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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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gern.«
    »Wir wechseln zwei Schüsse, und zu größerer Sicherheit wird jeder von uns einen Brief in der Tasche tragen, worin er sich für den Fall des Todes selber für den Täter erklärt.«
    »Diese letzte Klausel scheint mir nicht notwendig,« versetzte Bazaroff – »das sähe sehr unwahrscheinlich aus; wir würden etwas in den französischen Roman verfallen.«
    »Vielleicht ja. Aber gleichwohl werden Sie zugeben, daß es unangenehm ist, für einen Mörder gehalten zu werden.«
    »Ohne Zweifel. Aber es gibt ein Mittel, sich gegen diesen peinlichen Verdacht zu schützen. Wir werden keine Zeugen im eigentlichen Sinne des Wortes haben, aber nichts hindert, daß nicht jemand unserem Kampfe beiwohnt.«
    »Wen würden Sie dazu wählen? gestatten Sie mir die Frage.«
    »Nun, Peter zum Beispiel.«
    »Welchen Peter?«
    »Den Kammerdiener Ihres Bruders. Das ist ein Mann, der ganz auf der Höhe der heutigen Zivilisation steht und seine Rolle sicherlich mit dem in solchen Fällen nötigen
›comme il faut‹
spielen wird.«
    »Ich glaube, Sie scherzen, mein teurer Herr?«
    »Keineswegs, mein Herr; überlegen Sie sich meinen Vorschlag, und Sie werden finden, daß er ebenso vernünftig als natürlich ist. ›Einen Pfriem kann man nicht in einem Sack verbergen‹; ich übernehme es, Peter auf die Umstände vorzubereiten und auf den Kampfplatz mitzubringen.«
    »Sie scherzen immer noch,« sagte Paul im Aufstehen. »Aber nach der liebenswürdigen Zuvorkommenheit, die Sie soeben gezeigt, habe ich nicht das Recht, es übelzunehmen. Also ist alles abgemacht … Haben Sie Pistolen?«
    »Wozu sollte ich welche haben, Paul Petrowitsch? Ich bin kein Krieger.«
    »In diesem Falle biete ich Ihnen die meinigen an. Ich habe mich derselben seit mehr als fünf Jahren nicht bedient, und Sie dürfen mir aufs Wort glauben.«
    »Diese Versicherung ist ganz geeignet, mich zu beruhigen.«
    Paul nahm seinen Stock.
    »Und nun, mein teurer Herr,« fuhr er fort, »habe ich Ihnen nur noch meinen Dank zu wiederholen, und überlasse Sie Ihren Studien. Ich habe die Ehre, mich Ihnen zu empfehlen.«
    »Auf Wiedersehen,« antwortete Bazaroff, seinen Besuch zur Türe geleitend.
    Paul ging, und Bazaroff, der an der Tür stehengeblieben war, rief aus:
    »Hol mich der Teufel, das ist sehr schön, aber sehr dumm! Welche Posse haben wir da gespielt! Die klugen Hunde, die auf den Hinterfüßen tanzen, machens nicht besser. Unmöglich konnte ich mich weigern; er hätte mich geschlagen, und dann …« Bazaroff erbleichte bei diesem Gedanken, der seinen ganzen Stolz empörte. »Mir wäre nichts anderes übriggeblieben, als ihn zu erwürgen wie ein Hühnchen.«
    Er kehrte zu seinem Mikroskop zurück, aber er war aufgeregt, und die zu seinen Beobachtungen unerläßliche Ruhe war verschwunden.
    »Er hat uns heute gesehen,« sagte er zu sich selber, »aber ist es möglich, daß er sich seines Bruders wegen die Sache so zu Herzen genommen hat? Überdies ein Kuß! das ist was Rechts! es steckt etwas dahinter. Sollte er selbst verliebt sein? Es muß so sein, ich halte meine Hand dafür ins Feuer! Welch eine Pfütze all das!«
    »Schlimme Geschichte!« sagte er nach einigem Nachdenken. »Schlimme Geschichte! erst soll man sein Leben wagen und vielleicht die Flucht ergreifen. Dann … Arkad … und dieses Herrgottsvieh von Nikolaus Petrowitsch! Schlimme, schlimme Geschichte!«
    Der Tag verging noch stiller als gewöhnlich. Man hätte glauben sollen, Fenitschka sei aus der Welt verschwunden; sie hielt sich in ihrem Zimmer wie eine Maus im Loch. Kirsanoff sah sorgenvoll drein; man hatte ihm kurz zuvor gesagt, daß der Brand in seinen Weizen gekommen sei, auf welchen er große Hoffnungen setzte. Pauls eisige Höflichkeit war drückend für alle, sogar für Prokofitsch. Bazaroff fing einen Brief an seinen Vater an, zerriß ihn aber und warf ihn unter den Tisch. »Wenn ich sterbe,« dachte er, »werden sie’s schon erfahren; aber ich werde nicht sterben. Ja, ich werde mich noch lange auf der Erde hinschleppen.« Er erteilte Peter den Befehl, am anderen Morgen mit Tagesanbruch wegen eines wichtigen Geschäfts zu ihm zu kommen; Peter bildete sich ein, daß er ihn mit sich nach Petersburg nehmen wolle. Bazaroff ging spät zu Bette, und wunderliche Träume quälten ihn die ganze Nacht … Frau Odinzoff erschien ihm fortwährend; sie war zugleich seine Mutter. Ein Kätzchen mit schwarzem Schnurrbart folgte ihr, und dieses Kätzchen war Fenitschka. Er sah Paul in Gestalt eines

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