenbei bemerkt, selbst nur von anderen über ihre Schönheit hörte, in die liebliche Prinzessin und möchte sie heiraten. König Emhold erklärte sich mit seiner Werbung einverstanden, unter der Bedingung, dass am Hochzeitstag der endgültige Frieden ausgehandelt werde. Dem stimmte König Lorwan zu, und nun soll Gorwyna nach Laïmor unter Eurem Schutz reisen. Sie ist Lerranees kostbarster Schatz, und Ihr Lerranees bester Zauberer.« Er beugte sich nach vorn und zwinkerte vertraulich. »Das ist ein angenehmer Auftrag, denn das Mädchen ist wirklich sehr saleen .«
»Nun«, sagte Kelric kühl, »deshalb
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