Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
es dir nicht egal sein, wenn die böse Stiefmutter irgendwas ausheckt. Finde es heraus.«
    »Nein«, sagte sie. »Das geht mich nichts an, und ich finde es unglaublich, dass du versuchst, mich da hineinzuziehen. Kommt gar nicht infrage, Sam.« Die letzte Aufforderung kam und sie schloss sich dem Strom der gehenden Besucher an. Sie war froh wegzukommen, denn sie war wütend. Während ihres Gesprächs hatte sie diesmal das Gefängnis allerdings kaum in irgendeiner seiner Manifestationen wahrgenommen. Sam, der aufgestanden war, rief ihr schamlos hinterher: »Hey, sagtest du, du hättest begonnen mich zu mögen?«
    Der Nachthimmel, das Gesicht der Göttin, wölbte sich über ihm. Lucas versank in ihr. Jedes Mal ließ er sich in spannendem Entsetzen in die Schwärze fallen. Eine nur schemenhaft wahrgenommene Katze führte ihn entlang gewundener Flüsse, bis er einem Aelyr-Mann mit langem schneeweißem Haar begegnete. In der ausgestreckten Hand des Mannes schimmerte ein Edelstein.
    In dieser Vision war Lucas ein anderer. Er hatte das Gefühl, Lawrence zu sein, und dass der weißblonde Mann sein Vater Albin war, und der Streit zwischen den beiden schon seit Jahren im Gange.
    »Du hältst das Portal für die Vaethyr offen, die Exilanten, die sich verkauft haben, um von Vaeths Reichtümern zu kosten, und dennoch erwarten, hier willkommen zu sein?«, sagte Albin. »Die Elfenwesen werden erst wieder erstarken, wenn wir uns alle in der Spirale versammeln. Auf der Oberfläche ist kein Platz für uns.«
    »Ich tue, worum meine Großmutter mich gebeten hat«, sagte Lawrence-Lucas. »Ich kann mich nicht verweigern. Ich bin vom Lych-Licht gebrandmarkt.«
    »Dann wirst du dadurch nur Leid erfahren.« Albin hielt ihm den Edelstein hin, schloss dann aber seine Hand und enthielt ihm diesen vor. Die Geste war unverständlich, aber doch schien sie den Moment zu markieren, um den sich das Universum drehte. Lucas hatte das Gefühl, als sei ihm ein lebenswichtiger Teil entrissen worden, sodass er wehrlos zurückblieb.
    Was er für eine Katze gehalten hatte, schien nun eine Rauchwolke zu sein, die kontinuierlich anschwoll und amorphe Arme nach ihm ausstreckte. Während sie wuchs, wuchs auch Lucas’ Angst. Sie würde ihn ersticken. Er versuchte zu fliehen, war aber wie festgewurzelt, als die Nebeldecke ihn überwältigte. Er versuchte zu schreien. Dann löste sich eine geisterbleiche Gestalt aus dem Nebel und zielte mit einem Speer aus brennendem schwarzem Eis auf sein Auge –
    Mit wildem Herzklopfen und in kalten Schweiß gebadet tauchte er aus dieser Vision auf.
    »Luc, Luc, es ist gut. Was hast du gesehen?«
    Er schaute hoch zu der rissigen Decke von Jons Zimmer in dem Haus, das sie in Nottingham gemeinsam bewohnten. Jon saß im Schneidersitz vor ihm auf dem Fußboden und hielt eine Büchse und Zigarettenpapier in seinen Händen. Kerzenlicht verwandelte den Raum in eine bernsteinfarbene Höhle.
    »Eine schwarze Katze«, sagte Lucas, der zwischen den einzelnen Worten nach Luft rang. »Nur dass es keine Katze war, richtig sehen konnte ich das nicht.«
    »Deine Fulgia «, sagte Jon. »Deine Zwillingsseele in der Spirale. Sie hat dich geleitet.«
    »Sie hat mich angegriffen.«
    »Das kann nicht sein.«
    Luc setzte sich auf und vergrub den Kopf in seine Hände. Der Trip war verschwommen. Das Einzige, woran er sich erinnerte, war seine niederschmetternde Angst, die ihm die Luft abschnürte. »Ich sage dir doch, was ich gesehen habe. Es war ein einziges Durcheinander.«
    »Hast du jemanden gesehen?« Jon kaute auf seinem Stift herum. »Eine Frau mit langen krausen Haaren?« Das sagte er so hoffnungsvoll, dass es Lucas leidtat, ihn enttäuschen zu müssen.
    »Nein. Da war ein Mann … ich weiß nicht, was das zu bedeuten hatte. Wir müssen hoch zu Freias Krone gehen, um das zu tun. Hier wird es nie funktionieren.«
    »Aber das können wir nur, wenn mein Vater weg ist. Und du siehst selbst hier Dinge.«
    »Aber selbst wenn wir vor den Toren sind, komme ich nicht durch. Ich glaube auch nicht, dass ich das möchte. Dein Vater lügt nicht; es ist tatsächlich etwas Furchtbares auf der anderen Seite!« Lucs Herzschlag beutelte seinen Körper wie ein Tier, das aus seinem Brustkasten auszubrechen versuchte. Keuchend packte er sich an die Brust.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Jon und sah ihn durch rotbraune Haarsträhnen hindurch besorgt an.
    »Das teuflische Zeug, das du mir da gegeben hast – das ist zu stark. Ich pack das

Weitere Kostenlose Bücher