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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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Lager niederlegten und stumm auf ihn herabsahen. An seinem Körper waren nur zwei offene Wunden zu sehen, die blutverkrustet waren; aber in seinem grauen Gesicht waren die tiefen Kerben der Qual eingegraben, die er erdulden musste. Sein Atem ging rasselnd und keuchend, er zuckte und krümmte sich, und als er Blut erbrach, begriffen alle, dass nur ein ungeheurer Wille ihn am Leben erhielt.
    Gorwyna musste die Tränen hinunterschlucken, während sie mit dem Hauptmann zusammen beratschlagte, wie sie Kelrics Qualen erleichtern konnten. Sie durchsuchten alle Packtaschen und Kelrics Kleidung nach Heilmitteln. Manche Kräuter erkannte Gorwyna am Geruch und wusste, ob sie helfen konnten oder nicht. Nun zeigte sich, dass sie einiges von Kelric gelernt hatte; und auch der Unterricht ihrer Mutter zahlte sich aus, denn Falland und seine Leute waren völlig hilflos. Zwei Tage kämpfte Gorwyna um das Leben des Zauberers, dessen schwacher Lebensfunke mehr als einmal zu erlöschen drohte; sie schlief in dieser Zeit nicht und aß kaum einen Bissen. Wenn sie nichts anderes tun konnte, als an seinem Lager zu wachen, hielt sie seine Hände und streichelte sie, betete still um sein Leben, inständig und verzweifelt. Am dritten Tag kam Kelric das erste Mal zu sich und konnte sprechen. Mit schwacher Stimme fragte er stockend: »Wie ... viele ... sind entkommen ...«
    Gorwyna war außer sich vor Freude, ihn reden zu hören, und erzählte ihm die ganze Geschichte. Sie hatten sich zwar durch das Phantomheer schlagen können, aber fast alle waren dabei umgekommen. Die Phantome waren allerdings von selbst abgezogen, als ihre eigenen Verluste zu hoch wurden und die neutrale Grenze des Schwefelflusses schon in Sicht war.
    »Wir ... müssen weiter ...«, stöhnte Kelric. »Weiteres Phantomheer wird bald aufgestellt ... müssen Laïmor warnen ... ziehen dorthin ...« Er bäumte sich unter einem Hustenanfall auf, aber diesmal spuckte er wenigstens kein Blut.
    »Ruhig!«, flehte Gorwyna angstvoll. »Ihr geht noch nirgendwohin, zuerst müsst Ihr Euch erholen, Kelric.«
    Er machte hilflose Handbewegungen und gab krächzende Geräusche von sich, bis er herausbrachte: »Blaue Pillen, Gorwyna ... verborgene Umhangtasche ... schnell ... drei ...«
    Hastig suchte sie danach und richtete ihn auf, damit er sie einnehmen konnte. Nach einiger Zeit ließ der Anfall nach, und er lag erschöpft, Schweißperlen auf der Stirn, in ihrem Arm.
    »Der Ghûle ...«, flüsterte er. »Ich konnte ihn nicht vernichten. Als ich zu sterben glaubte, stürzten wir in einen schwarzen Abgrund. Da war ein See ... ich erinnere mich kaum ... er begann zu schreien, und ich zauberte wieder Ketten um ihn, die ich mit einem Bann belegte ... ich kroch fort, den Abhang hinauf, aber noch Stunden später zerrissen seine grellen Gedanken mir den Verstand ... er lebt ... wird eines Tages ...« Die Stimme versagte ihm, er stöhnte vor Schmerz.
    Gorwyna beugte sich über ihn und küsste sein schmerzverzerrtes Gesicht, wieder und wieder, als könnte sie ihm so die Pein nehmen. Er hatte das Bewusstsein verloren, und sie hielt ihn die ganze restliche Nacht im Arm.
    Als er das nächste Mal gegen Morgen erwachte, war Kelric kräftiger und gab der Prinzessin die Anweisungen für ein starkes Heilgetränk.

    Zwei Tage später stand Kelric wieder aufrecht und befahl den Aufbruch; alle besorgten Einwände wischte er mit einer Handbewegung fort. »Wir dürfen keine Zeit verlieren, wenn wir Laïmor noch vor dem Phantomheer erreichen wollen«, erklärte er bestimmt und schwang sich in den Sattel.
    Sie erreichten die Fähren am Nachmittag. Gorwyna, völlig erschöpft und übernächtigt, mit tiefen Ringen unter den Augen und so dünn geworden, dass sie fast durchscheinend war, stieß einen langgezogenen Klageruf aus, und die Männer schauten betroffen drein. Der Zauberer betrachtete stumm den zerfetzten Anlegeplatz, die zerstörten Fähren und die Leichen der Fährmänner, die vor den eingestürzten Hütten lagen.
    »Was ... was ist hier geschehen?«, stammelte die Prinzessin. »Waren das die Phantome?«
    Kelric saß ab und untersuchte sorgfältig alle Spuren. »Werwölfe«, stellte er fest. »Das waren eindeutig Werwölfe. Sie wurden durch irgend etwas aufgescheucht und flohen, bevor sie die Männer fressen konnten. Die Werwölfe sind fast so groß wie Ponys, können sich kurzzeitig in andere Tiere verwandeln und haben einen unstillbaren Blutdurst. Normalerweise respektieren sie neutrale Grenzen, aber sie

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