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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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Weise zu hänseln, was immer ein Zeichen von geheimem Verdruß und Verdacht ist, die man verbergen will.
    »Ich gehe morgen fort zum Vater,« sagte Bazaroff.
    Arkad kehrte sich um und lehnte sich auf den Ellbogen. Diese Nachricht überraschte und erfreute ihn zu gleicher Zeit.
    »O,« antwortete er, »bist du deshalb traurig?«
    »Viel Wissen macht Kopfweh,« sagte Bazaroff gähnend.
    »Und Anna Sergejewna?« fragte Arkad.
    »Nun was? Anna Sergejewna?«
    »Ich wollte sagen: Läßt sie dich fort?«
    »Ich bin ihr nicht verpfändet.«
    Arkard wurde nachdenklich, und Bazaroff drehte sich mit dem Gesicht gegen die Wand.
    Die beiden Freunde schwiegen mehrere Minuten lang.
    »Eugen!« rief Arkad plötzlich.
    »Was?«
    »Ich werde morgen mit dir abreisen.«
    Bazaroff gab keine Antwort.
    »Aber ich kehre nach Hause zurück,« fuhr Arkad fort; »wir fahren zusammen bis zum Dörfchen Koklow, wo du dich mit Fedote über deine Weiterreise verständigen kannst. Ich hätte gerne die Bekanntschaft deiner Eltern gemacht, aber ich fürchte, sie und dich selbst zu genieren. Und dann hoffe ich doch, daß du später nochmals einen Augenblick bei uns einkehrst?«
    »Ich habe mein Gepäck bei dir gelassen,« antwortete Bazaroff, ohne sich umzuwenden.
    »Wie kommts, daß er mich nicht fragt, warum ich abreise? Und dazu noch so unvermutet, wie ich?« fragte sich Arkad. »Im Grunde, warum reisen wir ab, er und ich?« Diese Fragen blieben ungelöst in Arkads Kopf, und sein Herz war von geheimer Bitterkeit erfüllt. Er fühlte, daß es ihm schwerfallen werde, dies Leben, an das er sich gewöhnt, zu verlassen, aber nach Bazaroffs Abreise allein zu bleiben, schien ihm noch schwerer. »Ohne Zweifel ist etwas zwischen ihnen vorgefallen,« sagte er sich; »warum aber sollte ich nach seiner Abreise ihr vor Augen bleiben? Ich würde ihr entschieden mißfallen und es ganz bei ihr verderben.« Anna Sergejewnas Gestalt trat lebhaft vor seine Seele, dann aber verdrängten andere Züge nach und nach das Bild der jungen Witwe …
    »Katia macht mir auch Kummer!« flüsterte Arkad in sein Kopfkissen, auf das er eine Träne fallen ließ … Plötzlich aber strich er sich die Haare zurück und rief:
    »Warum zum Teufel ist nur der Dummkopf von Sitnikoff hergekommen?«
    Bazaroff rührte sich in seinem Bett.
    »Ich sehe, mein Lieber, daß du noch sehr dumm bist,« sagte er endlich. »Die Sitnikoffs sind uns unentbehrlich. Idioten seiner Art sind mir absolut notwendig. Verstehst du mich? Die Götter sind nicht dazu da, Töpfe zu machen.«
    »Ei, ei!« dachte Arkad; und zum erstenmal erschien ihm Bazaroffs Eigenliebe in ihrer ganzen Größe.
    »Wir sind also Götter, du und ich? oder vielmehr du; denn ich, sollte ich zufällig nicht auch ein Idiot sein?«
    »Ja,« erwiderte Bazaroff, »du bist noch dumm.«
    Frau Odinzoff zeigte keine große Überraschung, als ihr Arkad am nächsten Morgen ankündigte, daß er mit Bazaroff abreisen werde; sie sah zerstreut und müde aus. Katia blickte ihn ernst an und sagte nichts; die Fürstin bekreuzte sich unter ihrem Schal derart, daß ers bemerken mußte; Sitnikoff aber kam bei der Nachricht gänzlich außer Fassung. Er hatte soeben zum Frühstück einen neuen Frack angelegt, der diesmal nichts vom Slawophilen verriet; tags zuvor schien der Bediente, der ihm aufzuwarten hatte, ganz erstaunt, als er die Masse Weißzeug sah, die der neue Gast mitgebracht; und da verließen ihn seine Genossen! Er lief angstvoll und unentschlossen hin und her wie ein verfolgter Hase am Saum des Waldes; ganz außer sich, erklärte er plötzlich fast mit einem Schrei, daß auch er entschlossen sei, abzureisen. Frau Odinzoff drang nicht in ihn, zu bleiben.
    »Mein Wagen ist sehr bequem,« sagte der unglückliche Jüngling zu Arkad, »ich kann Sie nach Hause fahren. Eugen Wassilitsch darf dann nur Ihren Tarantaß nehmen; so macht sichs sogar viel bequemer.«
    »Wo denken Sie hin, unser Gut liegt durchaus nicht auf Ihrem Wege; Sie müßten einen großen Umweg machen.«
    »Das hat nichts zu sagen; ich habe viel Zeit übrig, und zudem rufen mich Geschäfte in jene Gegend.«
    »Branntweingeschäfte?« fragte Arkad in fast zu verächtlichem Ton.
    Aber Sitnikoff war so bestürzt, daß er nicht einmal nach seiner Gewohnheit zu lachen anfing.
    »Ich versichere Sie, daß mein Wagen sehr bequem ist,« fuhr er fort, »und daß er für alle Platz hat.«
    »Kränken Sie Herrn Sitnikoff nicht durch eine Weigerung,« sagte Anna Sergejewna.
    Arkad blickte sie an und

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