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Stelle, war ziemlich erschreckend. Die Hoden steckten in einem Lederbehälter, der durch Bänder, die tief ins Fleisch schnitten, in seinen Schritt gepresst wurde. Um den Penis, nahe der Wurzel, hatte sie eine Art Metallring angelegt. Zu meinem Erstaunen beobachtete ich, wie sein Schwanz sich verdickte und langsam, in zitternden Schüben, aufrichtete.
»Himmel«, entfuhr es mir. Ich versuchte, den Rest des Raumes zu erspähen. Neben den beiden standen und hingen imposante Geräte. Eines davon schien mir ein Elektroschocker zu sein. Mein Blick fiel auf eine Art elektrischen Stuhl. Über der Lehne hingen zwei Kabelklemmen, verbunden durch eine dünne Leitung. Ich schätzte, dass man sich die Dinger an die Brustwarzen klemmen sollte. Mir wurde flau. In anderen Teilen der Welt folterten Menschen mit solchen Geräten – und hier zu Lande benutzte man sie als ultimativen Lustkick.
»Ob’s dir gefällt oder nicht – du musst akzeptieren, dass es anderen zusagt«, sagte Markus, als erriete er meine Gedanken. »Diese Spezialitäten haben sich eben noch nicht in den deutschen Mittelstands-Schlafzimmern durchgesetzt.«
»Zum Glück. Ich kann mir aber trotzdem vorstellen, dass es für die Anhänger dieser Methoden schwierig geworden ist, exklusiv zu bleiben – in einer Zeit, in der sogar Neckermann Domina-Komplett-Sets anbietet.«
Markus grinste.
»Da hast du Recht. Solltest mal Wanda hören, wie sie über S/M -Light -Versionen herzieht. Das Geschäft ist schwieriger geworden. Hat früher schon ihr Outfit den Kunden einen Schauer über den Rücken gejagt, ringt ihnen das heute nur ein müdes Lächeln ab. Das können sie zu Hause an ihrer Tochter sehen, wenn die sich für die Disco zurechtmacht. Schwarzes Leder, Lack, Ketten – geschenkt. Glücklicherweise hat sie ihren Kundenstamm und ist schon im Aussteigen begriffen, denn sie beneidet die Jüngeren nicht. Der Trend geht zu immer mehr Brutalität …«
Plötzlich riss die Frau in dem Kerker vor uns an der Kette. Der Typ stürzte zu Boden. Noch während er, sich windend, um Luft rang, grub sie eine metallene Absatzspitze in seine Rippen und drehte sie, als drücke sie eine Zigarette aus. Dunkle Blutstropfen sickerten hervor und rannen an seiner Flanke entlang, auf den Kellerboden.
Ich spürte Übelkeit aufsteigen, schluckte krampfhaft und wandte mich ab. Markus lehnte an der gegenüberliegenden Seite an der Wand und beobachtete mich mit der Aufmerksamkeit eines Laborleiters.
»Genug?«
Absolut. Ich hegte keinerlei Neugier zu erfahren, was in diesem Raum weiterhin vor sich gehen würde. Als wir ins Erdgeschoss fuhren, war es wie ein Aufstieg ans Licht. Ich atmete erleichtert auf, als wir von der strengen Dame an der Rezeption mit einem »Schönen guten Abend« verabschiedet wurden. Das Vogelkonzert im Park vor dem Sanatorium schien mir lauter, die Abendsonne intensiver als sonst.
»Und jetzt lass uns ein Eis essen gehen!« Markus hüpfte geradezu über den Kies.
»Eine wunderbare Idee.«
»Sag mal, würdest du mir Morgen Modell stehen?«
Überrascht sah ich ihn an. Seine Augen wanderten mit einem sinnlichen Lächeln auf meinen Kurven umher.
»Ich möchte gerne deinen Körper verewigen. Hättest du etwas dagegen?«
Ich lächelte zurück. Nein, ich hatte nichts dagegen. Das klang »normal«.
Und normal wäre eine nette Abwechslung.
An jenem Abend waren wir beide ziemlich schweigsam. Ich brauchte einige Zeit, um das Erlebte und Gesehene verdauen zu können und Markus hing offenbar düsteren Gedanken nach. Ich fragte ihn, ob ihm irgendetwas Sorgen bereitete, aber er wich mir aus. Im Auto, kurz vor meinem Wohnviertel, fiel mir siedend heiß ein, was mich die ganze Zeit unterschwellig beschäftigt hatte.
»Hast du tatsächlich jemanden in der Klinik besucht oder war das nur ein Vorwand?«
Er zuckte zusammen.
»Wie kommst du darauf?«
»Ich hatte den Eindruck, dass du ziemlich nervös warst. Wie vor einem unangenehmen Besuch bei der Erbtante.«
Erst nach einer Weile räusperte er sich und holte Luft.
»Eigentlich geht es dich ja nichts an, aber vielleicht schulde ich dir doch eine Antwort. Erinnerst du dich an den Nachmittag am See bei Wassilij?«
»O ja.«
»Das dachte ich mir. Der junge Mann, mit dem du mich da beobachtet hast … Er hatte mich überrumpelt.«
Im dunklen Auto konnte er mein Erröten sicher nicht sehen.
»Ich bin seit vielen Jahren mit seinen Eltern befreundet. Ich kenne den Jungen, seit er in die Grundschule kam und hatte immer das
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