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Vaclav und Lena

Vaclav und Lena

Titel: Vaclav und Lena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haley Tanner
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andere Person berührte, die nackt war.
    Die Männer redeten ziemlich lange miteinander, und Lena konnte hören, wie ihre Stimmen aus dem Bad hallten. Sie waren zu dritt, und manchmal kam einer heraus und holte etwas aus einer großen roten Tasche, die sie auf dem Gang hatten stehen lassen. Schließlich kamen die drei aus dem Bad, und der Mann, der zuvor mit Lena geredet hatte, sprach wieder mit ihr.
    |218| »Wir sind gleich zurück, okay? Mach dir keine Sorgen. Bis gleich.« Er sagte das langsam, und dann verließen die drei Männer die Wohnung und schlossen hinter sich die Tür. Lena fragte sich, was er gesagt hatte. Als die Tür offen stand, hatte sie eine Menge Leute im Gang stehen sehen, welche die Rettungssanitäter beobachteten. Sie waren anscheinend richtig aufgeregt. Doch nun kam niemand in die Wohnung, und niemand klopfte.
    Lena ging ins Bad zurück, um zu sehen, was die Männer gemacht hatten. Radoslava Dvorakovskaya lag noch immer in der Badewanne, genau wie vorher, aber sie sah anders aus. Ihre Haut hatte eine falsche Farbe, und kleinere Dinge hatten sich verändert. Die Männer hatten ihr die Augen geschlossen, sodass sie nicht mehr die Decke anstarren konnte. Auch schienen ihre Lippen zurückzuweichen und mehr von dem Gebiss freizugeben. Lena blickte auf Radoslava Dvorakovskaya hinunter und konnte sich noch immer nicht vorstellen, wie die Männer sie heraustragen würden. Sie hörte ein Klopfen an der Tür und dann, wie die Tür geöffnet wurde und eine Männerstimme sagte: »Rettungssanitäter«. Lena lief aus dem Bad, denn sie wollte nicht, dass die Männer wussten, dass sie da drin gewesen war. Eigentlich sollte sie ihre Babuschka nicht anschauen, so tot und nackt und nass, die Augen geschlossen und mit entblößten Zähnen.
    Die Männer sahen sie nicht aus dem Bad kommen, denn sie mühten sich gerade ab, ein Metallbett in die Wohnung zu transportieren. Sie brachten das Bett ins Wohnzimmer und schoben es auf Rädern, die Rillen im Teppich-Dschungel hinterließen. Oben auf dem Bett lag ein Brett mit roten Kissen; das legten sie beiseite und schleppten nur das Brett ins Bad.
    Selbst vom Wohnzimmer aus, wo der Fernseher lief, konnte |219| Lena hören, wie Radoslavas nasse Haut gegen die Badewanne klatschte. Sie konnte hören, wie die Männer ächzten und stöhnten. Sie konnte hören, wie das Holzbrett gegen den gekachelten Boden des Badezimmers krachte und dann gegen die Wanne, und dann ein Quietschen, das von Radoslavas Haut herrühren musste, die sich etwas fester an der Wanne rieb. Lena selbst hatte den Laut in der Wanne gemacht, wenn sie über den Wannenboden gerutscht war, und so kannte sie dieses Quietschen.
    Die Geräusche aus dem Bad klangen nass und hart. Lena wollte etwas sehen. Lena spürte, dass dieser Tag anders war und die sonstigen Regeln keine Rolle spielten. Lena konnte Radoslava nackt in der Badewanne betrachten, und die bemerkte es nicht. Darum wollte Lena sehen, was die Männer taten und was das für Geräusche waren.
    Also schlich sie ganz langsam auf ihren kleinen bestrumpften Füßen über den Linoleumboden in der Diele. Die Badezimmertür stand offen, und Lena schaute nur ganz kurz, sie wollte feststellen, ob die Männer sie sehen konnten, doch die arbeiteten mit dem Rücken zu ihr.
    Lena beugte sich weiter vor, schaute noch genauer hin und trat dann in die Türöffnung. Noch immer bemerkten die Männer Lena nicht, und sie konnte zuschauen.
    Die Männer hatten Radoslava Dvorakovskaya gedreht, sodass sie nun auf der Seite lag, das Gesicht zu den Männern gewandt. Zwei der Männer hielten sie in dieser Stellung hoch, der eine hielt ihre Schultern und der andere ihre Beine direkt unterhalb ihres Hinterns.
    Auf der Seite liegend, sah sie für Lena viel schlimmer und unheimlicher aus. Ihr Bauch hing vor ihr, als wäre er nur lose |220| befestigt, und überall waren Falten, und ihr Nabel war ein hässliches, dunkles Ding. Ihre Brüste sahen genauso aus und waren voller Falten.
    Der dritte Mann, der mit Lena gesprochen hatte, hielt das Brett hinter Radoslava, und die beiden Männer lehnten sie mit dem Rücken gegen das Brett. Lena sah nun, dass sie das Brett hoben und dadurch Radoslava aus der Wanne bekommen konnten, anstatt ihren schwammigen Körper hochzuhieven. Sie benutzten schwarze Gurte, um Radoslava am Brett festzuschnallen, und dann sagten sie irgendwann »eins, zwei, drei«.
    Während sie das Brett anhoben, konnte Lena sehen, wie schwierig es war, das Brett gerade zu halten.

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