Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaclav und Lena

Vaclav und Lena

Titel: Vaclav und Lena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haley Tanner
Vom Netzwerk:
trug, verschiedene Anrufe, und jedes Mal fand Lena, dass er etwas traurig klang, aber wenn er das Handy ausmachte, lächelte er und sprach zu Lena mit liebevoller Stimme.
    Der Mann richtete sogar einen Teller mit Keksen her, die aus der Küche kamen. Er goss sich ein Glas Milch ein und auch für Lena eins, und dann zeigte er ihr, wie man die Kekse in die Milch eintunkt und dann isst. Lena hatte noch nie einen Keks in ein Glas Milch eingetaucht und fand es einfach wundervoll, und sie dachte, der nette Mann müsse noch viele ähnliche wundervolle Dinge kennen. Ihr war warm und angenehm, und sie schlief ein.
    Mach dir keine Sorgen, Kleine
    Lena wachte nicht auf, weil es an der Tür klopfte, sie wachte auf, weil der nette Mann von der Couch aufstand.
    Der nette Mann erhob sich, ging zu der Tür, öffnete sie, und Lena schlug die Augen auf und wünschte sich, dass er zurückkäme. Sie mochte das Schläfchen am warmen Nachmittag, zusammengerollt auf der Couch, während der Mann wach neben ihr saß und der Fernseher lief. Als er zu den Nachrichten schaltete, weckte sie das etwas, aber sie tat so, als schliefe sie noch, damit ihre gemeinsame Zeit nie zu Ende gehen würde.
    |224| Die Frau an der Tür sprach einige Minuten mit dem Mann, dann kam sie herein und setzte sich neben Lena. Der nette Mann stand vor ihnen.
    »Sprichst du Englisch?« Die Stimme der Frau war genauso nett wie die des Mannes. Lena verstand nichts und antwortete darum nicht.
    »Sprichst du Russisch?«, fragte die Frau auf Russisch. Lena verstand. »Dah.«
    »Wie heißt du?«
    »Yelena«, sagte sie und nannte ihren ungekürzten Namen, wie immer bei Erwachsenen.
    »Yelena, ich heiße Anna, und ich werde dir jetzt einige Fragen stellen, aber es gibt keine falschen Antworten.« Der nette Mann zog seine Jacke an.
    »Wohnst du hier?« Lena verstand nicht, warum sie ihr diese Frage stellte. Wo sollte sie denn sonst wohnen? Lena gefiel es gar nicht, dass der Mann seine Jacke angezogen hatte. Sie betrachtete ihn aufmerksam und wurde unruhig. Sie wollte, dass Anna aufhörte zu reden, damit der Mann dableiben würde.
    »Wo schläfst du?«, fragte Anna.
    »Hier«, sagte Lena und zeigte auf die Couch. Anna nickte und schaute zu dem netten Mann hoch.
    »Mark, ich dank dir sehr. Ich kann hier jetzt weitermachen.« Mark lächelte, beugte sich zu Lena hinunter.
    »Mach dir keine Sorgen, Kleine. Okay?« Er tätschelte sie am Kopf, wandte sich dann ab und ging zur Tür, öffnete sie und verschwand. Lena fragte sich, wann er zurückkommen würde. Sehr bald, hoffte sie.
    Anna stellte Lena noch ein paar Fragen und half ihr dann, |225| ihre Sachen in eine Tasche zu packen, und Hand in Hand gingen sie zur Tür hinaus über den leeren Gang zum Aufzug. Sie fuhren hinunter bis zu der Garage, wo Annas Auto geparkt war, dann brachte Anna Lena weg von diesem Ort zu einem neuen Ort.
    Lena wollte nicht fortgehen, weil sie sich nicht sicher war, ob der nette Mann sie wiederfinden würde, und sie machte sich Sorgen, dass sie nicht da sein würde, wenn er zurückkäme, um sich die
Sesamstraße
anzuschauen.
    Komm, wir malen ein bisschen
    Lena schlief in Annas Auto ein, und als sie aufwachte, hatten sie vor einem großen Haus geparkt. Anna führte sie nach drinnen, wo es so mitten in der Nacht ruhig und dunkel war, und sie brachte Lena in einem eigenen Zimmer zu Bett, und Lena schlief sofort ein.
    Die geschäftigen Morgengeräusche wie die Laute von schläfrigen Kindern und das Lärmen von aufgeregten Kindern weckten sie früh. Einige Kinder liefen den Gang auf und ab, andere kreischten. Sie war noch nie mit so vielen anderen Kindern zusammen gewesen. Im Nebenzimmer hatte jemand das Radio an und sang mit, und dann gab es eine zweite Person, die auch mitsang.
    Lena musste Pipi machen, aber sie wollte ihr Zimmer nicht verlassen. Sie konnte sich zwar nicht genau vorstellen was, aber |226| sie würde bestimmt etwas Blödes anstellen, etwas, das sie eigentlich hätte tun sollen oder eben auch nicht, und sie war sich sicher, dass die anderen Kinder sich über sie lustig machen würden, und deshalb wollte sie nicht mit ihnen reden oder sie sehen.
    Lena wartete, bis die Geräusche nach unten gewandert waren, bevor sie ganz leise ihr Zimmer verließ. Dann rannte sie zum Badezimmer, um Pipi zu machen. Das Badezimmer war näher am Treppenhaus, und von der Küche stiegen Gerüche die Treppe hoch. Ein Duft war Lena vertraut, es war der nach frischem Toast, und sie war hungrig, aber nicht mutig genug, um

Weitere Kostenlose Bücher