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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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anzublicken; er hatte keine Lust, sich mit ihm zu versöhnen, er warf sich sein Ungestüm, seine Ungeschicklichkeit, sein ganzes Verhalten in dieser Angelegenheit vor, obgleich er sehr wohl fühlte, daß dieselbe in möglichst günstiger Weise beigelegt worden sei. »Er wird uns wenigstens von seiner Gegenwart befreien,« sagte er sich zum Trost, »damit ist immer etwas gewonnen.« Das Stillschweigen, welches die beiden Gegner beobachteten, fing an peinlich und lästig zu werden. Jeder hatte die Gewißheit, daß der andere ihn vollständig verstehe. Diese Gewißheit ist angenehm für Freunde, für Feinde aber ist sie sehr unangenehm, namentlich wenn sie sich weder erklären noch trennen können.
    »Habe ich Ihren Fuß nicht zu fest verbunden?« fragte endlich Bazaroff.
    »Nein, durchaus nicht! Alles ist ganz gut,« erwiderte Paul, und wenige Augenblicke darauf setzte er hinzu: »Es wird nicht möglich sein, meinen Bruder zu täuschen; ich werde ihm erzählen, daß wir über eine politische Frage Streit bekommen haben.«
    »Ganz recht!« antwortete Bazaroff. »Sie können sagen, daß ich in Ihrer Gegenwart alle Anglomanen angegriffen habe.«
    »Richtig! Apropos, was glauben Sie, daß dieser Mann von uns denkt?« fuhr Paul fort, indem er mit der Hand auf denselben Bauer deutete, welcher kurz vor dem Duell, seine Pferde treibend, an Bazaroff vorübergegangen war, und der diesmal, als er die Herren bemerkte, das Haupt entblößte und von der Straße bog.
    »Wer weiß es,« antwortete Bazaroff, »wahrscheinlich nichts. Der russische Bauer gleicht ganz dem geheimnisvollen Unbekannten, von dem so viel in den Romanen der Anna Ratcliffe die Rede ist. Wer kennt ihn? er kennt sich selber nicht.«
    »Ah, Sie glauben?« erwiderte Paul; plötzlich aber rief er aus: »Sehen Sie die Dummheit Ihres Peter! Da kommt mein Bruder selbst mit.«
    Bazaroff wandte sich um und gewahrte das bleiche Gesicht Kirsanoffs, der in der Droschke saß. Er sprang heraus, ehe der Kutscher hielt, und lief auf seinen Bruder zu.
    »Was bedeutet das?« fragte er mit bewegter Stimme; »Eugen Wassiliewitsch, wie ist es möglich?«
    »Es ist gar nichts,« antwortete Paul, »es war unrecht, dich zu stören. Wir haben einer augenblicklichen Aufwallung nachgegeben, Herr Bazaroff und ich; ich wurde ein wenig dafür gestraft, das ist das Ganze.«
    »Aber aus welcher Veranlassung, großer Gott?«
    »Wie soll ich dirs erklären? Herr Bazaroff hat sich in meiner Gegenwart in unziemlicher Weise über Sir Robert Peel ausgedrückt. Ich muß jedoch gleich hinzufügen, daß ich allein an allem schuld bin, und daß sich Herr Bazaroff höchst ehrenhaft betragen hat. Ich habe ihn provoziert.«
    »Ich sehe Blut?«
    »Dachtest du denn, ich hätte Wasser in den Adern? Ich versichere dich, daß mir dieser kleine Aderlaß sehr gut tun wird. Nicht wahr, Doktor? Hilf mir in die Droschke steigen, und überlaß dich keinen trüben Gedanken. Morgen bin ich wieder ganz wohl. So, es könnte mir gar nicht besser zumut sein. Fort, Kutscher!«
    Kirsanoff folgte der Droschke zu Fuß, Bazaroff war zurückgeblieben.
    »Ich muß Sie bitten, meinen Bruder in Behandlung zu nehmen,« sagte Kirsanoff zu ihm, »bis man einen Arzt aus der Stadt geholt hat.«
    Bazaroff verneigte sich schweigend.
    Eine Stunde darauf lag Paul in seinem Bett, und ein kunstgerechter Verband umhüllte sein Bein. Das ganze Haus war in Aufregung; Fenitschka war unwohl geworden. Kirsanoff rang in der Stille die Hände, und Paul lachte und scherzte, besonders mit Bazaroff. Er hatte ein Batisthemd und eine elegante Morgenjacke angelegt und ein Fes aufgesetzt; er verlangte, daß man die Vorhänge nicht herunterlasse, und beschwerte sich scherzend über die Diät, zu der er sich verdammt sähe.
    Gegen Abend stellte sich jedoch ein leichtes Fieber ein, und er bekam Kopfschmerzen. Ein Arzt aus der Stadt erschien. Kirsanoff hatte den Wunsch seines Bruders nicht beachtet, und Bazaroff selbst hatte verlangt, daß man einen Kollegen rufe. Bis zu dessen Ankunft hatte er sich fast beständig in seinem Zimmer gehalten; er sah gereizt und gelb aus und beschränkte sich darauf, dem Verwundeten kurze Besuche abzustatten. Zwei- oder dreimal begegnete er Fenitschka, die ihm mit einem gewissen Schrecken auswich. Der neue Doktor verordnete kühle Getränke und bestätigte die Ansicht Bazaroffs, daß die Wunde wenig zu bedeuten habe. Kirsanoff sagte ihm, daß sein Bruder sich aus Unvorsichtigkeit selbst verwundet habe, worauf der Doktor mit einem

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