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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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nachsehen, wie es läuft.«
    »Natürlich bleibst du hier«, erwiderte Lawrence. »Du bist hier zu Hause. Wir lassen dich nirgendwo anders hingehen. Nicht wahr, Sapphire?«
    Sapphire kam vorsichtig näher, als würde sie sich einem gefährlichen Hund nähern. »Nicht im Traum«, sagte sie glatt und berührte seinen Arm. »Willkommen zu Hause, mein Lieber.«
    Oberflächlich wirkte sie heiter und warmherzig und wie glatt poliert, aber darunter war sie wie sprödes Porzellan. Gemocht hatte sie ihn noch nie; in jener Nacht hatte sie gar nicht schnell genug die Polizei anrufen können, um ihn dann in Handschellen abgeführt zu sehen. Sie hatte Erleichterung und Triumph ausgestrahlt. Jetzt war ihr gärendes Unbehagen gleichermaßen greifbar. Sam lächelte sie an. Sofort brach sie den Blickkontakt ab und sah übergangslos seinen Vater an.
    »Gut«, sagte Lawrence. »Fühl dich wieder zu Hause. Dein Zimmer ist wie immer für dich bereit.«
    »Ich werde Kaffee kochen«, sagte Sapphire und schwirrte in die Küche davon. Beim Anblick ihrer dunklen schwingenden Haarpracht musste er an Rosies Haare denken und an den Rest von ihr … er seufzte. Er war definitiv viel zu lang eingesperrt gewesen.
    Als sie weg war, entspannte Sam sich ein wenig. Irgendwas stimmte nicht, er wusste es – man konnte die Spannung mit einem Kuchenmesser schneiden –, aber hatte auf Stonegate nicht immer was nicht gestimmt? Es war normal. Seine Rückkehr nach Hause fühlte sich plötzlich so gewöhnlich an, war eine Enttäuschung. »Es ist so seltsam«, sagte er, als er sich umschaute.
    »Ich weiß«, sagte Lawrence und sah ihn dabei ernst an, »aber wir können das jetzt alles hinter uns lassen, nicht wahr?«
    »Ich habe keine Lust, hierzusitzen und stundenlang in alten Geschichten zu wühlen.«
    »Ich ebenso wenig«, erwiderte sein Vater, der Meister brütenden Schweigens. »Es ist vorbei. Wir werden kein Wort mehr darüber verlieren, sofern du es nicht möchtest.«
    Sie sahen einander ein oder zwei Augenblicke lang an, aber keiner von ihnen war gut darin und Lawrence brach als Erster den Kontakt ab, bevor er sich mit einem Räuspern abwandte. »Ist mir recht«, sagte Sam. »Ich bringe rasch meine Tasche weg. Ist Jon da?«
    »Ich glaube, er ist oben«, antwortete Lawrence.
    Jon war in seinem Zimmer, saß mit dem Rücken zur Tür im Schneidersitz auf einem Stuhl vor dem geöffneten Fenster. Er rauchte einen Joint. Der Rauch webte ein Spitzenmuster um ihn. Sam setzte sich leise auf Jons Bett und beobachtete ihn ein paar Minuten lang.
    »Hey, Arschloch.«
    Der entsetzt aus seiner Trance herausgerissene Jon war ein lohnenswerter Anblick. Er wirbelte fahrig herum und stierte. Sam erschrak, als er sah, wie mitgenommen er aussah: die Augen tief in den Höhlen blaufleckiger Haut, die Haare ungekämmt.
    »O mein Gott, Sam.«
    »Ich bin ausgebrochen. Du musst mich verstecken.«
    » Was? «
    Die Panik in seinem Blick war unvergleichlich. Sam verdarb es, indem er lachte, weil er nicht anders konnte. Jon schnitt seufzend eine Grimasse. »Verdammt noch mal, Sam! Himmel, du hast mich zu Tode erschreckt!«
    »Nun, du weißt ja, jetzt wird abgerechnet. Ich bin draußen und werde auch nicht wieder reingehen – es sei denn, ich tue etwas wirklich Dummes, wie meinen Bruder umbringen.«
    Jon löste seine langen Beine und erhob sich, die Hände abwehrend von sich gestreckt. »Hör zu, Sam, ich wollte dich ja besuchen. Ich wollte es wirklich. Aber ich konnte es einfach nicht.«
    »Entspann dich. Ich verstehe das. Spaß war das dort keiner, da wäre jeder ausgeflippt. Danke, dass du mir stattdessen Rosie geschickt hast. Na los, setz dich.«
    »Nein, du verstehst nicht.« Jon wurde noch bleicher und fing zu zittern an. »Ich konnte nicht kommen, weil es mein Fehler war, dass der Typ eingebrochen ist. Du weißt ja gar nicht, wie beschissen ich mich gefühlt habe, wie schrecklich das für mich gewesen ist …«
    »Ich habe doch schon gesagt, dass ich es verstehen kann«, erwiderte Sam leise und entschlossen. »Du bist ein Trottel, aber du wirst ihn wohl nicht eingeladen haben, zu uns zu kommen und uns auszurauben, oder? Wenn du deshalb ein schlechtes Gewissen hast, ist das dein Problem. Aber ich habe dir nie die Schuld daran gegeben. Setz dich endlich, du Trottel.«
    Jon gehorchte und setzte sich im rechten Winkel zu ihm auf die Bettkante.
    »Wie ist es hier gelaufen?«, fragte Sam. »Was ist los mit Morticia und Gomez?«
    »Nur das Übliche.« Jon zog nervös an seinem

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