Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
gerichtet.
    »Ich bin so froh, dass du da bist«, flüsterte Jon und neigte sich ihm zu, um ihn auf den Mund zu küssen. »Jetzt wird alles gut werden.«
    Lucas war ganz allein auf Freias Krone. Die Landschaft war vom bläulichen Licht der Schattenreiche gesättigt. Er wusste, dass Jon in seiner Nähe war, aber sehen konnte er ihn nicht. Ein eisiger Angstschauder durchzuckte ihn.
    Der Fels ragte wie ein Klippengesicht über ihm auf. Runen überzogen ihn wie Schleimspuren und wisperten ihm etwas zu. Es war ein silbriger Klang und schmeckte süß wie Minze. Die Welt löste sich auf, plötzlich befand er sich in einem Spalt und sah vor sich eine Waldlichtung. Eine Ricke mit sahnig beigem Fell, anmutigem Kopf und großen dunklen Augen richtete ihren Blick auf ihn. Während Lucas leicht schwankend auf sie zuging, drehte sie sich um und stelzte davon. Er folgte ihr.
    Sie führte ihn tief in den Laubwald hinein, bis sie zu einem Teich kamen. Dort tauchte sie ihre Nase ins Wasser, trank und veränderte ihre Gestalt. Jetzt war sie ein Mädchen, das eingehüllt in einen cremefarbenen Pelz auf dem Boden saß. Ihr Gesicht war herzförmig, jung und liebreizend. Ihre Augen waren wie die des Rehs vollkommen schwarz. »Ich möchte dir unsere Geschichte zeigen«, sagte das Mädchen.
    Während sie sprach, wurde Lucas schwindelig. Ihr Worte wurden zu einer Zauberformel, einem Ruf, der ihn in einen chaotischen Albtraum zog. Die Welt um ihn herum geriet ins Wanken und er sah Vulkane aus der Erde hervorbrechen, Gebirge, die wie das Meer wogten … Er selbst fand sich auf einer Wüstenebene unter einem Berg wieder, in einer Landschaft, die in den Farben des Sonnenuntergangs brannte. Er sah die Truppen Naamons mit flammenden Haaren und Rüstungen in Scharlach und Gold über den hellen Sand hereinströmen. Die Seiten ihrer Streitwagen trugen stilisierte Muster: Luchs, Salamander, Phönix. Und sie wurden bereits von den Rebellen Melusiels, des Wasserreiches, erwartet. Glitzerndes Silber, blassestes Blau, grünlich und schlank, biegsam und weich waren sie zu wenige, um dem Angriff standhalten zu können …
    Das Ende von Königin Malikalas Reich , teilte ihm das Rickenmädchen ohne Worte mit. Und war darin gefangen. Der Boden dröhnte wie eine Trommel. Lucas’ Gesicht brannte in der wütenden Hitze. Sand flog ihm in die Augen und er schrie, dem Ersticken nah, auf. Flammende Pfeile flogen. Die wässrigen Aelyr schrien auf und fielen wehrlos.
    Hoch oben auf dem Berg stand die Zauberin Melusiels, Jeleel, die Wasserkönigin – eine bleich schillernde Säule. In ihren Haaren wogten Perlenschnüre und Seetang. Sie schlug mit dem Fuß ihres silbernen Stabs gegen den Berg und dort entsprang eine Quelle …
    Lucas sah, wie der Stab zuschlug, sah das glasige Tröpfeln aus dem Fels sickern. Binnen Sekunden wurde der Quell zu einem Sturzbach, einem rasch fließenden Strom. Gelähmt verfolgte er den an ihm vorbeidonnernden schäumenden Fluss.
    Die Flut prallte auf die Armee der Feuerkönigin und riss sie mit sich fort. Ihre todbringenden Reihen stoben auseinander, in einer panischen Masse aus Pferden, zerbrochenen Streitwagen und ertrinkenden Männern. Plötzlich stand Malikala selbst vor ihm, real wie aus dem Leben zielte sie mit einer brennenden Pfeilspitze auf sein Herz.
    Sie hatte nichts Menschliches, Kopf und Körper waren der eines behelmten Drachen, ihre Rüstung glühte wie Lava. Ihre Augen waren goldenes Eis, aber der Schuppenleib unter der Rüstung war blauschwarzer Obsidian. Sie legte allen Schmerz ob ihrer Niederlage in den auf Lucas gerichteten Pfeil und schoss ihn ab. Aus kurzer Distanz schlug er gegen sein Brustbein und warf ihn rückwärts in die Flut. Die Wunde brannte wie ein wütender Säurekreis. Wasser brauste in seinen Ohren und er schlug wild um sich, weil er tiefer und tiefer gedrückt wurde. Er wurde mitgerissen und ertränkt.
    Als er seinen Kopf aus dem Wasser befreit hatte, sah er um sich herum Feuerkrieger, die sich kämpfend aus der Sturzflut zu befreien versuchten, von der sie überrascht worden waren. Aufgrund des unerträglichen Schmerzes in seiner Brust bekam er keine Luft mehr.
    Ein Schatten streifte den Rand seines Blickfelds. Er blickte nach oben.
    Boote bewegten sich über den Himmel.
    Eine Flotte langer Flachbodenboote mit geschwungenem Bug trieb über ihm vorüber. Die Soldaten Naamons wurden an Seilen aus dem Wasser gezogen und brachten sich wie Spinnen auf Seide kletternd in Sicherheit. Die Boote trugen das

Weitere Kostenlose Bücher