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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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schüttelte er sie. »Aber begreifst du denn nicht, wie entsetzlich das ist?«
    Sie bewegte verneinend den Kopf. »Ich begreife nur, dass du meine Gefühle erwiderst. Was sollte ich mehr verlangen oder begreifen wollen?«, gab sie zurück.
    Er presste sie erneut an sich und streichelte sie zärtlich. »Ach, du unschuldiges Kind«, sagte er ernst und traurig. »Der Ghûle konnte mich nicht vernichten, aber du wirst es tun. Du machst mich verwundbar und gefährlich, denn die meisten meiner Gedanken kreisen um dich, und ich kann nichts dagegen tun. Damit verstoße ich gegen das höchste Gebot von Laïre, das seinen Sinn und seine Berechtigung darin hat, dass wir niemals auf diese Weise angreifbar sein dürfen und uns nur auf unsere Aufgabe zu konzentrieren haben. Über die Folgen, wenn meine Brüder das herausfinden, will ich gar nicht erst nachdenken.«
    »Das werden wir gemeinsam durchstehen«, sagte sie zuversichtlich. »Wahre Liebe kann dadurch nicht zerstört werden.«
    »Du bist zu romantisch, zu unerfahren.« Er seufzte, und das Herz wurde ihm jetzt schwer. Es war keine Erleichterung gewesen, seine Gefühle zu gestehen, erkannte er nun, und machte sein Glück nicht vollkommen, denn das Schwerste stand ihm erst noch bevor. »Aber das ist es nicht allein. Deine Jugend lässt dich glauben, dass es einfach sein wird. Jedoch ... es gibt sehr viele Widerstände, und wir können nicht alle überwinden. Wir können und werden niemals Mann und Frau sein, selbst wenn wir alle Strafen und sogar Verdammnis auf uns nehmen.«
    »Warum nicht?«, fragte sie verständnislos.
    Er zögerte, und sein Gesicht verschloss sich.
    Für einen langen Augenblick kämpfte Kelric mit sich selbst. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht, wie er sich entscheiden sollte.
    Von seiner Antwort musste es abhängen, wie alles weiterging. Was sollte er nur tun? Er konnte schweigen und ein schnelles Ende herbeiführen, was kaum seinen Anfang genommen hatte. Aber im Grunde wusste er, dass das gar keinen Sinn hatte. Gorwyna würde ihn nicht einfach gehen lassen, und von selbst konnte er nicht mehr von ihr loskommen.
    Also musste er die Wahrheit sagen. Das Tabu brechen. Aber wie konnte zwischen ihnen beiden überhaupt dieses Tabu bestehen? Gorwyna teilte ihre Gabe mit ihm, das machte sie beide einzigartig und zu einem Ganzen.
    Eines Tages, wenn ihre Gabe ausreichend geschult war, würde sie sowieso die Wahrheit herausfinden, er konnte sie nicht für immer vor ihr verborgen halten.
    Aber sie brauchte ihre Gabe gar nicht, um dahinterzukommen. Sie brauchte nur einfach seinen Körper zu sehen, wie er wirklich war: Verstümmelt.
    Aber konnte er sich denn überwinden , dieses Entsetzen, aber auch die Berufung zu offenbaren?
    Zum ersten Mal würde er mit einem Außenstehenden teilen, was es bedeutete, ein Zauberer zu sein, weswegen die magiebegabten Menschen die Lande schützten, wofür sie ihr Opfer brachten.
    Es sollte eigentlich nicht schwer sein, er musste einfach nur den Geist öffnen und mit allen seinen Gedanken zu ihr sprechen. Aber der Schritt dorthin ...
    Durfte er ihr das antun? Würde sie nicht Entsetzen empfinden – und Grauen? Konnte sie die Wahrheit ertragen? Sie war so jung, so zart ...
    Und doch hatte sie diese schrecklichen Tage überlebt. In ihr ruhte eine große Lebenskraft und Geistesstärke, er durfte sich nicht von ihrer Jugend und ihrem Äußeren täuschen lassen.
    Wenn sie ihn wirklich liebte ... so wie er sie ... durfte nichts zwischen ihnen stehen.
    »Kelric«, sagte sie leise. Nur dieses eine Wort, aber es klärte alles durch die Art, wie sie es aussprach. Sie sagte ihm gerade, was er sich zuletzt gedacht hatte.
    Er blickte zu ihr hinab. »Ich muss dich warnen ...«
    »Es kann nicht schlimmer sein als das, was ich schon seit Anbeginn in dir fühle. Ich kann es ertragen, und ich muss es wissen.«
    Er seufzte erneut. Dann öffnete er seinen Geist.

    Und es tat so gut. Es war, als ob die schwere Last der letzten Jahrzehnte einfach von ihm genommen würde. Ja, es war wohltuend, sich einmal ganz zu öffnen, er hätte keine Furcht zu haben brauchen. In diesem Augenblick lernte er eine neue Facette der Liebe kennen, die ihm Kraft schenkte.
    Kelric unterdrückte nichts, er legte sein gesamtes Leben vor Gorwyna dar. Und sie nahm schweigend seine Gedanken auf, erfüllt von Mitleid und Grauen, aber niemals schwankend oder weichend. Sie unterbrach ihn während der langen Zeit, in der er sich offenbarte, nicht ein einziges Mal, aber in

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