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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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sollten Sie auf mich hören, da Sie sich sicher schon mit vielen gelehrten Damen unterhalten haben!«
    »Ach, Fedosia Nikolajewna! glauben Sie mir, alle gelehrten Damen der Welt sind nicht einmal soviel wert wie Ihre Ellbogen.«
    »Was Ihnen nicht alles einfällt!« sagte Fenitschka halblaut und die Arme an den Körper drückend.
    Bazaroff hob das Buch auf.
    »Das ist ein medizinisches Buch,« sagte er, »warum haben Sie’s auf die Erde geworfen?«
    »Ein medizinisches Buch?« wiederholte Fenitschka und wandte sich nach ihm um. »Erinnern Sie sich, daß Sie mir Tropfen gegeben haben? Nun, seit der Zeit schläft Mitia wie verzaubert. Wie dank ichs Ihnen! Sie sind so gut! wahrhaftig!«
    »Streng genommen müßte jede Arznei bezahlt werden,« erwiderte Bazaroff lächelnd, »die Ärzte sind, wie Sie wissen, habsüchtige Leute.«
    Fenitschka sah Bazaroff an; der weißliche Schein, der den oberen Teil ihres Gesichts erhellte, gab ihren Augen eine noch tiefere Färbung. Sie wußte nicht, ob er im Ernst oder im Scherz sprach.
    »Mit Vergnügen,« antwortete sie, »nur muß ich mit Nikolaus Petrowitsch darüber sprechen …«
    »Sie glauben also, daß ich Geld will,« nahm Bazaroff das Wort. »Nein, Geld ists nicht, was ich von Ihnen will.«
    »Was denn?«
    »Was?« wiederholte Bazaroff, »raten Sie!«
    »Weiß ichs!«
    »So will ichs Ihnen sagen; ich möchte eine von diesen Rosen haben.«
    Fenitschka fing aufs neue an zu lachen und klatschte sogar in die Hände, so sonderbar kam ihr die Bitte Bazaroffs vor. Sie fühlte sich zugleich sehr geschmeichelt. Bazaroff sah sie fest an.
    »Gerne! Gerne!« sagte sie und beugte sich über die Bank, um eine Rose zu suchen. »Wollen Sie eine rote oder eine weiße?«
    »Eine rote, und nicht zu groß.«
    Fenitschka richtete sich wieder auf.
    »Da!« sagte sie, zog aber im selben Augenblick die Hand, die sie schon ausgestreckt hatte, zurück, biß die Lippen zusammen, sah nach dem Eingang der Laube und lauschte.
    »Was haben Sie?« fragte Bazaroff, »ists Nikolaus Petrowitsch?«
    »Nein, er ist im Feld … und zudem fürchte ich ihn nicht. Aber Paul Petrowitsch …; ich glaubte …«
    »Wie, warum fürchten Sie Paul Petrowitsch?«
    »Er macht mir bange. Nicht, daß er mit mir spricht, nein; aber er sieht mich mit einem so sonderbaren Ausdruck an! Übrigens lieben Sie ihn ja auch nicht. Ich erinnere mich, daß Sie sich seinerzeit immer mit ihm herumstritten. Ich wußte nicht, worum es sich handelte, aber ich begriff, daß sie ihn hübsch heimschickten … so … so …«
    Fenitschka machte mit den Händen nach, wie sie meinte, daß Bazaroff Paul Petrowitsch »heimgeschickt« hatte.
    Bazaroff lächelte.
    »Und wenns den Anschein gehabt hätte, daß er den Sieg über mich davontrage, hätten Sie mir geholfen?«
    »Könnt ich Ihnen helfen? aber man wird mit Ihnen nicht so leicht fertig.«
    »Glauben Sie? nun ich kenne eine Hand, die mich mit einem Finger umwerfen könnte.«
    »Was für eine Hand ist das?«
    »Als ob Sie’s nicht wüßten! Da, riechen Sie an der Rose, die Sie mir gegeben haben; sie riecht so gut!«
    Fenitschka beugte sich vor und näherte ihr Gesicht der Blume … das Taschentuch fiel ihr vom Kopf auf die Schulter und ließ ihr volles, glänzend schwarzes, etwas in Unordnung geratenes Haar sehen.
    »Halt, ich will mit Ihnen dranriechen,« sagte Bazaroff, bückte sich und preßte einen kräftigen Kuß auf die halbgeöffneten Lippen des jungen Mädchens.
    Sie zitterte und stemmte beide Hände gegen Bazaroffs Brust, aber nur schwach, und er konnte ihr einen zweiten Kuß geben. Ein trockener Husten ließ sich hinter dem Gebüsch vernehmen. Fenitschka warf sich rasch an das andere Ende der Bank. Paul trat vor, grüßte leicht, sagte langsam, aber mit dem Ausdrucke bitterer Traurigkeit: »Sie sind hier?« und ging weiter.
    Fenitschka raffte schnell ihre Rosen zusammen und verließ die Laube.
    »Das ist sehr schlimm für Sie, Eugen Wassilitsch,« murmelte sie halblaut und eilte fort.
    Bazaroff rief sich eine ähnliche noch neue Szene ins Gedächtnis zurück; diese Erinnerung erweckte in seinem Herzen ein gewisses Gefühl von Scham und fast von Selbstverachtung. Aber alsbald schüttelte er den Kopf, beglückwünschte sich ironisch, »auf den Wegen Seladons zu wandeln«, und ging auf sein Zimmer.
    Paul seinerseits verließ den Garten und ging langsam dem Gehölz zu. Er blieb lange aus, und als er zum Frühstück wiederkam, fragte ihn Kirsanoff besorgt, ob er sich unwohl befinde, so

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