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v204640

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Titel: v204640 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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blies er mir seinen Rauch ins Gesicht. Er brannte in meinen Augen und ich musste husten. »Klar, du Schlampe?«
    Ich nickte stumm und resigniert. Mit sich zufrieden, schob er sich wieder über meinen Oberkörper und zog genüsslich an seiner Zigarette. Etwas Asche fiel von der Spitze direkt auf meine Brust. Sie glühte nicht, war nur warm. Aber das reichte. Ich schrie gellend, konnte nicht mehr aufhören. Erst das unvermittelte Verschwinden des schwerlastigen Albdrucks auf mir brachte mich zur Besinnung. Ich sah meinen Peiniger mit einer schnellen Bewegung vom Bett gleiten. Die bullige Figur nahm die Position eines Straßenkämpfers ein – in den Knien gebeugt, sprungbereit, beide Arme baumelten locker, bereit zur Abwehr. Er strahlte eine sonderbare Form von Gefährlichkeit aus: gemein, bösartig, primitiv. Ein Tier, das keine Regeln achtet, das nur zwischen Fressen und Gefressenwerden unterscheidet.
    Markus stand in der Tür und erfasste die Lage schnell. Ein kurzer Blick in meine Richtung.
    »Bist du okay?«
    Ich nickte.
    Die beiden Kontrahenten umschlichen sich wie Kater, den Gegner einschätzend, auf Schwächen abtastend. Ich konnte nur hoffen, dass Markus sich darüber im Klaren war, worauf er sich mit diesem Koloss einließ – und dass er irgendetwas in Reserve hatte, denn der Fleischberg war ihm überlegen. Aber Markus schien zu wissen, was er tat.
    »Ziemlich lahmer Fick, deine Tussi. Hat sie bei dir mehr drauf, Kumpel?«
    Markus blieb stumm, pirschte sich heran, hatte den Cowboy blitzschnell zu Boden geworfen und kniete halb auf dessen Rücken. Den rechten Arm riss er nach hinten und zog ihn zwischen den Schulterblättern hoch. Das Brüllen, das der Kerl ausstieß, drückte Schreck und Schmerz aus.
    »Hör auf«, winselte er. »Du brichst mir den Arm.«
    Markus beugte sich zu seinem Ohr hinunter und fragte ihn so leise nach etwas, dass ich es nicht verstehen konnte. »Old Wild Billy« schüttelte eigensinnig den Kopf. Doch lange hielt er die Verweigerungshaltung nicht durch. Dann keuchte er abgehackte einzelne Worte – Namen? Markus nickte zufrieden, fuhr mit seiner freien Hand in die Gesäßtasche des Unterlegenen und zog mit spitzen Fingern die Schlüssel zu den Handschellen heraus. Mit einem elastischen Sprung entließ er sein Opfer und brachte sich gleichzeitig außer Reichweite.
    Ächzend und schnaufend rappelte sich der Kerl vom Boden hoch und betastete seinen malträtierten Arm.
    »Und das alles wegen ’nem Weib. Du tickst ja nicht mehr richtig.«
    Er warf mir einen verächtlichen Blick zu und suchte das Weite. Kurz bevor er zur Tür hinausgerannt war, hielt ihn Markus’ gefährlich klingende Stimme auf.
    »Wenn mir zu Ohren kommt, dass du ihr zu nahe gekommen bist, wird es dir leidtun, verstanden?«
    Der Kotzbrocken nickte und verschwand. Markus lauschte in angespannter Haltung. Wir hörten, wie unten die Tür zuschlug und gleich darauf ein Motorrad mit dröhnendem Motor startete. Er wandte sich mir zu.
    »Geht’s wieder?«
    Ich war zu keiner Antwort fähig. Mir liefen nur die Tränen herunter. Er probierte die Schlüssel zuerst an den Handschellen über meinem Kopf. Es klickte zweimal und mit einem erleichterten Seufzer streckte ich meine schmerzenden Arme. Die Metallringe um meine Fußknöchel hatten sehr eng gesessen und Markus massierte mit zusammengepressten Lippen die roten Abdrücke.
    »Ich hätte dem Schwein doch die Schulter ausrenken sollen.«
    Ich setzte mich auf und begutachtete den Schaden. Es sah schlimmer aus, als es war.
    »Wo warst du bloß? Ich dachte, der Kerl bringt mich um.«
    »Tut mir leid, ich wurde aufgehalten.«
    Nachdem er sich versichert hatte, dass der Koloss mir nichts wirklich Schlimmes angetan hatte, strich er behutsam über die immer noch brennende Haut in meinem Gesicht. Ich schauderte unwillkürlich bei der Erinnerung an die heftigen Schläge, die er damit unwissentlich erneuerte.
    »Bleib ganz still liegen, ich hole dir ein paar Eiskompressen. Sonst kannst du in den nächsten Tagen nicht unter Menschen.«
    Ich ließ mir dankbar die Eisbeutel auf die Wangen drücken, die er aus der Küche geholt hatte. Er kümmerte sich liebevoll um mich, nahm mich in den Arm und tröstete mich wie ein kleines Kind. Nach einer Weile sagte er:
    »Ich muss unbedingt jemanden anrufen.«
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, würde dieser Jemand nicht gerade seine helle Freude an dem Telefonat haben. Falls er auch nur ein wenig an meinem Erlebnis beteiligt war, gönnte ich

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