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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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lieben gelernt zu haben, aber dabei empfinden Sie nicht einmal Vertrauen mir gegenüber. Ihre Fragen waren stets weniger von Neugier als vielmehr von Misstrauen begleitet ... Sie wollen jeden Gedanken, jedes Geheimnis aus mir herausholen, nur um sich völlig sicher über mich sein zu können und mich zu besitzen, wie man ein exotisches Tier besitzt. Was wollen Sie wirklich, Gorwyna?«
    »Wissen«, flüsterte sie eingeschüchtert. »Nur Wissen. Die Fragen lassen mir keine Ruhe ...«
    »Natürlich«, unterbrach er sie hart. »Und weil Sie eine Prinzessin sind, brauchen Sie den Willen eines anderen nicht zu respektieren.«
    Ihre Augen wurden feucht. Noch nie hatte jemand so mit ihr gesprochen. »Entschuldigung ...«, stieß sie hervor. »Ich habe nicht gedacht ... ich wollte nur ... ich weiß ja nicht ...«
    Er atmete tief aus. »Das Leben ist kein Spiel, Libellchen«, sagte er dann leise und wieder gefasst. »Und ich wollte Sie nur davor beschützen. Ich wollte Sie nicht mit Dingen erschrecken, die Sie jetzt unnötig belasten. Aber Sie lassen mir einfach keine Ruhe, und es steht mir nicht an, Ihnen Vorschriften zu machen. Dennoch hätte ich nicht nachgeben dürfen. – Schon gut!«, bat er. »Nicht weinen, Kleines! Nicht mehr weinen!« Er streckte eine Hand aus und streichelte ihr hilflos die Wange, über die erste Tränen kullerten.
    »Kelric«, wisperte sie und sah zu ihm hoch, »wird Oloïn Euch töten?«
    »Wenn er kann, ja«, antwortete er. »Aber es ist ihm bisher nicht gelungen, und ich weiß mich auch in Zukunft zu wehren.«
    »Ich habe Angst, mein Lord«, flüsterte sie und rieb sich fröstelnd die Arme. »Es ist so schrecklich kalt in Eurer Gegenwart. Als ob das Unheil Euch mit seinen Spinnennetzen umfängt.« Sie entdeckte Besorgnis in seinen Augen, als sie ihn betrachtete, und zum ersten Mal so etwas wie Unsicherheit. Doch sie hatte ihre Lektion gelernt und stellte keine Fragen mehr.
    Noch lange Zeit standen sie nebeneinander und sahen still in die Nacht hinaus.

    Am nächsten Morgen setzten sie ihren Weg rasch fort und wollten schon beruhigt aufamten, das Phantomland unbeschadet überstanden zu haben, als Gorwynas Pferd so jählings stehen blieb, dass die Nachfolgenden in ein heilloses Durcheinander gerieten; viele wurden abgeworfen und fluchten lautstark in das Wiehern hinein. Gorwyna, die so unvorbereitet kopfüber von ihrem Ross herabgepurzelt war, konnte sich noch gar nicht aufrappeln, als Kelric schon bei ihr war, sie recht unsanft vom Boden hochriss und wie einen nassen Sack dem heraneilenden Hauptmann in die Arme warf. »Einen Kreis, rasch!«, schrie er. »Fasst euch bei den Händen und seht nur geradeaus!«
    Erschrocken und verständnislos, aber gehorsam drängten sich die Begleiter zusammen und fassten sich bei den Händen, während viele Pferde kopflos wiehernd davon stürmten. In ihr Getrappel drang anderes Hufklappern, das sich langsam näherte, und die Menschen duckten sich vor Entsetzen, als aus dem Nebel ein großes Phantomheer hervorbrach. Die Pferde waren große, zottelige schwarze Mähren mit feuerroten Schädeln; die Reiter trugen nachtschwarze weite Gewänder und Umhänge und gehörnte schwere Helme, die die Gesichter verbargen.
    »W-wer ist das?«, stammelte Gorwyna.
    »Phantome, Prinzessin«, antwortete Kelric leise, ohne sich umzudrehen. »Ein sehr großes Heer, wir sehen nur einen Bruchteil.«
    Der Phantomkönig löste sich aus der vordersten Reihe; er trug eine eiserne Krone auf seinem Helm und mächtige Waffen: Morgenstern, Lanze, Axt. Er stieg langsam von seiner Mähre ab und verbeugte sich vor Kelric.
    »Ich bin Kruilon, der Phantomkönig, und grüße Euch, Lord Kelric«, sprach er mit heiserer Grabesstimme.
    »Ich grüße den König der Phantome«, erwiderte Kelric und verneigte sich ebenfalls.
    »Dies ist das erste Phantomheer, doch nicht das Letzte«, fuhr Kruilon ohne Umschweife fort. »Wir sehnen uns nach der Sonne, Lord Kelric, und schlossen uns aus diesem Grund zusammen.«
    Kelric widersprach: »Ihr seid keine Sonnengeschöpfe mehr, König Kruilon. Ihr könnt das Reich der Menschen nicht in Besitz nehmen.«
    »Das war unsere Welt, bevor Ihr kamt«, entgegnete Kruilon ruhig. »Der Kampf der Götter nähert sich dem Höhepunkt und auch unsere Stunde schlägt nach vielen Äonen. Wir haben nun genug Macht, um die Menschen zu unterwerfen.«
    »Wie?«, fragte Kelric scharf. »Wie könnt Ihr die Macht haben?«
    »Der Schattenfürst gab sie uns«, antwortete der Phantomkönig.

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