Vaethyr: Die andere Welt
Elfenprinzessin, zwar ein wenig angestaubt, doch komplett mit reichem Vater und Keuschheitsgürtel?«
»So habe ich das nie gesehen. Ich habe dich geliebt.«
»Mag sein, dass das alles an Liebe ist, was du zu geben hast, aber auf mich machte sie einen verdammt lauen Eindruck.«
»Nun, ich bin nur ein einfacher Sterblicher. Du bist eine Prinzessin und ich habe dich mit Respekt behandelt. Und jetzt bin ich dir nicht leidenschaftlich genug? Aber du wusstest doch, worauf du dich einlässt. Ich dachte, du seist glücklich. Zufrieden. Mir war nicht klar, dass du dir insgeheim einen Mann wünschtest, der dich bespringt wie ein brünstiges Mastschwein. Nur mich nicht?«
»Ich dachte auch, dass wir glücklich sind, aber nur, weil ich innerlich tot war. Sam hat mich wieder zum Leben erweckt.«
Alastair schaute sie finster und wuterfüllt an. Er trat schnaubend ein paar Schritte zurück. »Du solltest dich jetzt besser von mir fernhalten«, sagte er voller Ekel. »Du stinkst nach Sex.«
»Nun, davon habe ich gerade jede Menge gehabt. Ich werde duschen«, sagte sie eisig und wandte sich tief betrübt ab. Von stillem Kummer zu billigen, gemeinen Beschimpfungen – wie hatte sie nur annehmen können, sie könnten diese Angelegenheit in Würde regeln?
Als sie in den Flur trat, sah sie Lucas und Jon, die beide am Treppenende herumlungerten. Toll, Zeugen dieser schrecklichen Szene – das hatte ihr gerade noch gefehlt. Lucas sah sie aufgewühlt mit großen Augen an. »Alles okay mit dir, Ro?«, sagte er tonlos.
Sie antwortete nicht. Jons Ausdruck war verschlossen und voller Verachtung. Verachtet er mich dafür, dass ich im menschlichen Sumpf stecke? , überlegte sie. Genau das wird es sein. Er denkt, er stehe über dem allen.
»Komm, Luc«, sagte Jon entschieden und ging dabei zur Eingangstür. »Ich muss hier weg.«
»Wer wird es Matthew sagen?«, fragte Alastair, als sich hinter ihnen die Tür geschlossen hatte. Er hatte seine Hände in die Hüften gestemmt. »Du oder ich?«
»Ich übernehme das«, sagte sie. »Er wird wütend auf mich sein, egal wer es ihm erzählt.«
»Wo soll ich wohnen? Denn wenn du vorhast, Sam bei dir einziehen zu lassen –«
»Du kannst das Haus haben«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich werde nach Oakholme gehen.«
»Ich will dieses verdammte Haus nicht!«, rief er. »Ich will dich. Rosie, bitte!«
Sie wandte sich ab. Sie ertrug seine Qual nicht.
»Dann war es das wohl?«, sagte er erschüttert. »Du bist bereit alles aufzugeben, nur um einen Loser zu ficken, der nicht mal einen richtigen Job kriegt? Ist es wirklich vorbei?«
»Ich werde gehen«, sagte sie matt.
»Nein, bleib, wo du bist.« Seine Stimme wurde leise vor Wut. »Ich habe dir nichts mehr zu sagen.« Und weg war er. Als die Eingangstür zuschlug, zuckte sie zusammen. Zwei Stunden später saß Rosie benommen in der Küche. Sie war allein in diesem kaltherzigen Haus, während sich draußen die Winterdunkelheit herabsenkte. Gern hätte sie Sam angerufen, ließ es aber sein. Sie brauchte Abstand von ihm, bevor sie ihre Gedanken ordnen, geschweige denn aussprechen konnte.
Unter der Dusche hatte sie bis zur Erschöpfung geweint. Das Wasser hatte zusammen mit Sams Duft auch ihre Tränen weggespült.
Jetzt hielt sie einen Becher Tee in ihren Händen. Sie überlegte, einen Schuss Brandy hineinzutun, befand aber, dass der auch nicht helfen würde. Als sie hörte, wie die Eingangstür geöffnet wurde, läuteten bei ihr sämtliche Alarmglocken und sie wappnete sich bereits für die nächste Runde. Doch es war das Gesicht von Lucas, das, blass wie Porzellan, besorgt im Türrahmen auftauchte. Erleichtert sackte sie in sich zusammen und fragte: »Wo ist Jon?«
»Wir haben uns gestritten.« Lucas kam herein und nahm ihr gegenüber Platz. »Wir haben seinen Kumpel getroffen, und Jon wollte mit ihm gehen und sich bekiffen. Ich war sauer auf ihn, weil er immer nur an sich denkt, wenn man selbst eine Krise hat, aber es bringt nichts, sauer auf Jon zu reagieren, denn dann reagiert er nur noch verbohrter. Also habe ich ihn machen lassen.«
»Großartig.« Rosie seufzte. »Und Alastair ist auch gegangen.«
»Dann sind wir beide also allein.« Luc sah sie sorgenvoll an. »Da habt ihr wirklich eine Bombe platzen lassen, du und Alastair. Möchtest du mir erzählen, worum es ging?«
»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich habe mich mit Sam getroffen. Alastair hat uns zusammen im Bett des Musterhauses erwischt, in dessen Garten ich gearbeitet
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