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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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nicht nervös. Bin ich wirklich nicht.«
    »Das ist wunderbar. Das ist ein Zeichen dafür, dass du dir wirklich sicher bist.«
    »Bin ich auch«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Und du siehst fantastisch aus. Warte, rasch ein Foto …«
    »Ich komme mir vor wie ein herausgeputztes Zirkuspferd«, sagte sie und kicherte, als die Kamera blitzte. Das kleine digitale Bild auf dem Display der Kamera zeigte eine perfekte Braut: zierlich in ihrem geschmackvollen Seidenkleid und mit einem strahlenden Lächeln. Als wäre es jemand anderer.
    »Lass mich auch eins von dir machen, Dad«, sagte sie, weil sie ihn in ihrer Nähe haben wollte, als Wächter, um die Zukunft zu bannen.
    Als er gegangen war, sah Rosie sich in ihrem vertrauten Zimmer mit den dunklen antiken Möbeln und den Waterhouse-Drucken an den Wänden um. Es würde ein trauriger Abschied werden. Das große Bett war nie Schauplatz der wilden dämonischen Liebesspiele gewesen, von denen sie so oft fantasiert hatte. Traurig.
    Noch eine Stunde, dann war es so weit. Auf dem Treppenabsatz konnte sie schwatzende Stimmen hören: Jessica, Phyllida, Faith und Mel … Hoffentlich plauderten sie noch lange und ließen sie diese letzte Zeitinsel allein genießen. Sie erwog, ihre Nägel mit einem passenden langweiligen Lack in Austernrosa anzumalen, aber ein schelmischer Impuls ließ sie dann doch nach dem dramatischen öligen Regenbogen von Zeitgeist greifen.
    Es war ein kleiner Akt der Revolte. Sie lehnte sich zurück und betrachtete grinsend den vielschichtigen Glanz ihrer Nägel.
    »Alles in Ordnung?« Matthew steckte seinen Kopf durch die Tür. »Darf der Brautführer hereinkommen und der Braut Glück wünschen?« Er machte eine gute Figur in seinem dunklen Anzug, ein blonder Prinz. Grinsend blieb er vor ihr stehen, die Hände in den Hosentaschen, und nickte leicht. »Du hast dich anständig geschrubbt. Wenigstens hast du der Versuchung widerstanden, deine verborgene innere Göttin herauszuholen und Alastairs Familie eine Heidenangst einzujagen.«
    »Was?«
    »Will sagen, du hast ein hübsches konventionelles Kleid gewählt. Steht dir.«
    »Verzieh dich.« Die Worte waren ihr wütender als beabsichtigt herausgerutscht, aber Matthews Aufmerksamkeit widmete sich schon ihren Händen.
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst«, sagte er. »Du kannst doch nicht mit schwarzen Fingernägeln heiraten! Was soll das, verdammt?«
    »Das ist nicht schwarz. Das ist jede Farbe, die du sehen willst, abhängig vom Licht.«
    »Typisch. Du kannst wohl nie irgendwas ganz Normales tun?« Er schaute auf seine Uhr. »Soll ich dir deine Lippe noch mit einer Sicherheitsnadel piercen, bevor wir aufbrechen? Noch ist Zeit.«
    »Sei still.« Rosie biss sich auf die Zunge, bis der Drang, ihm Widerworte zu geben, sich gelegt hatte. »Wie geht’s Alastair?«
    »Gut, abgesehen davon, dass er alle paar Minuten aufs Klo rennt.«
    »O Gott, ist er so nervös?«
    »Der kackt sich um Kopf und Kragen«, erzählte Matthew vergnügt. »Ich hab ihm Whiskey angeboten und ihm erklärt, dass der mir geholfen hat, meinen Hochzeitstag zu überstehen, aber er sagt, er kriegt nichts runter.«
    »Wie kommt es, dass er in einem solchen Zustand ist?« Rosie hatte deswegen irrationale Schuldgefühle.
    »Weil ihm das so unglaublich viel bedeutet, alles bedeutet.« Matthew beugte sich zu ihr hinunter und sah sie aus schmalen Augen ernst an. »Alastair ist ein großartiger Kerl. Das ist wirklich das Beste, was dir passieren konnte, Rose. Ein erfülltes Leben in der wirklichen Welt.«
    Noch eine halbe Stunde. Ihre Mutter huschte ständig rein und raus, hübsch mit ihrem weißen, mit blassen Rosen geschmückten Hut auf dem blonden Haar. Sie war den Tränen nah, aber gefasst. Mel und Faith kamen in ihren Brautjungfernkleidern mit Heather herein – ein winziger Engel mit einem Heiligenschein aus Blüten. Mel zog Faith damit auf, dass sie aufgeregter und panischer war als am Tag ihrer eigenen Hochzeit.
    Rosie blieb geduldig sitzen, bis ihre Nägel getrocknet waren. Lucas zog einen Stuhl heran und setzte sich, auf seinen Ellbogen gestützt, neben sie an den Frisiertisch. Er war wirklich süß, machte kein Theater wie die anderen, wollte einfach nur in ihrer Nähe sein. Sie sagte: »Dieses Kommen und Gehen hier in meinem Zimmer ist fast, als würde man mich auf meinem Totenbett besuchen.«
    »Deshalb wohl die Grufti-Fingernägel?«, meinte er mit einem trägen Lächeln.
    »Sie symbolisieren den vielfarbigen Elfengeist«, erwiderte sie

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