Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
Vom Netzwerk:
...« Er warf den Kopf zurück, und aus seinen Augen strahlten blaue Blitze, als er rief: »Ich werde nicht sterben, Oloïn! Ich gebe niemals auf!« Mit einem rasselnden Keuchen fiel er in sich zusammen und sah zu dem Lordmeister auf. »Ich darf nicht sterben!«, flehte er. »Fandor, hilf mir! Melwin, Melwin!« Er schloss die Augen und schrie in einem gewaltigen Aufbäumen: »Rache! Ich will Rache! «

    Gorwyna war wach, als der Lordmeister sie zu früher Stunde aufsuchte. Zwei Sternenwanderungen waren vergangen. Tage der Finsternis und Kälte, die Gorwyna hier unten in ihrem Verlies nicht berühren konnten. Draußen in Lerranee ging das Leben weiter, und die Vorboten des Frühlings nahten bereits heran. Noch immer saß das Phantomheer in Laïmor fest, und die Überfälle der Anhänger des Gelben Gottes waren nicht zahlreicher als sonst. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm.
    »Meine Lady«, sagte Fandor feierlich, »ich bin froh, Euch trotz der frühen Stunde bereits wach zu finden. Ich wollte mit Euch reden, bevor Laïre erwacht. Mit dem heutigen Tag ist die Wandlung vollendet. Die DROGE hat ihre Wirkung nun voll entfaltet ... wie Ihr schon deutlich im Spiegel sehen könnt. Aber bevor Ihr an die Oberfläche zurückkehrt, möchte ich Euch etwas zeigen.«
    Er führte sie auf einen dunklen schmalen Weg, der hinter einer verborgenen Tür lag und tief in die Erde führte. Gorwyna fühlte das Grauen mit jedem Schritt näher kommen, der sie weiter in schwarze stickige Schlünde und namenlose Grüfte hinabführte – ein Grauen, so völlig fremd und unbegreiflich, dass sie es nicht einmal als furchteinflößend beschreiben konnte. Irgendwo hier unten, wo sich kein Unbefugter ungestraft aufhalten konnte, schlug das Herz von Laïre, das erkannte sie plötzlich mit erschreckender Deutlichkeit. Unbewusst tastete sie voller Aufregung nach Fandors Hand.
    Der Lordmeister blieb stehen und hielt die Fackel an eine Wand. Gorwyna entfuhr ein Ruf des Staunens, als die Fackelflamme wie ein Blitz in die Dunkelheit davon schoss, einen weiten Kreis beschrieb und zur Fackel zurückkehrte; kaum brannte der Stab wieder in normalem Licht, als in einem warmen Schein eine gewaltige Halle erhellt wurde. Die hohe Decke über ihnen war glatt und wie ein Kuppeldach gewölbt. Um einen Abgrund herum führte ein breiter felsiger Weg.
    Obwohl sie nicht hinabsehen konnte, spürte Gorwyna, dass dort unten Leben war, denn sie sah, wie Schwärze in sanften Pulverwolken heraufkam, und hörte unbeschreibliche, sowohl kratzende wie schabende Laute, als das Etwas sich bewegte.
    »Kommt«, sagte Fandor leise und führte sie an den Rand des Weges, und sie starrte auf ein gigantisches schwarzes Wesen hinab, das eine Spinne, ein Krake, eine vielköpfige Schlange hätte sein können: ein wuselndes, verwirrendes Ding , das scheinbar aus vielen Einzeltieren zu bestehen schien, mit Tausenden von Tentakeln, ohne Anfang und Ende, wimmelnd vor Leben, undurchsichtig vor Schwärze, der Luft den Atem durch die Ausdünstung seiner Magie raubend.
    »Was ist das?«, flüsterte Gorwyna.
    »Ein Kind«, antwortete der Lordmeister weiterhin leise »Ein Kind des Alls, das in einem riesigen glühenden Stein vom Himmel fiel. Es stürzte in die Blutberge und riss ein gewaltiges Loch, und es regnete Feuer. Als nach langer Zeit der Stein beinahe erkaltet war, schafften ihn die ersten Zauberer hierher nach Laïre in ungeheurer Mühe, und sie legten das Labyrinthgewölbe an mit dieser Halle, in der sie den Stein lagerten. Nach einem Menschenalter zerplatzte der Stein, und unter den Augen der geduldig wartenden Zauberer kroch dieses Wesen heraus, das Schwarze Licht der Sterne, das Körperlose Vielwesen. Es ist die Umkehr des Lebens, der Spiegel der Schatten. Und es dient uns. Es ist Laïres Unangreifbarkeit, sein ungeheurer Schutz. Über seiner Höhle wurde Laïre erbaut, und das Wesen half uns dabei. Es hilft uns noch immer, es ist unser Freund, wie wir immer sein Freund sind, und es ist unsere geheime und große Waffe. Nichts kann sich Laïre unbemerkt nähern.«
    »Laïres Geheimnis«, hauchte sie fassungslos. »Kelric hat die Waffe einmal erwähnt, aber ich begriff damals natürlich nicht, was er meinte.«
    »Ja«, bestätigte Fandor. »Niemand außer uns, nicht einmal die Götter, wissen davon. Nun, da der Krieg unausweichlich ist, werden wir unseren Dunklen Freund vorbereiten. Wir werden Stück für Stück Oloïns Völker vernichten, die er gegen uns schickt, bis er uns selbst

Weitere Kostenlose Bücher