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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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sie wieder Luft geholt hatte, sagte sie: »Hatte er wirklich eine so schlimme Zeit?«
    »Nicht ganz. Ich habe ihn beschützt, so gut es ging. Das Problem war nur, dass ich nicht ständig bei ihm sein konnte, und so kam es zu einigen Vorfällen – doch sobald ich das herausgefunden hatte, sorgte ich dafür, dass diese Mistkerle nie wieder in seine Nähe kamen.«
    Rosie stieß die Luft aus, die sie angehalten hatte. »Das ist also der Grund, weshalb du der Schule verwiesen wurdest?«
    Endlich brach er den Blickkontakt. »Ja. Es ging immer nur darum. Am Ende hatte fast die ganze Schule begriffen, dass ich jeden, der Jon anfasste, zu Brei schlagen würde. Aber es gab da drei Jungs, die hatten die Botschaft noch immer nicht verstanden und dachten, sie könnten sich mit mir anlegen. Ja, ich habe sie krankenhausreif geschlagen. Darauf bin ich nicht stolz. Ich hatte es satt und bin ausgetickt. Selbst mein Vater konnte sich diesmal nicht mit Spenden aus der Affäre ziehen.«
    Er hatte seine Maske fallen lassen. Er erzählte ihr die Wahrheit. Rosie sagte: »Warum hast du der Schule nicht gemeldet, was sich da abspielte?«
    Sam lachte bitter. »Das sah der dortige Verhaltenskodex nicht vor. Sich zu beklagen, hieß Schwäche zeigen. Also machte man das unter sich aus. Das dachte ich jedenfalls, aber vielleicht habe ich da auch was falsch verstanden.«
    »Hättest du euren Vater nicht dazu bringen können, euch von der Schule zu nehmen?«
    »Nö. Der war viel zu beschäftigt und wollte nicht behelligt werden. Er hätte es als Versagen gewertet. Was hätte das auch geändert? Es war meine Aufgabe, Jon zu beschützen, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    »Das war mir nicht bewusst«, sagte sie vorsichtig.
    »In deinen Augen war ich ein irrer Schläger?«
    »So was in der Art.«
    Achselzuckend meinte er: »Vielleicht bin ich das ja auch. Ich kann nicht verhehlen, dass es ein gutes Gefühl war, diese Mistkerle zum Heulen zu bringen. Ich mag es, wenn man Angst vor mir hat. Das ist schon irgendwie krank, oder? Aber manchmal auch notwendig.«
    »Was hat Jon dabei empfunden? Dass er schikaniert wurde und du ihn beschützten musstest? Er wird sicherlich auch daran Schaden genommen haben. Das kann man sehen.«
    »Die Sache ist die«, sagte Sam sehr leise, »ich glaube, dass ich ihm damit nicht geholfen habe, weil er dadurch nur das Gefühl bekam, unantastbar zu sein. Und wenn dann mal was passierte, wusste er gar nicht, wie er damit umgehen sollte. Ich hätte es darauf ankommen lassen sollen – schwimm oder geh unter. Aber das konnte ich nicht. Wenn es vor meiner Nase geschah, konnte ich das einfach nicht. Und jetzt ist er nicht mal dankbar dafür; ich glaube sogar, dass er mich deswegen verachtet.«
    »Ist das der Grund, weshalb er dich nicht besuchen will?«
    Sam antwortete nicht. Er starrte auf den Tisch und sagte kaum hörbar » Verdammt «. Dann: »Ich will nicht den Eindruck erwecken, als wollte ich Jon die Schuld an allem geben. Das tue ich nicht, Rosie. Ich wollte nur ein paar Dinge klarstellen.«
    »Und das hast du getan.« Sie rutschte auf dem harten Stuhl herum. Sie wollte noch mehr über Jon in Erfahrung bringen, aber das wäre zu persönlich gewesen. Zu besessen, und sie wollte doch davon loskommen. »Außerdem warst du vier Jahre lang weg. Du brauchst nicht davon auszugehen, dass ich ihn noch immer anschmachte.«
    »Wirklich? Das ist gut. Ich schwöre übrigens, dass ich nie etwas gesagt habe, um Jon von dir fernzuhalten.
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Nun, ich hätte mir irgendwas aus den Fingern saugen können«, sagte Sam. »Ihm erzählen, dass du einen schlimmen Ausschlag hast oder eine unnatürliche Begeisterung für Hoftiere zeigst, irgendwas. Aber ich habe es nicht getan.«
    »Das habe ich auch nie angenommen«, sagte sie scharf. »Er war nicht interessiert und warum sollte er auch? Vielleicht bin ich zu …«
    »Was?«
    Achselzuckend sagte sie: »Anstrengend, armselig oder sonst was. Unattraktiv.«
    »Hör auf damit«, schnaubte Sam verzweifelt. »Jon spinnt doch. Du liebst ihn und er bemerkt es gar nicht! Dem muss mal jemand in den Hintern treten. Aber es gibt auch Vaethyr … die fühlen sich von anderen Elfenwesen bedroht. Sie lassen sich lieber mit Menschen ein, weil die Herausforderung geringer ist.«
    »Und du meinst, dass Jon so tickt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Sam müde. »Wer kann schon wissen, was in seinem Kopf vorgeht? Ja, ich war wahnsinnig eifersüchtig, als ich merkte, was du für ihn

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