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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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versuchten mit allen Mitteln, die Menschen aus dem Lager zu locken; höhnten und verspotteten sie, schrien, grölten und pfiffen. Die Pferde wieherten angstvoll, tänzelten unruhig, zerrten an den Zügeln. Die Menschen drängten sich zitternd aneinander; das boshafte, gespenstische Aussehen der Alptraumgeschöpfe und ihre Stimmen zehrten an ihren Nerven.
    Aber das schrille Geschrei und Lachen der Wesen erstarb, als plötzlich der Zauberer aufrecht wie eine Statue vor dem Feuer stand. Über längere Zeit beobachteten sie sich gegenseitig, stumm und regungslos: Das ganze Land schien in Atemlosigkeit zu verharren.
    »Nun?«, fragte Kelric schließlich. »Was ist jetzt?«
    In der vordersten Front der Wesen entstand Unruhe, als ein Cholem, ein halbkünstliches, aus Lehm erschaffenes Wesen, hervortrat. Die Augen des Cholem waren völlig weiß, der Mund ein schwarzes Loch, die Gestalt menschlich, der Kopf hornig wie bei einem Reptil und deformiert. Der Cholem hob langsam einen Arm und wies mit einem unförmigen Finger auf den Zauberer.
    »Du«, sprach er mit hohler, metallisch klingender Stimme, »du bist Lord Chelric.«
    Kelric nickte. »Derselbe.«
    »Wir dich erwartet. Aber du nicht allein. Bringst viele Menschen zu uns. Dies ist Phantomland. Gehören uns und alles, was sich bewegt.«
    »Nein. Die Menschenländer verbieten den Phantomen auch keine Durchquerung. Wir wollen uns in Phantomland nicht aufhalten. Es gehört euch.«
    »Nicht nur Phantomland, Lord Cherlric. Ihr chabt uns vertrieben. Dies alles unsere Welt, ehe ihr chamt.«
    »Dies war Elwins und Ringwes Welt, ehe Oloïn kam. Ihr seid ebenso Eindringlinge. Wir wollen keinen Krieg mit euch. Daher hindert niemand euch am Betreten der Menschenländer, und wir erbitten freundliche Durchreise auf dieselbe Weise.«
    Der Cholem lachte. »Niemand chann uns verbieten, Lord Chelric. Bald ganze Welt wieder unser. Wir sehr starch jetzt, haben lange Geduld, haben mächtichen Führer. Nun bald Lerranee unser, wie chehört.«
    »Noch nicht«, erklärte Kelric unbewegt. »So einfach ist das nicht. Aber ich nehme euer Anliegen zur Kenntnis, werde es nach Laïre weiterleiten und sehe damit das Gespräch als beendet an. Ihr werdet jetzt gehen. Meinen Bannbereich könnt ihr nicht überschreiten.«
    Der Cholem schüttelte den Kopf. »Wir bleiben, Lord Chelric. Und warten. Nicht anchreifen, aber warten auf Fehler.«
    »Wir ihr wollt«, sagte Kelric. »Dann passt auf!« Er bückte sich blitzschnell, zog einen brennenden Ast aus dem Feuer und schleuderte ihn auf das Pulver. Es gab einen trockenen scharfen Knall, und das Pulver explodierte zu einer hohen, funkensprühenden, gleißend hellen Mauer, die eisige Kälte verströmte und dennoch die Haut an der Stelle verbrannte, wo ein Funke hintraf. Durch die Mauer hindurch schickte der Zauberer mit ausgestreckten Händen magische blaue und rote Blitze, die wie kleine Wirbelstürme über die Phantomwesen herfielen, die schreiend in alle Richtungen davon stoben. Der Zauber brannte langsam herunter, und als er erloschen war, hielt sich kein Alptraumwesen mehr in der Nähe auf.
    Kelric grinste zufrieden. »Das ist der einzige Eiszauber, den ich wirklich gut beherrsche. Aber er ist recht wirksam, sehe ich. Falls sich ein Geschöpf zurückwagen sollte, was ich aber nicht annehme, hält der Bann der beiden Kreise es noch immer wirksam ab.«
    Die Menschen lachten erleichtert und befreit auf und legten sich schwatzend zum Schlaf nieder. Die Prinzessin näherte sich leise dem Zauberer, der am Rand der Bannkreise stand und in die Nacht hinausstarrte.
    »Kelric, wovon sprach dieser Cholem?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er.
    »Ihr lügt.«
    Er lächelte zu ihr hinab. »Dann will ich es eben nicht sagen, Prinzessin«, erwiderte er sanft.
    »Ach ...«, begann sie beleidigt und enttäuscht. Dann fuhr sie hartnäckig fort: »Kelric ... es wird ein finsteres Zeitalter über Lerranee hereinbrechen, nicht wahr?«
    »Vielleicht«, sagte er unbestimmt. »Es wird Überfälle geben wie immer. Aber einen richtigen blutigen Krieg? Nein, das glaube ich nicht. Oloïn kämpft anders. Noch.«
    »Und Aranwir?«, fuhr sie fort und sprach unbekümmert aus, was verboten war. »Aranwir der Eisige, Laïres Feind? Was wird er tun?«
    Er musterte sie scharf. »Nichts«, sagte er dann ruhig. »Er wird weiter meine Brüder ermorden, aber er kann uns nicht wirklich gefährlich werden. Wenn er das könnte, hätte er uns in diesen dreitausend Jahren längst

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