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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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hatte er gehört, daß der Gouverneur den Beamten in seiner unmittelbaren Umgebung vorgeschrieben habe, Sporen zu tragen, damit es schneller gehe, falls er einen zu Pferde fortschicken sollte. Arkad plauderte leise mit Katia und erwies, als feiner Diplomat, der Fürstin kleine Aufmerksamkeiten. Bazaroff war beharrlich schweigsam und finster. Frau Odinzoff warf, als er so mit niedergeschlagenen Augen dasaß, zwei- oder dreimal einen verstohlenen Blick auf sein strenges, gallichtes Gesicht mit dem Gepräge verächtlicher Festigkeit und sagte sich: »Nein, nein, nein!« Nach Tische begab sie sich mit der ganzen Gesellschaft in den Garten, ging, da sie merkte, daß Bazaroff sie zu sprechen wünschte, einige Schritte voraus und blieb dann stehen. Er trat zu ihr hin und sagte, die Augen fortwährend niedergeschlagen, mit dumpfer Stimme:
    »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Es ist unmöglich, daß Sie mir nicht zürnen.«
    »Nein, ich bin Ihnen nicht böse,« antwortete Frau Odinzoff; »aber ich bin betrübt.«
    »Um so schlimmer. Jedenfalls bin ich gestraft genug. Meine Stellung ist, wie Sie zugeben werden, so albern als möglich. Sie haben mir geschrieben: ›Warum abreisen?‹ Und ich kann und will nicht bleiben. Morgen werde ich abreisen.«
    »Eugen Wassilitsch, warum …«
    »Warum ich abreise?«
    »Nein, das wollte ich nicht sagen.«
    »Die Vergangenheit kehrt nicht wieder, Anna Sergejewna, und früher oder später mußte es so kommen. Sie sehen, ich muß durchaus fort. Ich könnte nur unter einer Bedingung hierbleiben. Diese Bedingung wird nie erfüllt werden. Verzeihen Sie meine Kühnheit; aber nicht wahr, Sie lieben mich nicht und werden mich nie lieben?«
    Bazaroffs Augen funkelten einen Augenblick unter den schwarzen Brauen.
    Anna Sergejewna antwortete ihm nicht – »Dieser Mensch macht mir angst,« sagte sie sich in diesem Augenblick.
    »Adieu!« sagte Bazaroff, als ob er in ihrer Seele gelesen hätte, und lenkte seine Schritte gegen das Haus.
    Anna Sergejewna folgte ihm langsam. Sie rief Katia zu sich und nahm ihren Arm, den sie bis zum Abend nicht wieder losließ. Sie setzte sich nicht zum Spiel und lächelte gezwungen bei jedem Anlaß, was keineswegs zu ihrem bleichen, müden Gesicht paßte. Arkad verstand von alledem nichts und beobachtete wie alle jungen Leute, d.h. er fragte sich beständig: »Was bedeutet das?« Bazaroff hatte sich auf seinem Zimmer eingeschlossen; doch erschien er beim Tee. Frau Odinzoff hätte gern einige freundliche Worte an ihn gerichtet; aber sie wußte nicht, was sie ihm sagen sollte. Ein unerwarteter Umstand kam ihr zu Hilfe: der Haushofmeister meldete Sitnikoff an. Es wäre schwer, das sonderbare Benehmen des jungen Fortschrittsmannes bei seinem Eintritt genau zu schildern. Mit der ihm eigenen Unverschämtheit hatte er sich zwar entschlossen, eine Frau zu besuchen, die er kaum kannte, und die ihn nie eingeladen hatte, bei der aber, wie er wußte, augenblicklich geistvolle Männer seiner Bekanntschaft zu Besuch waren; gleichwohl war er furchtbar verlegen, und anstatt seine auswendig gelernten Entschuldigungen und Komplimente loszulassen, stotterte er allerlei närrisches Zeug, wie: Eudoxia Kukschin schicke ihn, um sich nach dem Befinden Anna Sergejewnas zu erkundigen, und Arkad Nikolajewitsch habe sich über letztere stets in der schmeichelhaftesten Weise geäußert. Mitten in diesen Dummheiten blieb er stecken und verlor den Kopf derart, daß er sich auf seinen eigenen Hut setzte. Da ihn jedoch niemand fortjagte, und Anna Sergejewna ihn sogar ihrer Tante und ihrer Schwester vorstellte, gewann er bald so viel Fassung, um in gewohnter Weise zu schwatzen. Die Erscheinung der menschlichen Dummheit hat manchmal ihr Gutes in dieser Welt; sie lockert allzu straff gespannte Saiten und beruhigt allzu stolze und eitle Gefühle, indem sie uns erinnert, daß Dummheit und Geist einen gemeinsamen Ursprung und fast etwas von Ähnlichkeit haben. Die Ankunft Sitnikoffs gab allem im Hause eine gewöhnlichere und einfachere Wendung. Alle aßen sogar mit größerem Appetit zu Nacht, und man trennte sich eine halbe Stunde früher als gewöhnlich.
    »Jetzt«, sagte Arkad vom Bett aus zu Bazaroff, der sich anschickte, sich gleichfalls niederzulegen, »kannst du dir wiederholen, was du mir einmal gesagt hast: ›Warum bist du so traurig? Wahrscheinlich hast du irgendeine heilige Pflicht erfüllt?‹«
    Seit einiger Zeit hatten die jungen Leute die Gewohnheit angenommen, sich in dieser bittersüßen

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