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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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auf die andere Seite des Bettes und bot alle seine Kräfte auf.

    Es dauerte bis zum Nachmittag, aber dann war es vollbracht. Nach unzähligen Beschwörungen, Wortauffindungen und Rätselsprüchen hatte er ihren Ursprung erreicht und das heilende Wort der Erlösung gefunden. Kelric ließ warme Tücher und ein nach seinen Anweisungen gebrautes bestimmtes Kräutergetränk bringen, bereitete inzwischen den geeigneten Spruch vor und konzentrierte seine Magie. Als die Sonne beinahe versunken war, kehrte eine gesunde rosige Farbe auf die bleichen Wangen der Königin zurück, und sie schlug die großen dunklen Augen auf und lächelte matt, aber gesund den Zauberer an. Emhold brach vor Freude in Tränen aus, schloss den zerbrechlichen Körper seiner Frau in die Arme und küsste stumm ihr Gesicht. Kelric kontrollierte nochmals alle Handlungen, und als er wusste, dass keine Gefahr mehr drohte, zog er sich still zurück. Draußen gab er einer Dienerin bestimmte Anweisungen für die weitere Behandlung der Königin und ließ sich von einem anderen Diener zu seinem Zimmer führen und ein Abendessen bringen.
    Die Erschöpfung brach über ihn herein, als er saß, und für einen Augenblick schwanden ihm die Sinne. Er hatte einen schrecklichen Kampf gegen den Tod geführt, der ihn nahezu alle Kräfte gekostet hatte. Einige Tage Ruhe waren jetzt vonnöten. Müde rieb er die schmerzenden Schläfen, dann das von der Anstrengung gezeichnete graue Gesicht, lehnte sich schließlich mit geschlossenen Augen zurück und war wohl ein wenig eingeschlummert, als er auf einmal jemanden bei sich spürte und sofort hellwach war.
    »Klopft man nicht zuerst an, bevor man das Zimmer eines Gastes betritt?«, fragte er in die Stille hinein, ohne sich zu rühren.
    »Ich habe geklopft«, erklang eine weiche weibliche Stimme. »Verzeiht, dass ich dennoch eingedrungen bin, aber ich konnte keinen Augenblick länger warten, um Euch meinen Dank auszusprechen.«
    Kelric setzte sich auf und öffnete die Augen. »Gorwyna«, sagte er.
    Ein liebliches junges Mädchen stand scheu vor ihm. Sie war so klein, dass sie ihm wohl gerade an die Brust reichte; ihre mädchenhafte Gestalt so zart und feingliedrig wie die ihrer Mutter, ebenso besaß sie das lange schwarze Haar und die dunklen Augen; das Gesicht jedoch war genau das ihres Vaters: der schön geschwungene Mund, das energische kleine Kinn, die gebogenen Augenbrauen, die ein wenig himmelwärts strebende Nase, die hohen Wangenknochen; ebenso ihre Haltung, das lustige, ein wenig kecke Blitzen ihrer fröhlichen Augen, die Lässigkeit ihrer Bewegungen, die durch die enge, männliche Reitkleidung, so gar nicht zu einer Prinzessin passend, noch unterstrichen wurden. Ein ätherischer Glanz umgab sie; sie war wie ein Sonnenstrahl, der auf der Erde Gestalt angenommen hatte, denn sie brachte Herzenswärme, natürliche Anmut und kindliche, herzliche Fröhlichkeit mit, dass es Kelric rührte. Sie war ein junges Mädchen, das sich seiner Weiblichkeit voll bewusst und stolz auf das Dasein als Frau war; ihr Körper strahlte Sinnlichkeit, aber auch Würde aus. Angesichts ihrer Ausstrahlung wurde ihre Schönheit zu einer selbstverständlichen Nebensache.

    »Ich grüße Euch, Lord Kelric«, entgegnete Gorwyna auf sein einziges Wort, beeindruckt von seiner melancholischen tiefen Stimme; ihre Gerte fiel zu Boden, als er mit der geschmeidigen Eleganz einer Raubkatze aufstand und ihre Hand nahm. Seine mystische Ausstrahlung erschlug sie beinahe, und sie glaubte die schimmernde Aura seiner Macht zu sehen, als sie fasziniert zu ihm hoch starrte, in die Sanftmut seines Gesichtes blickte und schüchtern sein freundliches, heiteres Lächeln erwiderte; ihr Blick verlor sich in der unendlichen Trauer seiner weisen Augen, so dass sie kein Wort mehr hervorbrachte.
    Als er leise lachte, stockte sie und stotterte: »Ihr – Ihr wart es, der heute früh gelacht hat. Der Zauber Eurer Stimme hat alle verhext. Leute, die ein gutes Stück von der Straße herabkamen, fragten uns, wer solch eine wunderbare Stimme habe. Ich lief fort vor der Verhexung, und als ich zurückkam, war die doppelte Arbeit geschafft und meine Mutter gesund. Ich sah meinen Vater weinen, das erste Mal, seit ich ein Kind war und böse vom Pferd stürzte. Herr, wer seid Ihr?«
    »Ein Zauberer«, erwiderte er. »Nur ein Zauberer.«
    »Ein Zauberer«, wiederholte sie. »Ich glaube, ich verstehe das Wort erst jetzt. Ein Zauberer ist nicht einfach ein Mensch mit Magie, er ist Ausdruck

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