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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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zusammen und formte uralte, längst vergessen geglaubte Zaubersprüche, die sich undeutlich von den bebenden Lippen lösten, die Finger zuckten und bewegten sich wie in heftigen Muskelkrämpfen. Er sah, obwohl er nicht begriff, wie sich eine gewaltige Kette um die Beine des Ghûlen bildete und sich ruckartig zusammenzog. Sein Verstand kam in dem Augenblick wieder zu sich, als Ychtramil abgelenkt die Augen von ihm abwendete. Der Schattenfürst stieß einen überraschten Schrei aus, als er das Gleichgewicht verlor; und noch während er stürzte, sammelte Kelric nun bewusst ein zweites Mal seine Kräfte für einen gewaltigen Zauber. Er spürte durch seine Gabe die rasende Wut des Ghûlen, während er langsam mit ihm zu Boden fiel; und ohne zu zögern oder auf die entsetzlichen Schmerzen zu achten, riss er die Gedanken des Schattenfürsten an sich und spaltete sie wie das Beil das Holz, drang selbst mit wütender Wucht in sein Gehirn ein und tobte wie ein glühender Pfeil darin herum, um ihm seinen Willen zu nehmen.
    Ychtramil brüllte wie ein rasendes verwundetes Tier. Der Boden erzitterte, als sein mächtiger Leib aufprallte; in ohnmächtigem Zorn sandte er seine ganze Macht gegen Kelric, der wiederum seine Magie teilte, die eine Hälfte zusammenballte und als grellen gelben Blitz aus seinen aufgerissenen Augen gegen den Ghûlen schleuderte. Der Blitz traf die Fledermausnase, durchschlug mühelos die Panzerhaut, fraß sich in Knorpel und Knochen und schoss in das Gehirn hinauf, wo er mit der zweiten Hälfte der Magie zusammentraf, die Kelric durch seine Gedanken transportiert hatte.
    Kelric spürte, wie der Ghûle seine Arme um ihn schlug und ihn mit sich fortriss; der Boden tat sich unter ihm auf; er glaubte darin das schwarze Wasser eines Moorsees zu sehen. Ein gewaltiger Sturm tobte um sie herum, während er sich gegen die tödliche Umklammerung des Schattenfürsten stemmte. Der Boden zitterte in einem Erdbeben, immer mehr Risse und Sprünge entstanden, der Sturm wurde zum Orkan, als Magie auf Magie prallte.
    Der Zauberer bäumte sich mit letzter Kraft auf und holte alle Macht aus sich hervor zu einem letzten verzweifelten Gegenschlag, als etwas in ihm explodierte und ihn auseinander riss, und sein Todesschrei gellte über das ganze Land.

16.

Im Regental

    Der Schwefelfluss war ein träge dahintreibender Strom, über dem giftige gelbe Dämpfe lagen. Am Ufer lagerten dreißig Männer und eine Frau. Sie hatten noch zwanzig Pferde und die an den Sätteln aufgepackten Vorräte bei sich, und sie waren die letzten Überlebenden der Schlacht. Sie lagerten zwei Tage in völliger Erstarrung und stumpfer Trostlosigkeit. Leer und ohne Wollen, kraftlos saßen sie da und starrten blind vor sich hin.
    Am Nachmittag des dritten Tages kam endlich der Hauptmann zu sich und beugte sich über die junge Frau. »Prinzessin«, sagte Falland. »Es hat keinen Sinn, Hoheit. Es kommt niemand mehr. Wir müssen nach den Fähren suchen und übersetzen. Kommen Sie, Prinzessin!«
    Sie sah blicklos und verloren zu ihm auf. »Ich glaube nicht, dass er tot ist«, sagte sie dumpf. »Ich warte weiter.«
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf und zog sie sanft hoch; willenlos ließ sie sich von ihm zu einem Pferd führen, als sie plötzlich zusammenzuckte und aufstöhnte. »Gedanken!«, keuchte sie. »Soviel Schmerz ... es ist entsetzlich ... ich kann mich nicht entziehen ... « Mit einem Aufschrei fuhren ihre Hände an den Kopf, und sie schlug sich mit den Fäusten gegen die Schläfen. »Wo?«, schrie sie. »Wo? Soviel Schmerz ... ich kann es nicht ertragen!« Sie taumelte, der Hauptmann stützte sie und wollte sie dazu bringen, sich zu setzen, als sie sich plötzlich beruhigte und ihn wie einen Fremden aus großen geweiteten Augen ansah, dann langsam und zitternd den Arm hob und auf eine bestimmte Stelle in der Weite von Phantomland deutete. Falland folgte mit den Augen ihrer Weisung und fuhr vor Schreck und Überraschung zusammen, als er einen Menschen allein über das Land taumeln sah.
    Es war Kelric.

    In jenem Augenblick, da er den Strom vor sich erblickte, verließen Kelric endgültig die Kräfte, und er brach zusammen. In übermenschlicher Mühe war es ihm gelungen, seinen zerstörten Körper zu dem Fluss zu schleppen, trotz der Schmerzen und der tödlichen Erschöpfung. Er schien nicht zu merken, wie Hilfe zu ihm kam, kräftige Hände ihn aufhoben und zum Lager trugen, wo sie ihn ganz vorsichtig nahe des Feuers auf ein einigermaßen bequemes

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